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Papierschnitzeln. 1(J7

Der Jurist : einen Cvntrakt.

Ter Kaufmann: eine Speculation, die eben so oft fallirt
als glückt.

Ter Dichter: einen Roman, der manchmal mehrere Auf-
lagen erlebt.

Der Schauspieler: eine Tragikomödie, die stets vom
Publikum beklatscht wird.

Ter Theaterdirector: ein Abonnement; eheliche Untreue
ist ein abonnement snspeuäu.

Der Musiker: ein Concert, wo die Liebe die Flöte bläst,
die Kinderchen die Querpfeife, die 'Rachbarn die Trompete
und der Mann zuweilen ein Hornsolo.

Der Soldat: einen Feldzug, der sich bald zum sieben-
jährigen, bald zum dreißigjährigen Kriege ausdehnt.

Der Gärtner: ein Füllhorn, in das sich Frau und Mann
gleichmäßig theilen — sie trägt die Fülle, er das Horn.

Tic tiefe Trauer. „Run, mein Freund, Sie sind ja
in tiefster Trauer?"

„Ach ja, meine Trauer ist so tief, daß ich seit vier
Wochen nichts als Schwarzwildpret und Hcidelbeer esse!"

Die verkehrte Schule. Schullehrer. „Buben, weil's
Es heunt enkcr Sach so brav g'macht hobt's, und weil doch
auch Einige von Enk amal a Schullehrer werden möcht', so
will i Enk die Freud' mach'n und ’n Schullehrer spielen
lassen. Oiso! Tu, Seppcrl, bist jetzt der Schullehrer und
i bin Tein Schüler; jetzt frag' nur frisch d'rauf zua."

Schüler (gibt sich ein gravitätisches Ansehen, zum Schul-
lehrer): „Jetzt merk' a mal recht schön auf, Kloaner! nocha
kriegst a Fleißbillet; — oiso: Aus was besteht die Sonne?"

Schullehrer. „Tie Sonne besteht ans — aus —
aus — — Was dös a g'spassigc Frag' is! — Geh' setz
Di nur wieder nieder, Seppcrl, denn Du fragst Alles z'dumm
für an Schullehrer!"

Naffauisches Bürgermeisterei-Gutachten. „Der An-
geklagte ist Schuhmacher, er hat sieben Kinder und kein Ver-
mögen. Sonst hat er sich noch kein Vergehen zu Schulden
: kommen lassen."

Zweideutig. Von einem Marder wurde ein Pelz-
krägerl verloren.

Ter geschlagene Professor. Ein reicher jüdischer Ban-
quier hielt sich einen Hauslehrer seines Glaubens, welcher
seinen Kindern Elemcntar-Unterricht gab. Als die Kinder
nun herangcwachsen waren, erklärte ihm eines Tages der
Prinzipal, er habe mit einem Brotessenr äe 1a langue fran-
^•aise, einem gebornen Franzosen, Rücksprache genommen, bei
welchem nun die Kinder französisch lernen würden.

„Gott, Sie werfen doch Ihr Geld zum Fenster 'raus,
ich kann doch besser Französich, wie der Professor!"

„Reden Sie keine Dummheiten, mein Lieber, Sie und
woher sollten Sie Französisch können?"

„Ich sage Ihnen, ich wett' d'rauf, ich kann besser Fran-
zösisch, wie er! Lassen Sie mir nur einmal mit diesem Pro-
fessor reden, ich werd' ihn examiniren und Sie sollen Ihr
blaues Wunder seh'n!"

„Wenn Sie Ihrer Sache so sehr gewiß sind, gut! Der
Professor kommt heute Abend zum Thee, wo wir das Nähere
wegen der Stunden besprechen werden, dann kommen Sie da-
zu und examiniren Sie ihn, da werd'n wir seh'n!"

„Schön! Ich sag' Ihnen, ich schlag' den Pro-
fess or!"

Des Abends kam der Professor, ein feingcbildcter Mann,
ein Abbe refugiö. Alan unterhält sich beim Thee, setzt die
Unterrichtsstunden fest, den Preis rc. Alles ist abgemacht.
Da erscheint plötzlich der jüdische Hauslehrer. „Bon soir,
monsienr le professeur!“

„Bon soir, monsieur!“

„Sagen Sc mal, Herr Professor, wie heißt: Je ne
sais pas?"

Ter Professor antwortet: „Ich weiß nicht!"

„Aha!" winkt der Hauslehrer dem Bauquier zu. „Nu, '
was Hab' ich Ihnen gesagt? —Nu, Herr Professor, wie heißt:

Je ne sais pas!?“

„Ich weiß nicht!"

„Mein lieber Freund," meint der erstaunte Banquier,
„dann können Sie auch bei meinen Kindern keinen Unterricht
geben!"

Der Professor verbeugt sich lächelnd und geht weg.

„Nun," schreit der Hauslehrer, „was Hab' ich Ihnen
gesagt? — Hab' ich nich gesagt, ich schlag' ihn?
Hab' ich ’n nu geschlagen? he?"

„Nu ja, schreien Se nur nicht so!— Wie haben Sie
es aber in alle Welt angefangen, daß Sie besser Fran-
zösisch können, wie der Professor?"

„Das is kein groß Kunststück! Ich Hab' mir gekauft
den Meidinger, den Tcbonale und den Abbö Mozin. Das
sin die drei beste Grammatiken, was man im Fran-
zösischen hat. In alle drei steht d'rin: Je ne sais

pas, ich weiß nicht! Hab' ich mir gedacht, tvenn es
diese drei berühmten Männer nicht wissen, weiß
es der französische Großprahler gewiß auch nich!"

Ter fehlende Kalk. Landrichter (zum Maurer).„Jch
weiß nicht, lieber Freund, ob die Arbeit da halten wird, ich
denke, es fehlt der Kalk!"

Maurer. „Gnaden, Herr Landrichter, er kommt schon
in der Rechnung!"

Danksagung. „Ihre Leichenrede war sehr schön, Herr
Pastor. Aber, Scherz bei Seite, werden meine Frau und
ich uns dermaleinst wirklich wiederseh'n?"
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