Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kämmerer, Christian [Editor]; Lufen, Peter Ferdinand [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,1): Landkreis Northeim: Südlicher Teil mit den Städten Hardegsen, Moringen, Northeim und Uslar, den Flecken Bodenfelde und Nörten-Hardenberg, der Gemeinde Katlenburg-Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling — Braunschweig, 2002

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44420#0218
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Stiftsbezirk St. Blasii nach einem Plan des ausgehenden 19.Jh., in: Nieders. Städteatlas, 1935


Ehern. Benediktinerkloster St. Blasii, Blick auf den östlichen Flügelanbau


bedeutendes Relikt der ehemaligen Northeimer
Befestigung dar.
Nach Fertigstellung der Mauer wurde zur
Sicherung der städtischen Feldmark und der
nahe gelegenen Dörfer eine weit vorgeschobe-
ne Landwehr angelegt, obgleich wesentliche
Teile der Stadtflur durch den Verlauf der Leine
mit ihren Nebenarmen und ihrem weiten Über-
schwemmungsgebiet ausreichend gesichert
waren. In den Landwehrring, durch den die
Stadt ihren Macht- und Einflussbereich be-
trächtlich erweiterte, waren an den Durchgän-
gen der Heerstraßen Warten eingebunden, von
denen sich nur der Leine- oder Rote Turm in
Resten erhalten hat.
Aufgrund seiner räumlichen Ausdehnung und
exponierten Lage nimmt der einstige Klosterhof
im Stadtgrundriss eine besondere Stellung ein.
Grabungen in den Jahren 1951 und 1971
(kleine Notgrabungen) erbrachten außer mittel-
alterlichem und neuzeitlichem Material Keramik
aus der Spät- und La-Tene-Zeit unter der
Gesamtfläche des Klostergutes.
Mehrere Urkundenfälschungen verdunkelten
die Frühgeschichte des Klosters. Offenbar er-
folgte die Stiftung des Klosters zwischen 1083,
dem Todesjahr Graf Ottos, und 1101, dem
Sterbejahr Heinrichs des Fetten. Zunächst als
Chorherrenstift eingerichtet, erfolgte um 1110
die Umwandlung in ein Benediktinerkloster.
Als Nachfolgebau einer älteren Anlage entstand
zwischen dem ausgehenden 15. und frühen
16.Jh. eine spätgotische Klosterkirche, die
jedoch nicht vollendet und im 18.Jh. weitge-
hend abgetragen wurde. Erhalten haben sich
die nördliche Innenmauer der Kirche - heute die
südliche Außenmauer -, die ehemalige Sakristei
mit darüber liegender Bibliothek (erbaut 1517),
der östliche Teil des Kreuzganges und ein
Flügelanbau mit der „Grafenkapelle“, wohl der
Grabkapelle St. Nikolai, die den ältesten
überkommenen Teil der Anlage bildet, und ein
irrtümlich als „Lateinschule“ bezeichneter
Oberstock aus der 2. Hälfte des 15.Jh.
Anschaulich wird die Vielgliedrigkeit des Stifts-
hofes noch im frühen 18.Jh. in einem Lageplan
aus der Zeit um 1720 von H. Christof Rasche
(Klosterkammer Hannover), der zugleich Aus-
kunft gibt über Ausdehnung, Freiflächen und
Gruppierung der Bauten.
Das dominierende Gebäude der monastischen
Anlage stellt die ehemalige Münsterkirche mit
angrenzendem großflächigen Kirchhof im Sü-
den dar, an die sich Kreuzgang, Kapelle und
Wohnhaus nördlich anschließen. Räumlich von
den Kernbauten abgesetzt sind Wirtschafts-
bauten (Scheune, Stallungen etc.) kartiert, die,
keinem einheitlichen Planschema unterworfen,
willkürlich um den Stiftshof gruppiert sind. Die
westliche Platzbegrenzung des 1790 aufge-
lassenen Kirchhofes bildet das Hospital St.
Spiritus, ein inschriftlich im Jahre 1500 datier-
ter, stattlicher Fachwerkbau. Der „Große
Garten“ bis zum Grenzgraben reichend bildet
gleichsam den nördlichen Abschluss des ehe-
maligen großflächigen Klostergutes.
Die Anordnung der Gebäude im frühen 20.Jh.
dokumentieren sowohl die „Fliegeraufnahme“

214
 
Annotationen