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auch die neueren Ortsranderweiterungen bis
zur Bahnlinie an der Bahnhofstraße und an der
Gartenstraße/Birkenweg ab. Einschneidende
Veränderungen des Dorfbildes bewirkte die
Verrohrung des Schedebaches 1904/05 bzw.
1910, der lange Zeit das Leben im Dorf prägte
und Niederscheden die Bezeichnung „Klein
Venedig” eintrug.
Das Rückgrat Oberschedens bildet die orts-
bildbeherrschende, von Südwesten nach
Nordosten verlaufende Quantzstraße. Von ihr
zweigen im nördlichen Abschnitt Kirchstraße,
Beergenstraße und Raiffeisenstraße ab und er-
schließen kleinere Siedlungsbereiche. Die
Quantzstraße öffnet sich am westlichen Orts-
rand und mündet in die nach Norden abzwei-
gende K 205/Schulstraße, die eine Verbindung
zur B 3 herstellen. In Höhe Schulstraße knickt
nach Westen die Gaußstraße ab, die dem Dorf-
bild Niederscheden das Gepräge gibt.
Im gesamten Verlauf der Quantzstraße zwi-
schen Bahnhofstraße und Beergenstraße sind
schmale, etwa gleichgroße Streifenparzellen
vorherrschend, die im Süden bis zur Raiffeisen-
straße reichen. Wesentlich uneinheitlicher sind

die Parzellenzuschnitte in Niederscheden. Be-
herrscht wird das Straßendorf Oberscheden
von der Quantzstraße, die an Schedens be-
rühmten Sohn Johann Joachim Quantz
(1697-1773) erinnert, den bedeutenden Kgl.
Preußischen Kammermusiker und Flötenmei-
ster Friedrich des Großen. Die Erinnerung hält
auch eine Gedenktafel und der von Eberlein
geschaffene Quantzbrunnen wach. Die nach
Südwesten sanft abfallende und sich angerför-
mig öffnende Quantzstraße mit dem für Stra-
ßendörfer charakteristischen Straßenzuschnitt
und den daraus resultierenden typischen Ha-
kenhöfen bildet in ihrer Gesamtheit ein bemer-
kenswertes städtebauliches Phänomen, das
sich in wesentlichen Teilen zu einer großen
Gruppe baulicher Anlagen verbindet. Die Bau-
ten in diesem siedlungsgeschichtlich klar
strukturierten Ensemble verkörpern noch heute
nahezu unverfälscht das Erscheinungsbild
qualitätvoller Mitteldeutscher Haus- und Hof-
formen mit den giebelständig zur Straße aus-
gerichteten quer aufgeschlossenen Wohnwirt-
schaftsgebäuden und den rückwärtigen, trau-
fenständigen Nebengebäuden.
Leider wird der einheitliche Gesamteindruck

häufig durch modernen Fassadenbehang be-
einträchtigt. Als wesentliche, Haus- wie Orts-
bild gleichermaßen prägende Erscheinungs-
merkmale und Details der zumeist aus dem
18. Jh. stammenden streckhofähnlichen Bau-
ten sind der hohe Sandsteinquadersockel, die
stockwerkweise abgezimmerten Fachwerk-
wände mit dem häufig dreiseitig vorkragenden
Oberstock und einem abschließenden steilen
Satteldach. Zu den über das rein Konstruktive
hinausgehenden Gestaltungselementen gehö-
ren gekrümmte Fußstreben und Kopfbänder an
den Eck- und Bundständern (Gaußstraße 29),
barocke, beschlagwerkartige Flachschnitze-
reien an den Füllbalken der Vorkragungen
(Gaußstraße 23), profilierte Balkenköpfe, In-
schriften auf den Oberstockschwellen und die
Betonung der Eckständer mit ihren aus dem
vollen Holz herausgearbeiteten Zierprofilen
(Gaußstraße 4, 8, 10; Quantzstraße 5, 31, 38).
Die das Ortsbild von Niederscheden stützende
Gruppe baulicher Anlagen umfaßt die Bauten:
Gaußstraße 9 bis 35 und 20 bis 24. Gruppen-
konstituierend sind der doppelgeschossige
Fachwerkbau Nr. 23 aus der Mitte des 17. Jh.,
das freistehende, giebelständige ehern. Schul-


Scheden, Raiffeisenstraße 11, Wohnhaus, Kern wohl 1. Hälfte 18. Jh.

Scheden, Kirchstraße 2, Geburtshaus J. J. Quantz


Scheden, Gaußstraße, Straßenaufnahme

Scheden, Kirchstraße 9, im Hintergrund die Pfarrkirche St. Markus


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