gehört der von C. Arend 1911 geplante Eckbau
Nr. 52 und das anschließende „Gasthaus zur
Hafenbahn”, die sich harmonisch in die Zeilen-
bebauung einfügen.
Straßenbildprägende Bedeutung kommt auch
den prächtigen, um die Jahrhundertwende ent-
standenen Sandsteinportalen Steinweg 21, 25,
29 zu.
Hermannshagen
Am jenseitigen Ufer der Werra, nordöstlich des
historischen Stadtkerns liegt Hermannshagen,
die einstige Siedlung „Hermannshausen”, die
sich bis zum südlichen Ausläufer des Blümer
Berges erstreckt. Sie war, wie auch die ehema-
lige Siedlung „Ratten” an der Fulda, für den
Ost-West-Verkehr des Tals und für die Stadt-
werdung Mündens von erheblicher Bedeutung.
Spätestens im 14. Jh. wurde Hermannshausen
wüst, zumal auch der Fernhandel auf Flüssen
und Straßen zurückging, fehlten wichtige Vor-
aussetzungen für den Warenumschlag.
Eine Neubesiedlung leitete in den sechziger
Jahren des vorigen Jahrhunderts die an der
Hedemünder Chaussee errichtete chemische
Fabrik von Kästner und Hilgenberg ein, die spä-
ter an F. Pannertz überging. 1882 wurde das
Werk in eine Schleifmittelfabrik umgewandeit.
Als weitere Unternehmen siedelten an der He-
demünder Straße die inzwischen abgebro-
chene Kautabakfabrik Fischer und Herwig und
die Schmirgelfabrik A. Wandmacher und Co.
an, die auf dem Gelände einer ehemaligen Zie-
gelei entstand. Für die wirtschaftliche Entwick-
lung Hermannshagen war der Quartzstein-
bruch am Blümer Berg von großer Bedeutung.
Einhergehend mit der Industrialisierung Her-
mannshagens unterstützte der 1898 gegrün-
dete „Gemeinnützige Bauverein” - beteiligt
waren u.a. Stadtbaumeister W. Schneidewind
und Maurermeister A. Pott - den Wohnungsbau
der Arbeiter und Angestellten der nahegelege-
nen Fabriken.
Noch im selben Jahr begann man in unmittel-
barer Nachbarschaft der Schmirgelfabrik Pan-
nertz mit dem Bau von „Arbeiterwohnungen”
am Wiershäuser Weg. Sie fanden in der kleinen
Arbeitersiedlung, die kurz mach der Jahrhun-
dertwende an der Adolf-Pott-Straße entstand,
ihre Fortsetzung. Auf schmalen, gleichmäßig
parzellierten Grundstücken errichtete man auf
einer Grundfläche von knapp 90 m2 „Unterbe-
amten-Wohnhäuser” mit Stallungen. Die um
1910 von A. Pott geplanten TAgeschossigen
Putzbauten sind durch spätere Baumaßnah-
men in ihrer ursprünglichen einheitlichen Ge-
samtwirkung erheblich beeinträchtigt.
HANN. MÜNDEN-BONAFORTH
Der südwestlich von Münden unmittelbar an
der Fulda gelegene Ortsteil Bonaforth, der erst-
mals 1318 als „Bollenvorde” urkundlich ge-
nannt wird, geht offenbar auf die ehemalige
Bohlenfurt zurück, die einst im Bereich des
Stauwehres die Fulda durchquerte.
Eng verknüpft mit der Entwicklung Bonaforths
ist die bereits 1380 gegründete Ziegelei, die die
Stadt Münden auf „stadteigenem Gelände” -
mitten im heutigen Bonaforth - errichtete, um
die ergiebigen Lehm- und Tonvorräte zu nutzen.
Erst 1869 wurde die städtische Ziegelei ver-
kauft, auf derem Gelände sich ein großflächi-
ges Zellstoffwerk ausdehnt, das in erheblichem
Maße zur Veränderung des Dorfbildes beiträgt.
Neben Furt und Ziegelei brachte die Mitte des
13. Jh. zerstörte „Kemmnade” wichtige Im-
pulse für zahlreiche Ansiedlungen. Nach der
Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1785
gehörten zu Bonaforth der adelige Hof von Ber-
lepsch und 28 „Feuerstellen”, die sich zwi-
schen Fuldaniederung und den nach Süden an-
steigenden bewaldeten Hängen ausdehnten.
