Beethovenstraße 9, Villa des Geh. Sanitätsrats Dr. Seebohm, 1904/05, Maurermeister W. Kraft, Ansicht,
Bauordnungsamt Stadt Münden
sich vornehmlich durch horizontale, auf Konso-
len ruhende Fensterverdachungen, flache Fel-
derungen in den Brüstungsbereichen, umlau-
fende schwach profilierte Gurt- und Traufge-
simse, die oftmals mit stilisiertem Rankenwerk
versehen sind, Bogenfriese im Ortgang sowie
Lisenen, Pilastern und Scheinquaderungen im
Eckbereich. Diese vielfältigen, in Musterbü-
chern angegebenen Stil- und Formenvorräte
lassen die Flächigkeit der Fassade im wesentli-
chen unangetastet.
Auffallend ist auch die große Zahl der zumeist
um die Jahrhundertwende im Bahnhofsviertel
errichteten Rohziegelbauten. Im Gegensatz zu
den Putzbauten fehlt den Ziegelbauten die
großartige Schattenwirkung der Details, die
durch den Gebrauch von Formsteinen und
farbigen, alternierend angeordneten Gla-
sursteinen wieder ausgeglichen wird. Mit die-
sen Mitteln entwickeln die Ziegelbauten eine
eigene Formensprache, vor allem in der Gestal-
tung großer geschlossener Wandabschnitte.
Die Gliederungselemente der Fassaden liegen
insbesondere bei den Gurt- und Traufgesim-
sen, den Giebelformen und den Fenster-
und Türeinfassungen. Die gebräuchlichsten
Schmuckglieder zeigen Pyramiden-, Prismen-,
Diamantschnitt- und Zickzackformen (sog.
Deutsches Band), Rosetten, Eier- und Perl-
stäbe.
Nach dem Häuserkataster ist die 1863 durch
Maurermeister J. Sander (Kassel) am Südrand
des Bahnhofsviertels gelegene Villa Baurmei-
ster Am Feuerteich 28 eine der ersten Bauten
im östlichen Stadterweiterungsgebiet. Der re-
präsentative, heute als Kreis- und Stadtbüche-
rei genutzte Solitärbau liegt inmitten eines
großflächigen, ursprünglich bis zum Woorth-
weg reichenden Parks, „der als einer der
schönsten des hannoverschen Landes” ge-
priesen wurde. Innerhalb des weitgehend um-
gestalteten Parks setzt die Plastik G. Eberleins
von 1904 einen besonderen Akzent.
Mit der am oberen Ende der Kasseler Straße
Nr. 5 errichteten Villa für den Oberpostmeister
Richter schuf der Mündener Maurermeister R.
Dentz 1865 einen streng gegliederten zweige-
schossigen Sandsteinquaderbau, der heute
SitzdesWasserwirtschaftsamtes ist. Zeitgleich
entstand für den Fabrikanten F. Wetzell auf dem
Eckgrundstück Am Feuerteich/Wilhelmstraße
27 eine höchst bemerkenswerte, gut erhaltene
Villa, die durch einen vielgestaltigen Fassaden-
aufbau besticht. Ein kräftig vorspringender Mit-
telrisalit auf der Ostseite, dem ein mittiger poly-
gonaler Altan mit Putzsäulenstellung und Zahn-
schnittfries entspricht, bilden die gliedernden
Fassadenelemente, in die sich die filigran gear-
beitete gußeisene Veranda (1890) und der far-
big abgesetzte Portalvorbau harmonisch einfü-
gen.
Planverfasser der Villa Senator A. Kunth ist C.
Arend (Hannover), der 1883 auf dem gegen-
überliegenden Grundstück Am Feuerteich 11
die zweigeschossige Villa entwarf, einen streng
gegliederten Putzbau, dessen Äußeres durch
die beiden vorgeschobenen turmartigen Eckri-
salite mit Fachwerkoberstock leicht akzentuiert
wird. Mit der 1912 erbauten Villa Fischer hat
sich ein weiterer zeittypischer Solitärbau inmit-
ten eines noch gut erhaltenen Villengartens Am
Feuerteich 16 erhalten. Auf renaissancistische
Friedrichstraße 4, Wohnhaus A. Tribian, 1899,
Architekt A. Friedeborn
Beethovenstraße 9, Villa Dr. Seebohm, 1904/05,
Maurermeister W. Kraft
174
Bauordnungsamt Stadt Münden
sich vornehmlich durch horizontale, auf Konso-
len ruhende Fensterverdachungen, flache Fel-
derungen in den Brüstungsbereichen, umlau-
fende schwach profilierte Gurt- und Traufge-
simse, die oftmals mit stilisiertem Rankenwerk
versehen sind, Bogenfriese im Ortgang sowie
Lisenen, Pilastern und Scheinquaderungen im
Eckbereich. Diese vielfältigen, in Musterbü-
chern angegebenen Stil- und Formenvorräte
lassen die Flächigkeit der Fassade im wesentli-
chen unangetastet.
