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Kämmerer, Christian [Editor]; Lufen, Peter Ferdinand [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,1): Landkreis Northeim: Südlicher Teil mit den Städten Hardegsen, Moringen, Northeim und Uslar, den Flecken Bodenfelde und Nörten-Hardenberg, der Gemeinde Katlenburg-Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling — Braunschweig, 2002

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44420#0353
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und Gräben sind verlandet, gleichwohl bildet
die alte Mühlenanlage eine höchst malerische
allein liegende Baugruppe von prägender
Wirkung im Landschaftsbild. Teil des Anwesens
ist (als Altenteil) auch das kleine, handwerklich
nicht ohne Aufwand gestaltete Wohnhaus, das
sich, bereits auf der Volpriehauser Gemarkung,
der Mühle gegenüber auf der anderen Straßen-
seite befindet (Bollertstraße 43).
Nicht ohne Einfluss auf die landschaftliche
Situation am Fuße des Bollerts blieb der Bau
der Eisenbahn in der 2. Hälfte des 19.Jh. Diese
überquert, vom Tunnel bei Ertinghausen her-
kommend, auf hohem Damm die Chaussee
nach Hardegsen in Richtung Volpriehausen und
Uslar mit einer großen steinernen Gewölbe-
brücke. Von gleicher Bauart, jedoch besser
erhalten ist der kleinere gewölbte Wegedurch-
lass aus Sandsteinquadern, durch den von der
Mühle aus der Fahrweg zu den weiter südlich
gelegenen Feldern führt.
USLAR/SCHÖNHAGEN

Das große Kirchdorf im oberen Ahletai, das
1429 als “Schonenhagen” erstmals urkundlich
erwähnt wird, gehörte in älterer Zeit wie das
benachbarte Kammerborn zum Amte Nienover,
bis dieses 1852 mit dem Amt Uslar vereinigt
wurde. Seit der Gebiets- und Verwaltungs-
reform von 1974 ist Schönhagen Ortsteil der

Stadt Uslar. Der auseinandergezogene Orts-
grundriss lässt zwei alte Siedlungskerne erken-
nen, die sich um die dem Flusstal folgenden
alten Wege ausbildeten. Das Hauptgewicht
besitzt der überwiegend am linken Ufer der
Ahle befindliche Dorfbereich um Steintor- und
Unterdorfstraße. Ihm steht im Süden das
Oberdorf um die Amelither Straße gegenüber,
dem Kirchhof und Pfarrhof zugehören.
Die wichtigen mittelalterlichen Hauptwege des
Fernverkehrs umgingen das obere Ahletal und
den Ort: So bog die von Uslar kommende alte
Heerstraße zur Weser bei Lauenförde bereits
hinter Kammerborn nach Westen ab, um von
dort den steilen Weg über den Berg nach
Nienover einzuschlagen, während andererseits
die Heerstraße nach Holzminden von Uslar aus
weiter nördlich über die Hänge und Berge des
Sollings verlief. Die modernen, seit der 1. Hälfte
des 19.Jh. ausgebauten Fernstraßen nehmen
dagegen ihren Weg durch das Dorf, um sich
am nordwestlichen Ortsrand in die Straße nach
Lauenförde (B 241) und Holzminden (B 497) zu
verzweigen. Die ehemals dem Tal der Ahle fol-
gende Nebenbahnlinie Uslar-Schönhagen
(eröffnet 1927) ist heute stillgelegt, ihre Anlagen
sind abgebaut.
Dem Umfang des Dorfes, das mit seinen 72
Feuerstellen (1784) zu den größten im Uslarer
Gebiet gehörte, entspricht die relative Statt-
lichkeit seiner Pfarrkirche. Diese ist ein Bau des

Klassizismus, mit dem 1827-31 eine ältere
Kirche an gleicher Stelle und mit gleicher
Ausrichtung von Südwesten nach Nordosten
ersetzt wurde. Planverfasser war der hannover-
sche Konsistorialbaumeister Ludwig Hellner,
während die Bauausführung in den Händen des
Uslarer Maurer- und Steinhauermeisters Wil-
helm Kuhlmann lag (Inschrift am Turm). Der
rechteckige Baukörper der Kirche, der nur
sparsam durch Einfassungen, Gesimse und
wenige Architekturteile in Sandstein gegliedert
ist, besitzt auf den sonst völlig glatten
Langseiten jeweils sieben sehr hohe Rundbo-
genfenster, während die Giebelseiten einen
zweigeschossigen Fassadenaufbau zeigen.
Gegenüber dem sehr schlichten Schiff ist der
im Grundriss quadratische Turm, der am
Südwestgiebel vorspringt, durch einen erhöh-
ten Aufwand seiner Gliederungen hervorge-
hoben und schließt mit einer kräftigen Gebälk-
zone über Pilasterstellungen am Glockenge-
schoss ab (Bornstraße 2). Das Bruchstein-
mauerwerk blieb unverputzt, so dass im
Erscheinungsbild der Kirche die Gestaltung des
Bauwerks hinter der lebhaften Struktur seines
Mauerwerks etwas zurücktritt. Wie andere der
Kirchenbauten Hellners besitzt auch die Schön-
hagener Kirche in ihrem Inneren eine durch
eingestellte Emporen bewirkte dreischiffige
Raumordnung, innerhalb derer das breitere
Mittelschiff durch eine abschließende Halb-
kreistonne, die von den Emporenstützen in
zweigeschossigem Aufbau getragen wird, her-


Schönhagen, Bornstraße 2, Pfarrkirche, Blick zum Altar

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