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Kämmerer, Christian [Hrsg.]; Lufen, Peter Ferdinand [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,1): Landkreis Northeim: Südlicher Teil mit den Städten Hardegsen, Moringen, Northeim und Uslar, den Flecken Bodenfelde und Nörten-Hardenberg, der Gemeinde Katlenburg-Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling — Braunschweig, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.44420#0355
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USLAR/SCHONINGEN

Das große Pfarrdorf, als “Sconingen” 1220
urkundlich erwähnt, liegt 3 km südlich der Stadt
Uslar am linken Ufer der Ahle, welcher hier
Rehbach und Kampbach von Nordosten und
Osten her zufließen. Unter den zum alten han-
noverschen Amt Uslar gehörenden Dörfern war
es mit 107 Feuerstellen (1784) mit Abstand das
größte. Die Höfe des Dorfes reihen sich in
dichter Folge beiderseits des Kampbaches
aneinander, der (heute verrohrt) den Ort von
Ost nach West durchquert und schließlich
oberhalb der Schoninger Mühle in die Ahle
mündet. Diese Hauptachse des Ortsgrundris-
ses kreuzt von Nord nach Süd verlaufend die
von Uslar kommende Straße, die dem Schwül-
metal in Richtung Adelebsen folgt (L 554).
Am südlichen Ortsrand befindet sich der
Kirchhof, der zur Straße hin durch eine
Quadermauer begrenzt wird (Knickstraße 4).
Die Pfarrkirche St. Vitus besitzt vom Vor-
gängerbau noch ihren mittelalterlichen Turm,
einen über annähernd quadratischem Grund-
riss errichteten Bruchsteinbau mit Eckqua-
derungen, den ein verbreitertes Obergeschoss
aus jüngerer Zeit mit Glockendach abschließt
(Datierung auf der Wetterfahne 1882). Die am
Bau befindliche Jahreszahl 1525 dürfte sich
wohl auf einen spätgotischen Umbau des
Turmes beziehen, dessen teilweise noch erhal-
tenen schmalen schartenförmigen Fenster
deutlich auf eine ältere Entstehungszeit weisen.
Das von einem Kreuzgratgewölbe überdeckte
Erdgeschoss des Turms öffnet sich mit einem
Spitzbogen zum westlich anschließenden
saalartigen Langhaus, das 1729-37 als Stiftung
der Familie von Hattorf erbaut wurde, die das
Patronat über die Schoninger Kirche besaß.
Das äußerlich schlichte Langhaus der Barock-
zeit, ein Putzbau mit Sandsteineinfassungen
und Eckquaderungen, hat im Inneren seine
originale Ausstattung des 18.Jh. bewahrt. Den
Saalraum überdeckt eine flache Bretterdecke,
deren relativ bäuerliche Malerei die Darstellung
der Verehrung der Trinität durch die Chöre der
Engel zeigt, eine Bemalung, die wohl in der 2.
Hälfte des 18.Jh. ausgeführt wurde. Zu beiden
Seiten des 1742 von den Gebrüdern von
Hattorf gestifteten barocken Kanzelaltars
befinden sich die Gedenksteine für den Ober-
amtmann Friedrich Martin von Hattorf (gestor-
ben 1740) und den Hütteninspektor Johann
Philipp von Hattorf (gestorben 1741). Zu diesen
tritt an der Südwand das Epitaph für Johann
Ernst von Hattorf (gestorben 1754) hinzu.
Unweit westlich des Kirchhofs liegt der Hof
Brunnenstraße 5, ehemals ein kleiner Adelshof,
der sich im Laufe der Jahrhunderte im Besitz
verschiedener Adelsgeschlechter befand und
zuletzt bis 1827 der Familie von Hattorf ge-
hörte. Mit dem Besitz verbunden war jeweils
auch das Patronat über die Schoninger Kirche.
Aus der Zeit, in welcher der Hof im Besitz der
Familie von Hattorf war, stammt das Wohn-
haus, ein zweigeschossiger verputzter Fach-
werkbau etwa der Mitte des 18.Jh., der sich,
wenn auch nur ein Bau von 5 Achsen, mit
seinem durch Proportionen und ein hohes
Mansarddach bewirkten herrschaftlichen Cha-


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