Auffallend ist auch die große Zahl der zumeist
um die Jahrhundertwende im Bahnhofsviertel
errichteten Rohziegelbauten. Im Gegensatz zu
den Putzbauten fehlt den Ziegelbauten die
großartige Schattenwirkung der Details, die
durch den Gebrauch von Formsteinen und
farbigen, alternierend angeordneten Gla-
sursteinen wieder ausgeglichen wird. Mit die-
sen Mitteln entwickeln die Ziegelbauten eine
eigene Formensprache, vor allem in der Gestal-
tung großer geschlossener Wandabschnitte.
Die Gliederungselemente der Fassaden liegen
insbesondere bei den Gurt- und Traufgesim-
sen, den Giebelformen und den Fenster-
und Türeinfassungen. Die gebräuchlichsten
Schmuckglieder zeigen Pyramiden-, Prismen-,
Diamantschnitt- und Zickzackformen (sog.
Deutsches Band), Rosetten, Eier- und Perl-
stäbe.
Nach dem Häuserkataster ist die 1863 durch
Maurermeister J. Sander (Kassel) am Südrand
des Bahnhofsviertels gelegene Villa Baurmei-
ster Am Feuerteich 28 eine der ersten Bauten
im östlichen Stadterweiterungsgebiet. Der re-
präsentative, heute als Kreis- und Stadtbüche-
rei genutzte Solitärbau liegt inmitten eines
großflächigen, ursprünglich bis zum Woorth-
weg reichenden Parks, „der als einer der
schönsten des hannoverschen Landes” ge-
priesen wurde. Innerhalb des weitgehend um-
gestalteten Parks setzt die Plastik G. Eberleins
von 1904 einen besonderen Akzent.
Mit der am oberen Ende der Kasseler Straße
Nr. 5 errichteten Villa für den Oberpostmeister
Richter schuf der Mündener Maurermeister R.
Dentz 1865 einen streng gegliederten zweige-
schossigen Sandsteinquaderbau, der heute
SitzdesWasserwirtschaftsamtes ist. Zeitgleich
entstand für den Fabrikanten F. Wetzell auf dem
Eckgrundstück Am Feuerteich/Wilhelmstraße
27 eine höchst bemerkenswerte, gut erhaltene
Villa, die durch einen vielgestaltigen Fassaden-
aufbau besticht. Ein kräftig vorspringender Mit-
telrisalit auf der Ostseite, dem ein mittiger poly-
gonaler Altan mit Putzsäulenstellung und Zahn-
schnittfries entspricht, bilden die gliedernden
Fassadenelemente, in die sich die filigran gear-
beitete gußeisene Veranda (1890) und der far-
big abgesetzte Portalvorbau harmonisch einfü-
gen.
Planverfasser der Villa Senator A. Kunth ist C.
Arend (Hannover), der 1883 auf dem gegen-
überliegenden Grundstück Am Feuerteich 11
die zweigeschossige Villa entwarf, einen streng
gegliederten Putzbau, dessen Äußeres durch
die beiden vorgeschobenen turmartigen Eckri-
salite mit Fachwerkoberstock leicht akzentuiert
wird. Mit der 1912 erbauten Villa Fischer hat
sich ein weiterer zeittypischer Solitärbau inmit-
ten eines noch gut erhaltenen Villengartens Am
Feuerteich 16 erhalten. Auf renaissancistische
Friedrichstraße 4, Wohnhaus A. Tribian, 1899,
Architekt A. Friedeborn
Beethovenstraße 9, Villa Dr. Seebohm, 1904/05,
Maurermeister W. Kraft
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