front und in voller Breite bebaut sind. Seit der
Mitte des 16. Jh. wurden die zumeist steilen,
in Ausdehnung und Höhe variierenden Sattel-
dächer durch Zwerchgiebelaufbauten erwei-
tert, die in ihrer Abfolge den Eindruck geschlos-
sener Giebelhäuserreihen entstehen lassen.
Dieser besondere Bürgerhaustyp, dessen
Zwerchhäuser, auch Kleingiebel genannt, häu-
fig die gleichen gestalterischen Merkmale wie
die Stockwerke aufweisen, umfaßt etwa die
Hälfte aller innerstädtischen Bauten, die in er-
heblichem Maße zur Belebung und Rhythmi-
sierung der zur Straße ausgerichteten Fassa-
den beitragen. Der nicht nur auf Münden be-
schränkte, sondern sich im gesamten Gebiet
der unteren Werra durchsetzende Bürgerhaus-
typ trägt zugleich zu einer interessanten,
höchst differenzierten Dachlandschaft bei, de-
ren Wirkung, von den Stadttürmen aus betrach-
tet, zur Geltung kommt.
Kirch- und Marktplatz
Aus dem Raster der unterschiedlich groß di-
mensionierten Baublöcke wurde neben dem
Burgareal im Nordosten und dem leicht erhöht
gelegenen Gelände im Bereich der Ägidienkir-
che im Südosten der großzügig bemessene
Markt- und Kirchplatz ausgespart, dem seit je-
her innerhalb der Stadtlandschaft eine beson-
dere Bedeutung zukommt. Er bildet den kultu-
rellen wie wirtschaftlichen Mittelpunkt des
städtischen Lebens und beherrscht mit einer
Größe von 60 x 140 m das gesamte Stadtbild.
Der Südabschnitt des Platzes wird bestimmt
von der geosteten spätgotischen Hallenkirche
St. Blasii. Da sie nicht ins allgemeine Straßen-
rastereingebunden ist, läßt der Außenbau - im
Gegensatz zur liturgisch bedingten klaren
West-Ost-Orientierung des Innenraumes -
keine eindeutige Richtungsbezogenheit erken-
nen. Wesentliches Element des Außenbaues ist
das alle drei Schiffe überspannende vereinheit-
lichende Dachwerk. Seine monumentale Wir-
kung wird gesteigert durch die stattlichen
Dachflächen, die nicht von Giebeln und Fialen
überschnitten werden. Als städtebaulich wich-
tiges Phänomen bildet das noch aus dem Ende
des 15. Jh. stammende Dachwerk der St.
Blasiikirche einen weithin sichtbaren Kulmina-
tionspunkt innerhalb der kleinteiligen Dach-
landschaft Mündens. Aus dem steilen Sattel-
dach der Stadtkirche wächst wie ein mächtiger
Lange Straße 6, 8, lOff.
Dachreiter der Oktogonalturm heraus, der von
einer prächtigen, als Stadtkrone wirkenden Re-
naissancehaube bekrönt wird, und die mit dem
schlanken Turm derÄgidienkirche im Südosten
der Stadt korrespondiert.
Mit Rücksicht auf die strengen monumentalen
Formen der Stadtkirche wurde die repräsenta-
tive Schaufassade des Rathauses, eines an-
sonsten schlichten Bruchsteinbaues, nach
Norden ausgerichtet. Er bildet den Mittelpunkt
des unmittelbar an den Kirchplatz anschließen-
den Marktplatzes.
Zwischen Rathaus und Kirche wurde Ende des
16. Jh. die sogenannte „Hohe Schule” Mün-
dens, die Lateinschule, errichtet, ein prächtiger
dreigeschossiger Fachwerkbau von 1585, der
kurz nach 1900 wegen Baufälligkeit abgebro-
chen werden mußte. Neben der Lateinschule,
dem 1864 abgetragenen Spritzenhaus und der
nördlich des Rathauses gelegenen Hauptwa-
che trug der umfriedete, einst als Begräbnis-
stätte genutzte St. Blasiikirchhof noch im aus-
gehenden 19. Jh. zu einer völlig andersartigen
kleinteiligen Raumgestaltung von Kirch- und
Marktplatz bei. Von besonderer städtebauli-
„Stadtkrone” St. Blasii
Lotzestraße, Kirchplatz; Blick vom Blasii-
Kirchturm
124
Mitte des 16. Jh. wurden die zumeist steilen,
in Ausdehnung und Höhe variierenden Sattel-
dächer durch Zwerchgiebelaufbauten erwei-
tert, die in ihrer Abfolge den Eindruck geschlos-
sener Giebelhäuserreihen entstehen lassen.