Bereits der Lageplan von 1770 unterstreicht die
Bedeutung der heutigen Bonaforther Straße,
die gleichsam das Rückgrat des Ortes bildet,
an der sich die Bebauung verdichtet. Im nördli-
chen Abschnitt teilt sie sich, umschließt den
kleinteiligen Kapellenplatz und führt bis zur
Fulda. Auf schmalen Streifenparzellen entstan-
den zumeist traufständige zweigeschossige
Fachwerkbauten, die sich im Bereich der Ka¬
pelle zu einer Gruppe verbinden: Nr. 123 und
125 aus dem Ende des 18. Jh. sowie 121 aus
dem frühen 19. Jh. Zu den beachtenswerten
Bauten zählen ferner das erweiterte Wohnwirt-
schaftsgebäude Nr. 120 und das streckhofähn-
liche Wohnwirtschaftsgebäude Nr. 95 wohl aus
der 1. Hälfte des 18. Jh., dessen rückwärtige
Traufseite noch in Geschoßbauweise errichtet
ist. Ein aus Lehmbruchsteinen gefertigter tun-
nelartiger Backofen des frühen 19. Jh. unter-
streicht die Bedeutung der Hofanlage. Hervor-
hebenswert sind auch das langgestreckte
Wohnwirtschaftsgebäude Am Felde 9 aus dem
letzten Drittel des 18. Jh. und das traufständig
zur Bonaforther Straße ausgerichtete schlichte
Wohnhaus Nr. 111.
Ev. Kapelle
Auf einem schmalen, inselförmigen Areal am
Nordende der sich gabelnden Bonaforther
Straße entstand eine schlichte Fachwerkka-
peile, die 1784 in ihrer äußeren Erscheinung
erheblich verändert wurde. Die auf mächtigem
Sockelgeschoß aus Duck- und Quaderstein ru-
hende Kapelle schließt mit einem steilen Sattel-
dach ab, das von einem oktogonalen Giebel-
Questenberg 34, Villa 0. Müller, 1903/04, Architekt
H. Schlichte
Bonaforth, Bonaforther Straße 111, Wohnhaus
Bonaforth, Fulda-Nadelwehr, Ende 19. Jh.
185
Nr. 52 und das anschließende „Gasthaus zur
Hafenbahn”, die sich harmonisch in die Zeilen-
bebauung einfügen.
Straßenbildprägende Bedeutung kommt auch
den prächtigen, um die Jahrhundertwende ent-
standenen Sandsteinportalen Steinweg 21, 25,
29 zu.
Hermannshagen
Am jenseitigen Ufer der Werra, nordöstlich des
historischen Stadtkerns liegt Hermannshagen,
die einstige Siedlung „Hermannshausen”, die
sich bis zum südlichen Ausläufer des Blümer
Berges erstreckt. Sie war, wie auch die ehema-
lige Siedlung „Ratten” an der Fulda, für den
Ost-West-Verkehr des Tals und für die Stadt-
werdung Mündens von erheblicher Bedeutung.
Spätestens im 14. Jh. wurde Hermannshausen
wüst, zumal auch der Fernhandel auf Flüssen
und Straßen zurückging, fehlten wichtige Vor-
aussetzungen für den Warenumschlag.
Eine Neubesiedlung leitete in den sechziger
Jahren des vorigen Jahrhunderts die an der
Hedemünder Chaussee errichtete chemische
Fabrik von Kästner und Hilgenberg ein, die spä-
ter an F. Pannertz überging. 1882 wurde das
Werk in eine Schleifmittelfabrik umgewandeit.
Als weitere Unternehmen siedelten an der He-
demünder Straße die inzwischen abgebro-
chene Kautabakfabrik Fischer und Herwig und
die Schmirgelfabrik A. Wandmacher und Co.
an, die auf dem Gelände einer ehemaligen Zie-
gelei entstand. Für die wirtschaftliche Entwick-
lung Hermannshagen war der Quartzstein-
bruch am Blümer Berg von großer Bedeutung.
Einhergehend mit der Industrialisierung Her-
mannshagens unterstützte der 1898 gegrün-
dete „Gemeinnützige Bauverein” - beteiligt
waren u.a. Stadtbaumeister W. Schneidewind
und Maurermeister A. Pott - den Wohnungsbau
der Arbeiter und Angestellten der nahegelege-
nen Fabriken.
