Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Bis weit ins 19. Jh. wurde die Entwicklung At-
zenhausens, das nach der Kurhannoverschen
Landesaufnahme von 1785 25 Feuerstellen
umfaßte, weitgehend von Land- und Forstwirt-
schaft bestimmt. Das Interessenten-Verzeich-
nis von 1870 weist 19 Vollhöfner, 12 Anbauer
und 6 Häuslinge aus.
Die Anlage der Straßen und Wege hat sich seit
dem 18. Jh. kaum verändert. Die schmalen, an-
nähernd ringförmig geführten Straßen (Linden-
teichstraße, Tieberg, Hedemündener Straße)
erschließen zumeist kleinteilige Siedlungsbe-
reiche mit häufig unterschiedlich großen Hof-
stellen, die in ihrer Gesamtheit ein unregelmäßi-
ges Haufendorf bilden. Ersatzbauten, neuere
Fassadenverkleidungen und spätere Umbau-
maßnahmen führen zu einem heterogenen
Ortsbild, dessen Architektur bis ins frühe
18. Jh. zurückreicht. Der an der Straßengabe-
lung Tieberg/Lindenteichstraße gelegene trau-
fenständige Fachwerkbau Nr. 5, der laut In-
schrift auf der Stockschwelle des leicht ausla-
denden Oberstockes 1722 erbaut wurde, ist
der wohl älteste erhaltene Fachwerkbau Atzen-
hausens. Der mit einem Satteldach gedeckte
zweigeschossige Bau, dessen Fachwerkge-

füge verändert wurde, ist in der 2. Hälfte des
19. Jh. erweitert worden. Hervorhebenswert ist
das zur Hofanlage Lindenteichstraße 6 gehö-
rende Backhaus, ein schlichter, auf Sandstein-
sockel gestellter und mit einem Krüppelwalm-
dach abschließender Fachwerkbau wohl des
frühen 19. Jh. Ende des 19. Jh. entstand der
achsialsymmetrisch aufgebaute, stockwerk-
weise abgezimmerte Fachwerkbau Linden-
teichstraße 8, der weit von der Straßenfluchtli-
nie zurückspringt.

Ev. Pfarrkirche St. Petri
Nachdem der erstmals 1340 erwähnte, dem Hl.
Petrus geweihte Erstbau abgebrochen war,
entstand zwischen 1817 und 1823 auf der West-
seite des Tiebergs ein schlichter Saalbau mit
mittelalterlichem, annähernd quadratischen
Westturm. Mit einem gestelzten Walmdach ab-
schließend, wird der dreiachsige Außenbau
durch dezente Werksteingliederung struktu-
riert. Das von einer Flachtonne überspannte
Langhaus zeigt noch weitgehend die Ausstat-
tung des frühen 19. Jh. (Kanzelaltar, Orgelem-
pore).

Atzenhausen, Lindenteichstraße


Atzenhausen, Lindenteichstraße 6/8


Atzenhausen, Pfarrkirche St. Petri, 1817-23,
Blick von Norden


ROSDORF-ATZENHAUSEN/
BRACKENBURG

Auf dem 452 m hohen Basaltkegel des Brak-
kenberges im südwestlichen Gemeindegebiet
liegt inmitten eines dichten Buchenwaldes die
ehemalige Brackenburg. Im Jahre 1304 wurde
die Höhenburg zum Schutze der Südgrenze
gegen das benachbarte Hessen durch den wel-
fischen Herzog Ernst begonnen und wohl erst
1353 vollendet. In der großen Städtefehde von
1486 brannte die Brackenburg aus. Nach der
Amtsbeschreibung von 1583 war sie Ende des
16. Jh. wüst und verfallen. Heute künden nur
noch geringe Reste der Südwestecke und ein
Teil der aus Basaltsteinen gemauerten südli-
chen Umfassungsmauer von der einstigen Hö-
henburg.

Forsthaus Brackenberg
In einer Talsenke etwa 1200 m südlich des Dor-
fes Meensen liegt die „Wüstung Friemeensen”
südöstlich der „Revierförsterei Brackenberg”,
überragt von Hainberg, Lieseberg und dem
452 m hohen Basaltkegel des Brackenberges.
Quellenmäßig belegt ist „vrien Mense”, das
spätere „Friemeensen”, erstmals 1235 in Ab-

Atzenhausen, Blick auf die Kirche von Südwesten



Atzenhausen, Lindenteichstraße 5, Wohnhaus,
1722, 19. Jh. erweitert

Atzenhausen, Lindenteichstraße 8, Wohnhaus


227
 
Annotationen