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Kämmerer, Christian [Hrsg.]; Lufen, Peter Ferdinand [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,1): Landkreis Northeim: Südlicher Teil mit den Städten Hardegsen, Moringen, Northeim und Uslar, den Flecken Bodenfelde und Nörten-Hardenberg, der Gemeinde Katlenburg-Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling — Braunschweig, 2002

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.44420#0259
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Weitaus aussagekräftiger ist der inschriftlich
1575 datierte Fachwerkbau Hagenstraße 12 in
der südlichen Straßenzeile, der die wesent-
lichen Konstruktionsprinzipien des „alterthüm-
lichen“ Ständer-Geschossbaues konserviert.
Bestimmendes Element des 1975 instandge-
setzten Baues sind die mächtigen Ständer, die
Erd- und Zwischengeschoss zusammenfassen,
auf dem der auskragende Oberstock ruht. Ein
steiles Satteldach mit Aufschieblingen über-
spannt den Traufenbau. Die malerischen Flach-
schnitzereien in Gestalt von Vorhangbögen
oberhalb der Erdgeschossfenster, die gedreh-
ten Tauwerke der Toreinfassung, die auch den
aufgeblatteten Brüstungsriegel des Ober-
stockes akzentuieren, die doppelten, plastisch
herausgearbeiteten Schiffskehlen zwischen den
profilierten Knaggen sowie die Winkelhölzer in
den Brüstungsgefachen kennzeichnen die
große Schmuckfreudigkeit dieser Zeit. Der
unmittelbar angrenzende Bau Hagenstraße 13
aus der 2. Hälfte des 18.Jh. beschränkt sich im
Wesentlichen auf zeittypische konstruktive
Gestaltungsmerkmale. Akzentsetzend wirken
der niedrige Zwerchgiebel, die Doppelständer,
die ursprünglich mit Segmentbögen abschlie-
ßenden Fenster und die gut erhaltene, aus der
Bauzeit des Hauses stammende Tür.
An der Einmündung der Kuhgasse entstand der
sechsgebindige Fachwerkbau Hagenstraße 27,
dessen Kern noch der Mitte des 16.Jh. ange-
hört. Der erheblich überformte, in seinem
Zeugniswert reduzierte Ständer-Geschossbau
folgt den gleichen konstruktiven Grundsätzen
wie die Bauten Nr. 10 und 12. So sind Erd- und
Zwischengeschoss mittels durchlaufender
Ständer zusammengefasst, auf dem über
kurzem Stichgebälk der Oberstock ruht, der
von kurzen Knaggen abgefangen wird. Reste
eines Kehle-Stab-Profils mit Abtreppung lassen
die Eckständer des Oberstockes erkennen.
Die beiden folgenden Bauten Nr. 18 und 19
bilden gleichsam den Übergang der Hagen-
straße zum Kirchplatz. Obgleich die 1815 ent-
standene und 1861 erweiterte ehemalige neue
Stadtschule (Hagenstraße 18), seit 1857 Sitz
des Progymnasiums, der Hagenstraße zuge-
ordnet ist, nimmt der frei stehende stattliche
Fachwerkbau in erheblichem Maße Einfluss auf
die räumliche Gestalt des Kirchplatzes (siehe
Abschnitt „Kirchplatz“).
Den Übergang zur Kirchstraße vermittelt der
dreiachsige, traufständig zur Hagenstraße aus-
gerichtete Bau Hagenstraße 19, der einschnei-
dende Überformungen zu erleiden hatte. Der
ursprünglich doppelgeschossige Kern weist in
das ausgehende 17.Jh. und zeigt ein mehr-
gliedriges Gebälk, bestehend aus Zahnschnitt,
Perlstab und Tauband.

Neustadt
Etwa 300 m lang verläuft die leicht gekrümmte
Neustadt von Ost nach West und verbindet die
Mühlenstraße mit der Medenheimer Straße. Mit
ca. 16m Breite wirkt sie, im Gegensatz zu den
engen Erschließungsstraßen östlich der Müh-
lenstraße, weiträumig.


Hagenstraße 10, Ständer-Geschossbau, 2. Hälfte 16.Jh.


Hagenstraße, Straßenaufnahme, Nr. 16,15,14 ff, Blick von Südwesten

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