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Straße schließt sich eine großflächige Orts-
randerweiterung an, die bis zur Bahnlinie Göt-
tingen-Friedland reicht, die 1867 angelegt
wurde. Nördlich schließt sich ein Gewerbege-
biet an, aus dem die noch heute bestehende
Ziegelei herauszuheben ist.
Unterschiedliche Formen und Strukturen kenn-
zeichnen die Hofparzellen des Altdorfes.
Schmale, tiefe Streifenparzellen vornehmlich
an Hagenbreite, Masch und Schmiedestraße
wechseln mit überwiegend kompakten, unre-
gelmäßig geschnittenen Grundstücken im Be-
reich Mauerhof und Am Plan. Eine klar sich
abzeichnende Verdichtung der Bebauung ist
nicht erkennbar. Ortsbildprägend sind die Ha-
kenhöfe (Masch, Schmiedestraße) mit giebel-
ständig ausgerichteten Wohnhäusern und von
der Straßenflucht zurückgesetzten quergestell-
ten Wirtschaftsgebäuden. Neuere Fassaden-
verkleidungen, massiv erneuerte Erdgeschoß-
zonen, gefügeverändernde Eingriffe in die
Baubsubstanz sowie die Errichtung von zahl-
reichen Ersatzbauten führten in ihrer Gesamt-
heit zu einem heterogenen Ortsbild, dessen
Althausbestand bis in die Mitte des 17. Jh. zu-
rückreicht, (Lange Straße 9, 23) und im wesent-
lichen aus dem 19. Jh. besteht.

Den Kern des Altdorfes bildet die am Kopfende
der Kirchstraße gelegene, bereits im frühen
14. Jh. urkundlich nachweisbare St. Johannis-
kirche mit der unverwechselbaren platzbegren-
zenden Bebauung (Am Plan 3, 12 und 14). Da-
bei bilden die beiden markanten Bauten Am
Plan 12 und 14 eine torartige Situation, die sich
zur geosteten St. Johanniskirche öffnet. Her-
auszuheben ist das in der 2. Hälfte des 19. Jh.
errichtete Haus (Am Plan 14), das sich als sym-
metrisch aufgebauter, zweigeschossiger Na-
tursteinbau mit Werksteingliederung unter
flachgedecktem Walmdach darstellt. Gerahmt
von Lisenen und bis zur Traufe reichenden vor-
gelegten Säulen, die gleichsam die Vertikale
akzentuieren, hebt sich die Eingangssituation
besonders hervor. Aufgefangen wird die Verti-
kaltendenz des repräsentativen Baues durch
flache Sägezahnfriese und ein umlaufendes
Gurtgesims. Weitaus schlichter gestaltet sind
die beiden Bauten Am Plan 3 und 12 (ehern.
Pächterwohnhaus des Göttinger Stadtgutes).
Der 21/2geschossige, von der Straßenflucht zu-
rückgesetzte Natursteinbau des Göttinger
Stadtgutes liegt inmitten eines umfriedeten,
baumbestandenen Grundstücks. Die unregel-
mäßige Anordnung und Gestaltung der Fen-


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Rosdorf, Untere Mühlenstraße 16, „Untere Mühle”, wohl 2. Hälfte 18. Jh.

Rosdorf, Am Plan 3, 2. Hälfte 19. Jh.


ster beeinträchtigen die Wirkung des 1903 er-
richteten villenartigen Baues, der auf hohem
Sockel ruhend, mit einem Mansarddach ab-
schließt.
1867 kaufte die Gemeinde zwei Reihestellen
neben dem Kirchhof (Am Plan 3), wo die Schule
entstand. Der wuchtige, kaum gegliederte und
erweiterte 21/2geschossige Massivbau liegt an
der Straßengabelung Kirchstraße/Am Plan. An
die Schule schließt ein vermutlich zum ehern.
Magistratshof gehörendes Wirtschaftsge-
bäude an, ein zweigeschossiger Natursteinbau
auf Rechteckgrundstück. Zu den ältesten er-
haltenen Bauten Rosdorfs gehören die Fach-
werkbauten Lange Straße 9 und 23 wohl aus
der Mitte des 17. Jh. Die doppelgeschossigen,
stockwerkweise abgebundenen Fachwerk-
bauten weisen reich profilierte Gebälkzonen
auf, verziert mit Zahnschnittfries, Tauwerk, Perl-
stab und Kerbstechereien.
Einen deutlichen Akzent setzt auch die „Untere
Mühle” an der Rase (Untere Mühlenstraße 16),
ein gut erhaltener, stockwerkweise abgezim-
merter doppelgeschossiger Fachwerkbau
wohl aus der 2. Hälfte des 18. Jh., dessen Wir-
kung durch das gestelzte Walmdach gesteigert
wird. Hervorhebenswert sind auch die stattli-
chen Hofanlagen Olenhuser Landstraße/Obere
Straße am nordwestlichen Ortsrand aus dem
frühen 19. Jh., der zu einem nahezu dreiseitig
geschlossenen Hof erweitert wurde und der bis
zur Rase reichende Hof Schmiedestraße 13
ebenfalls aus dem frühen 19. Jh.
Aus der Zeit um 1900 stammen die doppelge-
schossigen Fachwerkbauten Göttinger Straße
19/21 und 27 mit ausgebautem Drempelge-
schoß und Zwerchhausaufbauten sowie der
reich dekorierte Fachwerkbau Sellenfried 6, ein
zeittypischer, auf hohem Werksteinsockel ge-
stellter Fachwerkbau. Die letztgenannten Bau-
ten lassen in ihrer Fassadengestaltung bereits
die Nähe zu den Stadterweiterungsgebieten
Göttingens erkennen.
Ev. Kirche St. Johannis
Bereits 1319 ist in Rosdorf eine Kirche urkund-
lich nachweisbar. Der einschiffige gotische
Kernbau mit polygonalem Chorschluß und
blockhaft wirkendem Westturm wurde 1725
tiefgreifend umgestaltet. Ende des 18. Jh. folg-
ten weitere Instandsetzungen an Turm und
Schiff. Gegliedert wird der schlichte Putzbau,
der mit einem Mansarddach abschließt durch
abgetreppte Strebepfeiler und Werksteinglie-
derungen der Fenster. 1866 erfolgten Restau-
rierungen unter Leitung des Konsistorialbau-
meisters C. W. Hase (Änderung nach dem
2. Weltkrieg).
ROSDORF-ATZENHAUSEN

Im südlichen Teil der Gemeinde Rosdorf, nahe
der Grenze zum hessischen Landkreis Witzen-
hausen, liegt in etwa 300 m über NN der erst-
mals 990 in einer Schenkungsurkunde Ottos
III. genannte Ort Atzenhausen. Auf nach Süd-
westen hin ansteigendem Gelände, das von
Wiesen- und Weideland umschlossen wird,
reicht die Feldmark bis zu den Höhenausläu-
fern des Hedemündener Gemeindewaldes.

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