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Kämmerer, Christian [Editor]; Lufen, Peter Ferdinand [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,1): Landkreis Northeim: Südlicher Teil mit den Städten Hardegsen, Moringen, Northeim und Uslar, den Flecken Bodenfelde und Nörten-Hardenberg, der Gemeinde Katlenburg-Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling — Braunschweig, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.44420#0213
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allen bürglichen Abgaben und der Einquar-
tirung, und bezahlt außer dem Organisten- und
Schornsteinfegergelde, welches nur geringe
Kleinigkeiten sind, überall von seinen Güter
nichts“.
Selbst bei umfassender Ausbesserung eines
Hauses wurde Erleichterung von Abgaben
gewährt. Dagegen sollten diejenigen, „welche
ihre wüsten Plätze nicht bebauten, ihre
Abgaben davon bezahlen, als wenn die Plätze
bebauet wären“. Diese Vorgaben bewirkten
eine deutliche Belebung der Bautätigkeit, „so
daß die Stadt allmählich wieder ein freund-
licheres und wohnliches Aussehen erhielt.“
In der Folgezeit stagnierte die Entwicklung der
Stadt, insbesondere während des Siebenjähri-
gen Krieges. Nach dem Krieg errichtete man
zwischen 1765 und 1769 61 Neubauten; zu-
gleich wurde eine planmäßige Regulierung der
Straßen und eine Erweiterung der Tore auf
„vierundzwanzig Fuß“ durchgeführt.
Die bereits 1627/30 eingeleitete Schleifung der
Befestigungsanlage, die zu einer Niederlegung
des nördlichen Wallabschnittes führte,
ermöglichte zwar ein räumliches Ausgreifen der
Wohnhausbebauung extra muros, doch blieb
man noch lange Zeit nur innerhalb der städti-
schen Umwallung.
Jenseits des Befestigungsringes gab es zu
jener Zeit nur vereinzelte Anlagen, wie z.B. das
Siechenhaus St. Georg, die zum Stift gehö-
rende Wassermühle und eine Ölmühle am Fuß
des Galgenbergs. Erst 1817 ließ Generalmajor
von Krauchenberg vor dem Höckeiheimer Tor
ein herrschaftliches Anwesen errichten, dem
zwischen 1818 und 1820 der Bau der Kaserne
auf dem Freudenanger und 1846/47 das neue
Amtshaus an der Bahnhofstraße folgten.
Folgenreich für den wirtschaftlichen Auf-
schwung der Stadt war die Anbindung an das
Schienennetz in der 2. Hälfte des 19.Jh.
Nachdem 1854 die Strecke bis Göttingen dem
Verkehr übergeben werden konnte, erfolgte
1856 der Bau des Anschlussstückes bis
Kassel. 1867/68 nahm die hannoversche
Regierung die Süd-Harzbahn zunächst bis
Herzberg, dann bis Nordhausen in Angriff; im
Jahre 1878 konnte die Sollingbahn von Nort-
heim bis Ottbergen eröffnet werden.
Die Bahnlinien ließen die Stadt zu einem
verkehrsgeographisch wichtigen Kreuzungs-
punkt werden und schufen zugleich gute
Voraussetzungen zur Ansiedlung industrieller
Betriebe, wie Ziegelei, Zuckerfabrik sowie Klein-
und Mittelbetriebe, die die Nähe zum 1854
errichteten Bahnhof am Südwestrand der Stadt
suchten. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen
weitere Fertigungsstätten hinzu, die sich
zumeist südlich der Stadt ansiedelten. Zum
bevorzugten Baugelände entwickelte sich seit
dem ausgehenden 19.Jh. der Süden und nach
der Jahrhundertwende die Ausläufer des Wieter
südöstlich des Altstadtkerns, der durch
Wilhelm- und Friedrichstraße erschlossen wur-
de. Hingegen war die räumliche Ausdeh-
nungsmöglichkeit nach Norden durch die hoch-
wasserdrohende Rhume und Harzbahn
zunächst erheblich eingeschränkt.
Den entscheidenden Schritt zur Erschließung
der Nordstadt gab der Bau der Unteroffiziers-

Blick auf die Wall-Graben-Anlage mit Oberem Tor


Blick von Nordosten auf den Bleichenwall


Rhumeniederung von der Rückingsallee, Blick nach Osten


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