Straße erbaut wurde, zeugt noch von dem eins-
tigen Wohlstand des großen Gutsbetriebes, der
lange Zeit im Wirtschaftsleben der Stadt seine
Bedeutung hatte.
Der Begründer dieses Gutes, der 1702
geborene Borries von Münchhausen, wirkte
lange Jahre überaus segensreich für die Stadt.
1722 wurde er, indem er nach erst zweijähriger
Tätigkeit in Celle seinem Vater im Amte nach-
folgte, mit 20 Jahren als ausgebildeter Jurist
Drost von Moringen, wurde 1735 zum
Oberhauptmann und 1748 schließlich zum
Landdrosten ernannt. Besondere Verdienste
erwarb er sich bei der Planung und Durch-
führung des Wiederaufbaus der 1734 abge-
brannten Stadt, indem er die hannoversche
Regierung damals für die Neuanlage Moringens
zu einer nach modernen Gesichtspunkten
geplanten Musterstadt zu gewinnen ver-
mochte. Daneben waren auch seine Bemü-
hungen um wohltätige und soziale Einrichtun-
gen in Moringen zahlreich. Borries von Münch-
hausen starb 1772 als Siebzigjähriger nach ins-
gesamt 52 Dienstjahren.
Ehemaliger Ratskeller
Ein weiterer, durch Gestalt, Aufwand und
Zweckbestimmung aus der gewöhnlichen
Wohnhausbebauung der Langen Straße her-
vorgehobener Bau ist der ehemalige Ratskeller
am südlichen Anfang der Straße (Lange Straße
1). Hier lag bis zum Brand von 1734 das
Brauhaus der Stadt, das damals stark beschä-
digt wurde. An seine Stelle trat jetzt der Neubau
des Ratskellers, der sich zuvor beim alten
Rathaus in der Kirchstraße befunden hatte und
dort seinerseits beim Stadtbrand beschädigt
worden war. Der ansehnliche, in der Kartusche
über dem Portal auf das Jahr 1736 datierte
Neubau des Ratskellers war zunächst ein nur
zweigeschossiger verputzter Bruchsteinbau mit
Sandsteineinfassungen, Eckquaderungen und
gestalterisch hervorgehobener Mittelachse.
Das in Fach werk aufgesetzte zweite Ober-
geschoss ist nachträgliche Hinzufügung, mit
der 1824 zusätzlicher Raum für einen Tanzsaal
und Fremdenzimmer geschaffen wurde. Diese
Aufstockung, die ursprünglich äußerlich dem
älteren Haus angeglichen werden sollte, erweist
sich für die Proportionen des sonst gut gestal-
teten Barockgebäudes als nachteilig und
durchbricht den Maßstab der durchweg zwei-
geschossigen Hauskörper des Wiederaufbaus.
Nur wenig vom Ratskeller entfernt am
Schneehof befindet sich die ehemalige Syna-
goge Moringens. Seit dem Anfang des 18.Jh.
besaß Moringen auch jüdische Einwohner.
1837/38 erbauten diese ihre Synagoge, einen
Fachwerkbau, der, wie dies bei den ländlichen
Synagogen häufig zu beobachten ist, hinter
einem Vordergebäude im rückwärtigen Teil des
Grundstücks aufgeführt wurde (Schneehof 1).
Das schlichte Gebäude, ursprünglich ein
Saalbau mit hohen Rundbogenfenstern, hat
allerdings durch zahlreiche, seit der Zeit des
Nationalsozialismus vorgenommene Umbauten
seine charakteristische Gestalt gänzlich einge-
büßt.
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