Aufgrund seiner konstruktiv-gestalterischen Merkmale und seiner sparsam gesetzten
Schmuckformen verdient das Beispiel Schaupenstiel 9 gesondert herausgestellt zu wer-
den. Zur Wirkung des dreigeschossigen fünfachsigen Baues trägt vor allem der von
dicht gereihten Knaggen abgefangene Überhang bei. Ins Blickfeld rückt der flach
aufgelegte Kreuzbogenfries auf der Oberstockschwelle - eine Zierform, die am
überkommenen Althausbestand Northeims singulär ist.
Die weitere gestalterische Entwicklung verkörpert in paradigmatischer Weise das
Kassebeersche Haus Breite Straße 37 von 1566. Dem Traufenbau ist um 1600 eine
Utlucht vorgelegt worden, die maßgeblich zur Wirkung des repräsentativen Baues
beiträgt. Tief gekehlte Knaggen fangen den Oberstock ab, dessen Brüstungszone durch
flächenhaftes Schnitzwerk in Gestalt von Fächerrosetten belebt wird. Den Formvorstel-
lungen der Zeit folgt die Utlucht, deren Brüstungs- und Gebälkzone eine reiche Bauzier
aufweist, bestehend aus paarweise angeordneten Blendarkaturen, eingefasst von
Zahnschnittfries, Perlband und Tauwerk.
Ins frühe 17.Jh. ist der sechsachsige Fachwerkbau Am Münster 15 zu setzen. Ablesbar
wird die inzwischen erfolgte konstruktive Veränderung des Abbundes, indem das
niedrige Zwischengeschoss zugunsten eines vollwertigen Geschosses aufgegeben
wurde. Zudem kragen die Stockwerke nur in Balkenstärke vor. An die Stelle der Knagge
tritt die profilierte Volutenkonsole, wie sie unterhalb des Dachüberstandes noch zu
erkennen ist. Zu den fassadenprägenden Schmuckelementen gehören die Fächer-
rosetten auf den Winkelhölzern und die mit Tauwerk, Zahnschnitt und Perlschnur deko-
rierte Gebälkzone.
Die weitere bauliche Entwicklung dokumentieren die barocken Bauten Entenmarkt 15
von 1708, Schaupenstiel 8 wohl kurz nach 1700 und Neustadt 52 erbaut 1719 durch
Bürgermeister Johann Frost. Der symmetrisch aufgebaute achtachsige Fachwerkbau
Neustadt 52 schließt mit einem mittigen Zwerchhaus ab. Als fassadengliederndes
Element sind paarweise angeordnete Fußstreben in die Brüstungszonen eingefügt, die
sich friesartig zusammenschließen und so das Leitmotiv des Baues darstellen.
In der Folgezeit werden die Vorkragungen immer weiter zurückgenommen, bis etwa um
1800 eine vertikal vollkommen bündige Front erreicht ist. Ein letzter Nachklang der
Vorkragung wirkt nach, wenn die Zone zwischen Oberstockschwelle und Rähm gele-
gentlich mit einem vor die Front gesetzten profilierten Schalbrett verkleidet wird. Zugleich
sind die Fenster etwas höher und schlanker ausgebildet. Durch das Einfügen von kurzen
Riegeln entsteht ein strenges rasterartiges Fachwerkgefüge. Diese Gestaltungsprinzi-
pien veranschaulicht beispielhaft der stattliche Bau Breite Straße 59, das Hotel Sonne.
Der nach 1832 erbaute, von massiven Eingriffen weitgehend verschonte Bau wird bes-
timmt durch ein von Ständern und Riegeln gebildetes dünnes Liniennetz, das unter-
brochen wird durch das Portal in der Mittelachse.
