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eher Wirksamkeit sind die zu einem geschlos-
senen, schmalen, leicht gekrümmten Baublock
sich verbindenden drei- und viergeschossigen
Fachwerkbauten an der Lotzestraße, die erst-
mals 1521 als „hockerstraten” (Hökerstraße) ur-
kundlich genannt ist. Auf ihrem Areal befanden
sich einst schlichte Scharren und Buden der
Bäcker und Fleischhauer. Während die zum
Rathaus orientierten Fassaden die östliche
Platzbegrenzung bilden, greifen die „Rückfron-
ten” den Fluchtlinienverlauf der Lange Straße
wieder auf und lassen, bis auf den südlichen
Abschnitt, den Eindruck einer geschlossenen
Zeilenbebauung entstehen.
Architektonische Merkzeichen am Nordab-
schnitt des Platzes setzen die zur Loh- bzw.
Lange Straße überleitenden Eckbauten Markt
2 und 8, stattliche um 1900 errichtete Putzbau-
ten, die die Zierformen des Rathauses wieder
aufgreifen und sie in eine zeitgemäße Formen-
sprache umsetzen sowie die straßenbildprä-
genden schmuckreichen Fachwerkbauten
Marktstraße 1 von 1524 und Lange Straße 29
von 1554. Aus der südlichen und westlichen
Platzwand heben sich die aus der 2. Hälfte des
16. Jh. stammenden Repräsentationsbauten

Kirchplatz 7und 9 und der Eckbau Ziegelstraße
2/Mühlenstraße ab, dessen prächtige Giebel-
seite zur Ziegelstraße ausgerichtet ist. Er bildet
gemeinsam mit den hoch aufschließenden
viergeschossigen Traufenhäusern Ziegelstraße
4, 6 aus dem Ende des 17. Jh. den Westab-
schluß des Marktplatzes.
Ägidienplatz
Im Vergleich zum zentralen Kirch- und Markt-
platz kommt dem am äußersten Südostrand
der Stadt auf einem überschwemmungsfreien
Hügel gelegenen Ägidienplatz eine weitaus ge-
ringere städtebauliche Bedeutung zu. Begrenzt
von Ägidienstraße, Ägidienplatz und Wallstraße
reicht die segmentförmige Platzanlage bis an
die Stadtmauer, die in den dreißiger Jahren des
19. Jh. „zum Zwecke der Stadterweiterung” in
wesentlichen Teilen abgetragen wurde, so daß
die östliche Stadtsilhouette ihren geschlosse-
nen, wehrhaften Charakter einbüßte und sich
seitdem zur Wallanlage öffnet. Beherrscht wird
der baumbestandene Platz von der St. Ägidien-
kirche - ein im Vergleich zur St. Blasiikirche
schlichter Bruchsteinbau, der durch die Explo-
sion des nahegelegenen Pulverturms im Jahre

1626 in erheblichem Maße zerstört wurde. Un-
ter Einbeziehung noch erhaltener spätgoti-
scher Architekturrelikte entstand 1684 ein ein-
schiffiger Bruchsteinbau mit plattgeschlosse-
nem östlichen Altarraum. Über der nördlichen,
heute als Sakristei dienenden Kapelle erhebt
sich ein im frühen 18. Jh. aufgestockter ver-
schieferter Oktogonalturm, der die platzum-
schließende Bürgerhausbebauung weithin
sichtbar überragt.
Von der sehr heterogen wirkenden und bis ins
19. Jh. reichenden nördlichen Zeilenbebauung
der Ägidienstraße hebt sich nur das wohl aus
dem frühen 16. Jh. stammende dreigeschos-
sige, sechsachsige Traufenhaus Nr. 9 ab. Die
westliche Platzbegrenzung bilden die leicht aus
der Straßenflucht zurückspringenden zweige-
schossigen traufstelligen Bauten Ägidienplatz
4, 6, 8 aus den dreißiger Jahren des 18. Jh.,
die die Stadt Berchtesgadener Emigranten auf
Erbzins überlassen hat und die durch gleichar-
tigen konstruktiven und gestalterischen Aufbau
eine architektonische Einheit bilden.

Südöstliche Kirchplatzbegrenzung Ägidienstraße 17, 15, 13ff. Ägidienplatz 4, 6, 8




Ägidienkirche mit Platzanlage


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