Noch im selben Jahr begann man in unmittel-
barer Nachbarschaft der Schmirgelfabrik Pan-
nertz mit dem Bau von „Arbeiterwohnungen”
am Wiershäuser Weg. Sie fanden in der kleinen
Arbeitersiedlung, die kurz mach der Jahrhun-
dertwende an der Adolf-Pott-Straße entstand,
ihre Fortsetzung. Auf schmalen, gleichmäßig
parzellierten Grundstücken errichtete man auf
einer Grundfläche von knapp 90 m2 „Unterbe-
amten-Wohnhäuser” mit Stallungen. Die um
1910 von A. Pott geplanten TAgeschossigen
Putzbauten sind durch spätere Baumaßnah-
men in ihrer ursprünglichen einheitlichen Ge-
samtwirkung erheblich beeinträchtigt.
HANN. MÜNDEN-BONAFORTH
Der südwestlich von Münden unmittelbar an
der Fulda gelegene Ortsteil Bonaforth, der erst-
mals 1318 als „Bollenvorde” urkundlich ge-
nannt wird, geht offenbar auf die ehemalige
Bohlenfurt zurück, die einst im Bereich des
Stauwehres die Fulda durchquerte.
Eng verknüpft mit der Entwicklung Bonaforths
ist die bereits 1380 gegründete Ziegelei, die die
Stadt Münden auf „stadteigenem Gelände” -
mitten im heutigen Bonaforth - errichtete, um
die ergiebigen Lehm- und Tonvorräte zu nutzen.
Erst 1869 wurde die städtische Ziegelei ver-
kauft, auf derem Gelände sich ein großflächi-
ges Zellstoffwerk ausdehnt, das in erheblichem
Maße zur Veränderung des Dorfbildes beiträgt.
Neben Furt und Ziegelei brachte die Mitte des
13. Jh. zerstörte „Kemmnade” wichtige Im-
pulse für zahlreiche Ansiedlungen. Nach der
Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1785
gehörten zu Bonaforth der adelige Hof von Ber-
lepsch und 28 „Feuerstellen”, die sich zwi-
schen Fuldaniederung und den nach Süden an-
steigenden bewaldeten Hängen ausdehnten.
Bereits der Lageplan von 1770 unterstreicht die
Bedeutung der heutigen Bonaforther Straße,
die gleichsam das Rückgrat des Ortes bildet,
an der sich die Bebauung verdichtet. Im nördli-
chen Abschnitt teilt sie sich, umschließt den
kleinteiligen Kapellenplatz und führt bis zur
Fulda. Auf schmalen Streifenparzellen entstan-
den zumeist traufständige zweigeschossige
Fachwerkbauten, die sich im Bereich der Ka¬
pelle zu einer Gruppe verbinden: Nr. 123 und
125 aus dem Ende des 18. Jh. sowie 121 aus
dem frühen 19. Jh. Zu den beachtenswerten
Bauten zählen ferner das erweiterte Wohnwirt-
schaftsgebäude Nr. 120 und das streckhofähn-
liche Wohnwirtschaftsgebäude Nr. 95 wohl aus
der 1. Hälfte des 18. Jh., dessen rückwärtige
Traufseite noch in Geschoßbauweise errichtet
ist. Ein aus Lehmbruchsteinen gefertigter tun-
nelartiger Backofen des frühen 19. Jh. unter-
streicht die Bedeutung der Hofanlage. Hervor-
hebenswert sind auch das langgestreckte
Wohnwirtschaftsgebäude Am Felde 9 aus dem
letzten Drittel des 18. Jh. und das traufständig
zur Bonaforther Straße ausgerichtete schlichte
Wohnhaus Nr. 111.
Ev. Kapelle
Auf einem schmalen, inselförmigen Areal am
Nordende der sich gabelnden Bonaforther
Straße entstand eine schlichte Fachwerkka-
peile, die 1784 in ihrer äußeren Erscheinung
erheblich verändert wurde. Die auf mächtigem
Sockelgeschoß aus Duck- und Quaderstein ru-
hende Kapelle schließt mit einem steilen Sattel-
dach ab, das von einem oktogonalen Giebel-
Questenberg 34, Villa 0. Müller, 1903/04, Architekt
H. Schlichte
Bonaforth, Bonaforther Straße 111, Wohnhaus
Bonaforth, Fulda-Nadelwehr, Ende 19. Jh.
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