In den kleineren Zentren des südlichen Landkreises, in den Städten Uslar, Moringen und
Hardegsen haben Dreißigjähriger Krieg und verheerende Brandkatastrophen dafür
gesorgt, dass Beispiele des älteren Bürgerhauses der Spätgotik und Renaissance fast
nicht überkommen sind. Allein Uslar besitzt noch ein Haus aus der Zeit vor dem großen
Krieg (Lange Straße 12). Es ist dies auch zugleich das einzige der älteren Bürgerhäuser
der Stadt, das durch eine bedeutendere Ausgestaltung seiner Straßenfassade auffällt.
Das in der 2. Hälfte des 16.Jh. entstandene Haus des herzoglichen Jägermeisters
Fischer zeigt in seinen Brüstungszonen und Geschossvorkragungen die reichen
Schmuckformen der Renaissance, wie sie in verwandter Gestalt Duderstädter und ver-
einzelt Northeimer Häuser der Zeit aufweisen. Alle übrigen älteren Bürgerhäuser ent-
standen erst während oder nach dem Dreißigjährigen Krieg. In der weitaus überwiegen-
den Mehrzahl handelt es sich um Häuser, die in der 2. Hälfte des 17.Jh. bis in den
Anfang des 18.Jh. errichtet wurden. Das ältere Uslarer Haus ist ein Traufenhaus von
zwei bis drei Geschossen, das in aller Regel nur schlichte Gestaltung besitzt, die sich
zumeist auf die Geschossvorkragungen beschränkt, während die Brüstungszonen
durch einfache Fußstreben belebt werden. Die Vorkragungen zeigen gerundete,
mitunter mit Kanneluren versehene Balkenköpfe und gleichfalls gerundete, gelegentlich
profilierte, in einzelnen Fällen auch reich ornamentierte Füllhölzer. Die aufliegenden
Stockschwellen besitzen an ihrer Unterkante mitunter ein Eierstabprofil. In zwei
Beispielen aus der 2. Hälfte des 17.Jh. werden die Haustüren durch Ständer eingefasst,
die mit einer Art Beschlagwerk reich verziert sind.
In Hardegsen hat der große Stadtbrand von 1678 Zeugnisse älterer Bürgerhaus-
architektur nicht überkommen lassen. Die Mehrzahl der erhaltenen Bürgerhäuser
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Schmuckformen verdient das Beispiel Schaupenstiel 9 gesondert herausgestellt zu wer-
den. Zur Wirkung des dreigeschossigen fünfachsigen Baues trägt vor allem der von
dicht gereihten Knaggen abgefangene Überhang bei. Ins Blickfeld rückt der flach
aufgelegte Kreuzbogenfries auf der Oberstockschwelle - eine Zierform, die am
überkommenen Althausbestand Northeims singulär ist.
Die weitere gestalterische Entwicklung verkörpert in paradigmatischer Weise das
Kassebeersche Haus Breite Straße 37 von 1566. Dem Traufenbau ist um 1600 eine
Utlucht vorgelegt worden, die maßgeblich zur Wirkung des repräsentativen Baues
beiträgt. Tief gekehlte Knaggen fangen den Oberstock ab, dessen Brüstungszone durch
flächenhaftes Schnitzwerk in Gestalt von Fächerrosetten belebt wird. Den Formvorstel-
lungen der Zeit folgt die Utlucht, deren Brüstungs- und Gebälkzone eine reiche Bauzier
aufweist, bestehend aus paarweise angeordneten Blendarkaturen, eingefasst von
Zahnschnittfries, Perlband und Tauwerk.
Ins frühe 17.Jh. ist der sechsachsige Fachwerkbau Am Münster 15 zu setzen. Ablesbar
wird die inzwischen erfolgte konstruktive Veränderung des Abbundes, indem das
niedrige Zwischengeschoss zugunsten eines vollwertigen Geschosses aufgegeben
wurde. Zudem kragen die Stockwerke nur in Balkenstärke vor. An die Stelle der Knagge
tritt die profilierte Volutenkonsole, wie sie unterhalb des Dachüberstandes noch zu
erkennen ist. Zu den fassadenprägenden Schmuckelementen gehören die Fächer-
rosetten auf den Winkelhölzern und die mit Tauwerk, Zahnschnitt und Perlschnur deko-
rierte Gebälkzone.
