Lange Straße 53, westliches Torhaus aus der Anlage des ehern. Einbecker Tores
Neue Marktstraße, Scheune des ehern, von Münchhausen'schen Stadtgutes, 1861
Geblieben sind von der ehemaligen Toranlage
nur die beiden, den Torbogen ursprünglich
flankierenden und mit diesem eine bauliche
Einheit bildenden Torhäuser Lange Straße 53
und 58, schlichte zweigeschossige Baukörper
von je drei Achsen, die sich durch ihre hand-
werkliche Ausführung (Putzbauten mit
Sandsteineinfassungen) als ehemalige Teile
eines besonderen baulichen Akzents der
barocken Stadtanlage zu erkennen geben.
Die Bebauung der Langen Straße erfolgte
durch vollkommen einheitliche Reihen schmuck-
loser zweigeschossiger und traufständiger
Fachwerkwohnhäuser von je drei bis fünf Ach-
sen, wobei in der Regel jeweils vier Wohn-
häuser zu einer Reihenhausgruppe zusam-
mengefasst und zur Minderung der Brandge-
fahr anschließend durch eine schmale Brand-
gasse getrennt wurden, sofern nicht ohnehin
eine Querstraße die Reihe unterbrach. Wie in
den übrigen damals angelegten und nach
diesem Plan bebauten Straßen der Stadt sind
auch hier viele der anspruchslosen Fassaden
heute durch die Entwicklung der Langen Straße
zur Geschäftsstraße des Ortes mehr oder
weniger stark verändert, so dass die Geschlos-
senheit, die einstmals dem sonst schlichten
Ensemble ein gewisses Gewicht gab, teilweise
zerstört ist. So sind es in erster Linie nur noch
die in die einheitlichen Häuserzeilen eingefüg-
ten, gestalterisch hervorgehobenen Sonder-
bauten der barocken Stadtanlage, die das In-
teresse des Betrachters auf sich ziehen.
Ehemaliges Waisenhaus
Unter den Baulichkeiten der Langen Straße am
beachtlichsten ist das etwa auf der halben
Straßenlänge angeordnete ehemalige Waisen-
haus, dem gegenüber das Herrenhaus des
ehemaligen von Münchhausen’schen Stadtgu-
tes seinen Platz fand, ein Gebäudepaar, in wel-
chem die Straßenanlage von 1735 ihr bauliches
Zentrum findet. Beide Häuser sind mit ihren
Straßenfronten aufeinander ausgerichtet, eine
Anordnung, die allerdings durch die Beseiti-
gung der Freitreppenanlage des ehemaligen
Gutshauses inzwischen an Deutlichkeit verloren
hat. Der Bau des Waisenhauses vor dem ehe-
maligen Büchentor war bereits 1732 durch die
Calenberg-Grubenhagen’sche Landschaft zu-
nächst als eine Einrichtung zur Aufnahme von
Waisen adeliger Stände beschlossen worden.
Nach dem Stadtbrand von 1734 machte sich
der Landdrost von Münchhausen in besonde-
rem Maße im Zuge der Neuanlage der Stadt um
den Bau des Waisenhauses verdient, der 1738
begonnen und 1745 vollendet werden konnte
(Lange Straße 32). Das mit repräsentativem
Anspruch erbaute 15 Achsen breite Haus ist ein
zweigeschossiger Putzbau auf hohem Quader-
sockel, gegliedert durch Einfassungen, Eck-
lisenen und Architekturteile aus rotem Sand-
stein. Die Gestaltung seiner breiten, im Ganzen
schlichten Straßenfassade erfährt nur in dem
dreiachsigen übergiebelten Mittelrisalit, dem
eine doppelläufige Freitreppe vorgelagert ist,
einen größeren Aufwand. Auf dem Keilstein des
Barockportals in der Mittelachse findet sich das
Erbauungsdatum 1739.
156
Neue Marktstraße, Scheune des ehern, von Münchhausen'schen Stadtgutes, 1861
Geblieben sind von der ehemaligen Toranlage
nur die beiden, den Torbogen ursprünglich
flankierenden und mit diesem eine bauliche
Einheit bildenden Torhäuser Lange Straße 53
und 58, schlichte zweigeschossige Baukörper
von je drei Achsen, die sich durch ihre hand-
werkliche Ausführung (Putzbauten mit
Sandsteineinfassungen) als ehemalige Teile
eines besonderen baulichen Akzents der
barocken Stadtanlage zu erkennen geben.
Die Bebauung der Langen Straße erfolgte
durch vollkommen einheitliche Reihen schmuck-
loser zweigeschossiger und traufständiger
Fachwerkwohnhäuser von je drei bis fünf Ach-
sen, wobei in der Regel jeweils vier Wohn-
häuser zu einer Reihenhausgruppe zusam-
mengefasst und zur Minderung der Brandge-
fahr anschließend durch eine schmale Brand-
gasse getrennt wurden, sofern nicht ohnehin
eine Querstraße die Reihe unterbrach. Wie in
den übrigen damals angelegten und nach
diesem Plan bebauten Straßen der Stadt sind
auch hier viele der anspruchslosen Fassaden
heute durch die Entwicklung der Langen Straße
zur Geschäftsstraße des Ortes mehr oder
weniger stark verändert, so dass die Geschlos-
senheit, die einstmals dem sonst schlichten
Ensemble ein gewisses Gewicht gab, teilweise
zerstört ist. So sind es in erster Linie nur noch
die in die einheitlichen Häuserzeilen eingefüg-
ten, gestalterisch hervorgehobenen Sonder-
bauten der barocken Stadtanlage, die das In-
teresse des Betrachters auf sich ziehen.
Ehemaliges Waisenhaus
Unter den Baulichkeiten der Langen Straße am
beachtlichsten ist das etwa auf der halben
Straßenlänge angeordnete ehemalige Waisen-
haus, dem gegenüber das Herrenhaus des
ehemaligen von Münchhausen’schen Stadtgu-
tes seinen Platz fand, ein Gebäudepaar, in wel-
chem die Straßenanlage von 1735 ihr bauliches
Zentrum findet. Beide Häuser sind mit ihren
Straßenfronten aufeinander ausgerichtet, eine
Anordnung, die allerdings durch die Beseiti-
gung der Freitreppenanlage des ehemaligen
Gutshauses inzwischen an Deutlichkeit verloren
hat. Der Bau des Waisenhauses vor dem ehe-
maligen Büchentor war bereits 1732 durch die
Calenberg-Grubenhagen’sche Landschaft zu-
nächst als eine Einrichtung zur Aufnahme von
Waisen adeliger Stände beschlossen worden.
Nach dem Stadtbrand von 1734 machte sich
der Landdrost von Münchhausen in besonde-
rem Maße im Zuge der Neuanlage der Stadt um
den Bau des Waisenhauses verdient, der 1738
begonnen und 1745 vollendet werden konnte
(Lange Straße 32). Das mit repräsentativem
Anspruch erbaute 15 Achsen breite Haus ist ein
zweigeschossiger Putzbau auf hohem Quader-
sockel, gegliedert durch Einfassungen, Eck-
lisenen und Architekturteile aus rotem Sand-
stein. Die Gestaltung seiner breiten, im Ganzen
schlichten Straßenfassade erfährt nur in dem
dreiachsigen übergiebelten Mittelrisalit, dem
eine doppelläufige Freitreppe vorgelagert ist,
einen größeren Aufwand. Auf dem Keilstein des
Barockportals in der Mittelachse findet sich das
Erbauungsdatum 1739.
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