Dieser besondere Bürgerhaustyp, dessen
Zwerchhäuser, auch Kleingiebel genannt, häu-
fig die gleichen gestalterischen Merkmale wie
die Stockwerke aufweisen, umfaßt etwa die
Hälfte aller innerstädtischen Bauten, die in er-
heblichem Maße zur Belebung und Rhythmi-
sierung der zur Straße ausgerichteten Fassa-
den beitragen. Der nicht nur auf Münden be-
schränkte, sondern sich im gesamten Gebiet
der unteren Werra durchsetzende Bürgerhaus-
typ trägt zugleich zu einer interessanten,
höchst differenzierten Dachlandschaft bei, de-
ren Wirkung, von den Stadttürmen aus betrach-
tet, zur Geltung kommt.
Kirch- und Marktplatz
Aus dem Raster der unterschiedlich groß di-
mensionierten Baublöcke wurde neben dem
Burgareal im Nordosten und dem leicht erhöht
gelegenen Gelände im Bereich der Ägidienkir-
che im Südosten der großzügig bemessene
Markt- und Kirchplatz ausgespart, dem seit je-
her innerhalb der Stadtlandschaft eine beson-
dere Bedeutung zukommt. Er bildet den kultu-
rellen wie wirtschaftlichen Mittelpunkt des
städtischen Lebens und beherrscht mit einer
Größe von 60 x 140 m das gesamte Stadtbild.
Der Südabschnitt des Platzes wird bestimmt
von der geosteten spätgotischen Hallenkirche
St. Blasii. Da sie nicht ins allgemeine Straßen-
rastereingebunden ist, läßt der Außenbau - im
Gegensatz zur liturgisch bedingten klaren
West-Ost-Orientierung des Innenraumes -
keine eindeutige Richtungsbezogenheit erken-
nen. Wesentliches Element des Außenbaues ist
das alle drei Schiffe überspannende vereinheit-
lichende Dachwerk. Seine monumentale Wir-
kung wird gesteigert durch die stattlichen
Dachflächen, die nicht von Giebeln und Fialen
überschnitten werden. Als städtebaulich wich-
tiges Phänomen bildet das noch aus dem Ende
des 15. Jh. stammende Dachwerk der St.
Blasiikirche einen weithin sichtbaren Kulmina-
tionspunkt innerhalb der kleinteiligen Dach-
landschaft Mündens. Aus dem steilen Sattel-
dach der Stadtkirche wächst wie ein mächtiger
Lange Straße 6, 8, lOff.
Dachreiter der Oktogonalturm heraus, der von
einer prächtigen, als Stadtkrone wirkenden Re-
naissancehaube bekrönt wird, und die mit dem
schlanken Turm derÄgidienkirche im Südosten
der Stadt korrespondiert.
Mit Rücksicht auf die strengen monumentalen
Formen der Stadtkirche wurde die repräsenta-
tive Schaufassade des Rathauses, eines an-
sonsten schlichten Bruchsteinbaues, nach
Norden ausgerichtet. Er bildet den Mittelpunkt
des unmittelbar an den Kirchplatz anschließen-
den Marktplatzes.
Zwischen Rathaus und Kirche wurde Ende des
16. Jh. die sogenannte „Hohe Schule” Mün-
dens, die Lateinschule, errichtet, ein prächtiger
dreigeschossiger Fachwerkbau von 1585, der
kurz nach 1900 wegen Baufälligkeit abgebro-
chen werden mußte. Neben der Lateinschule,
dem 1864 abgetragenen Spritzenhaus und der
nördlich des Rathauses gelegenen Hauptwa-
che trug der umfriedete, einst als Begräbnis-
stätte genutzte St. Blasiikirchhof noch im aus-
gehenden 19. Jh. zu einer völlig andersartigen
kleinteiligen Raumgestaltung von Kirch- und
Marktplatz bei. Von besonderer städtebauli-
„Stadtkrone” St. Blasii
Lotzestraße, Kirchplatz; Blick vom Blasii-
Kirchturm
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