Die weitere bauliche Entwicklung dokumentieren die barocken Bauten Entenmarkt 15
von 1708, Schaupenstiel 8 wohl kurz nach 1700 und Neustadt 52 erbaut 1719 durch
Bürgermeister Johann Frost. Der symmetrisch aufgebaute achtachsige Fachwerkbau
Neustadt 52 schließt mit einem mittigen Zwerchhaus ab. Als fassadengliederndes
Element sind paarweise angeordnete Fußstreben in die Brüstungszonen eingefügt, die
sich friesartig zusammenschließen und so das Leitmotiv des Baues darstellen.
In der Folgezeit werden die Vorkragungen immer weiter zurückgenommen, bis etwa um
1800 eine vertikal vollkommen bündige Front erreicht ist. Ein letzter Nachklang der
Vorkragung wirkt nach, wenn die Zone zwischen Oberstockschwelle und Rähm gele-
gentlich mit einem vor die Front gesetzten profilierten Schalbrett verkleidet wird. Zugleich
sind die Fenster etwas höher und schlanker ausgebildet. Durch das Einfügen von kurzen
Riegeln entsteht ein strenges rasterartiges Fachwerkgefüge. Diese Gestaltungsprinzi-
pien veranschaulicht beispielhaft der stattliche Bau Breite Straße 59, das Hotel Sonne.
Der nach 1832 erbaute, von massiven Eingriffen weitgehend verschonte Bau wird bes-
timmt durch ein von Ständern und Riegeln gebildetes dünnes Liniennetz, das unter-
brochen wird durch das Portal in der Mittelachse.
In den kleineren Zentren des südlichen Landkreises, in den Städten Uslar, Moringen und
Hardegsen haben Dreißigjähriger Krieg und verheerende Brandkatastrophen dafür
gesorgt, dass Beispiele des älteren Bürgerhauses der Spätgotik und Renaissance fast
nicht überkommen sind. Allein Uslar besitzt noch ein Haus aus der Zeit vor dem großen
Krieg (Lange Straße 12). Es ist dies auch zugleich das einzige der älteren Bürgerhäuser
der Stadt, das durch eine bedeutendere Ausgestaltung seiner Straßenfassade auffällt.
Das in der 2. Hälfte des 16.Jh. entstandene Haus des herzoglichen Jägermeisters
Fischer zeigt in seinen Brüstungszonen und Geschossvorkragungen die reichen
Schmuckformen der Renaissance, wie sie in verwandter Gestalt Duderstädter und ver-
einzelt Northeimer Häuser der Zeit aufweisen. Alle übrigen älteren Bürgerhäuser ent-
standen erst während oder nach dem Dreißigjährigen Krieg. In der weitaus überwiegen-
den Mehrzahl handelt es sich um Häuser, die in der 2. Hälfte des 17.Jh. bis in den
Anfang des 18.Jh. errichtet wurden. Das ältere Uslarer Haus ist ein Traufenhaus von
zwei bis drei Geschossen, das in aller Regel nur schlichte Gestaltung besitzt, die sich
zumeist auf die Geschossvorkragungen beschränkt, während die Brüstungszonen
durch einfache Fußstreben belebt werden. Die Vorkragungen zeigen gerundete,
mitunter mit Kanneluren versehene Balkenköpfe und gleichfalls gerundete, gelegentlich
profilierte, in einzelnen Fällen auch reich ornamentierte Füllhölzer. Die aufliegenden
Stockschwellen besitzen an ihrer Unterkante mitunter ein Eierstabprofil. In zwei
Beispielen aus der 2. Hälfte des 17.Jh. werden die Haustüren durch Ständer eingefasst,
die mit einer Art Beschlagwerk reich verziert sind.
In Hardegsen hat der große Stadtbrand von 1678 Zeugnisse älterer Bürgerhaus-
architektur nicht überkommen lassen. Die Mehrzahl der erhaltenen Bürgerhäuser
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