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Zu einer Ausweitung der Bebauung am Que-
stenberg kam es kurz nach der Jahrhundert-
wende: an die Stelle des zumeist in Fachwerk
errichteten, häufig nachträglich erweiterten
Gartenhauses (Questenbergweg 9) tritt der
mehrgeschossige Massivbau. Einschneidende
Veränderungen leitete die auf dem rechtsseiti-
gen Ufer der Weser oberhalb des Zusammen-
flusses von Werra und Fulda erbaute Weserum-
schlagsstelle von 1905/06 ein. Zum Bau dieses
neuen Schiffsanlageplatzes hatte man sich
entschlossen, weil die größeren Weserschiffe
die Schlagden vor der Stadt nicht mehr errei-
chen konnten. Leider wurde der stattliche
Sandsteinquaderbau, der weithin sichtbar an
der Weserniederung entstand durch Abtrag des
mächtigen Fachwerkoberstockes völlig ent-
stellt. Die Verladestelle an der Weser, die dem
Getreide-, später vor allem dem Kaliexport
diente und in der bis zuletzt Massengüter wie
Getreide, Zellulose und Kies umgeschlagen
wurden, erhielt 1906 Bahnanschluß. Die S-för-
mig geführte sog. Hafenbahn überwindet in
Höhe der alten Furt „to deme Kattenbuhle” die
Werra, durchschneidet den nördlichen Ab-
schnitt der Ortschaft Blume und führt zur We-
serumschlagstelle.
Zu den wenigen herausragenden Bauten zählt
die Villa 0. Müller am Questenbergweg 34 von
1903/04 und der eingeschossige Putzbau Que-
stenbergweg 5.
Mit der Villa O. Müller, die der Architekt H.
Schlichte (Münden) in Hanglage plante, ent-
stand ein repräsentativer zeittypischer Solitär-
bau, dessen differenziert gestalteter Fassaden-
aufbau von einem hohen dekorativen Schweif-
giebel und einem in den Baukörper eingebun-
denen turmartigen Aufbau überragt und ge-
prägt wird. Aufgrund seiner exponierten Lage
und seines Erhaltungszustandes zählt der
streng symmetrisch gegliederte, eingeschos-
sige Putzbau unter steilem Mansardwalmdach
Questenbergweg 5 zu den prägenden Bauten
der Vorstadt Blume.
Bis zu seinem Abbruch 1959 setzte das expo-
niert gelegene Weserkastell, das der Bildhauer
G. Eberlein 1903 nach Plänen des Architekten
C. Gruber (Hannover) errichten ließ, einen mar-
kanten Akzent in der Vorstadt Blume.
Sein unverwechselbares Gepräge erhielt der
1918 eingemeindete Ortsteil Blume durch die
auf der Nordseite der Uferstraße gelegene ge-
schlossene Fachwerkbebauung (Blume Nr.
2-80), die durch den Questenbergweg in etwa
zwei gleichgroße Abschnitte unterteilt wird. Ih-
ren Reiz zieht die malerische, städtebaulich be-
deutsame Zeilenbebauung wie sie schon auf
den Stadtvoduten von Merian und Braun/Ho-
genberg nachweisbar ist, aus der Geschlos-
senheit der z.T. nachträglich aufgestockten,
unterschiedlich hohen Baukörper mit ihren
markanten Zwerchhäusern.
Auch die aus dem frühen 19. Jh. stammenden
Holzverschalungen zahlreicher Fassaden tra-
gen zur Wirkung der Traufenhäuser bei. Ur-
sprünglich waren den Bauten einläufige Frei-
treppen vorgelegt, die jedoch dem Ausbau der
Uferstraße zum Opfer fielen. Durch Hochwas-
ser und Brand in den Jahren 1910/11 wurden
6 Bauten (Nr. 54, 56, 58, 60, 76, 78) zerstört,
die durch Ersatzbauten ergänzt wurden. Hierzu
Blume 2, 4, 6ff.

Questenbergweg 34, Villa O. Müller, 1903/04, Architekt H. Schlichte, Keller- und Erdgeschoßgrundriß,
Bauordnungsamt Stadt Münden


„Vorstadt Blume” Blick vom Dielengraben



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