21, Bestellungen werden in allen Buch- und Erscheinen wöchentlich ein Mal. SubscriptionS- vti Ntz
_J_ Handlungen, sowie von allen Postämtern undpreis fllr den Band von 24 Nummern 3 st. 36 kr. y
Zeitungsexpeditionen angenommen. oder 2Rtkstr. Einzelne Nummern kosten 12 kr. oder 4 Sgr.
Direkteste illustrirte Nachrichten vom Kriegsschau-
plätze.
(Fortsetzung).
Die Engländer werden in allen Zeiten die unermüdlichen
Erfinder und Projectemacher bleiben. Die Großartigkeit ihrer
! Ideen gränzt oft an das Wunderbare. So hat ein Oberst
Tudge der Regierung jetzt zwei Pläne vorgelegt, um Sebasto-
pol auf eine höchst eigenthllmliche Weise zu zerstören.
Als das eine Mittel schlägt Oberst Tudge vor, ein enor-
mes Drahtseil von ungefähr Mannsstärke anfertigen zu lassen.
Dieses würde in seiner ganzen Länge erst von der Seeseite so
gelegt, daß der eine der beiden Endpunkte eine Meile östlich
von Balaklawa und das andere Ende bei Belbek oder Katcha
an das Land gebracht werden müßte. Sobald die Enden des
! Riesendrahtseiles am Land sind, werden dieselben durch je
ungefähr 1200 — 1500 Pferde nach den Höhen gebracht,
auf welcher das französische Lager sich jetzt befindet, wo jedoch
vorher eine kolosiale Dampfmaschine aufgestellt werden müßte.
Hat man einmal die beiden Enden des Drahtseiles bier oben
und auf diese Weise eine weite Schlinge um Festung und Ha-
fen gezogen, so würde jetzt diese Dampfmaschine angewandt,
um die beiden Enden immer fester anzuziehen, so daß die
Schlinge fortwährend enger würde. So muß demnach endlich
die Festung mit sämmtlichen Forts so lange zusammengeschnürt
werden, bis die Mauern in Schutt Zusammenstürzen. Auf diese
Weise ginge nicht einmal von Seiten der Belagerer ein Men-
schenleben verloren. Nebenbei könnten die Rüsten keine Mittel
gebrauchen, um bas Seil zu zerstören, da man hiezu nur den
besten Draht wählen würde. Zur völligen Ausführung dieses
Projectes reichen drei Jahre und drei Millionen Pfund Sterling.
Das zweite Project des Oberst Tudge scheint weniger
originell, wenn man nämlich annimmt, daß die Mauerbrecher
und Widderköpse der alten Römer dieselbe Grundidee zur Un-
terlage hatten. Tudge schlägt vor, zwanzig bis dreißig der
stärksten Lokomotiven gegen die Mauern Sebastopols ansausen
zu lassen. Diese Lokomotiven sollen vorn mit starken eisernen
Spitzen besetzt und hinten mit großen Besen versehen werden.
Die Eisenspitzen dienen zum Umsturz der Mauern und die
Besen hinten räumen sofort den Schutt aus dem Wege, damit
hinter den Lokomotiven die Belagerer sogleich ihren siegreichen
Einzug halten können.
Einen gräßlichen Anblick bot neulich eine Bastion in der
Nähe des Quarantäneforts. Auf dieselbe war ein Oberst com-
mandirt, welcher einen großen Hühnerhund hielt. Letzterer
bekam die Hundswuth und biß seinen Herrn. Dieser ward
sofort toll und biß seine drei Kapitäne, bei welchen sich eben-
falls die Hundswuth in demselben Augenblicke in einem so
schrecklichen Grade entwickelte, daß jene drei Kapitäne in den
nächsten fünf Minuten sämmtliche Lieutenants der Bastion ge-
biffen hatten, welche Letztere sich ebenso rasch auf die Unter-
offiziere warfen und ihnen Biste beibrachten. Letztere fielen
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_J_ Handlungen, sowie von allen Postämtern undpreis fllr den Band von 24 Nummern 3 st. 36 kr. y
Zeitungsexpeditionen angenommen. oder 2Rtkstr. Einzelne Nummern kosten 12 kr. oder 4 Sgr.
Direkteste illustrirte Nachrichten vom Kriegsschau-
plätze.
(Fortsetzung).
Die Engländer werden in allen Zeiten die unermüdlichen
Erfinder und Projectemacher bleiben. Die Großartigkeit ihrer
! Ideen gränzt oft an das Wunderbare. So hat ein Oberst
Tudge der Regierung jetzt zwei Pläne vorgelegt, um Sebasto-
pol auf eine höchst eigenthllmliche Weise zu zerstören.
Als das eine Mittel schlägt Oberst Tudge vor, ein enor-
mes Drahtseil von ungefähr Mannsstärke anfertigen zu lassen.
Dieses würde in seiner ganzen Länge erst von der Seeseite so
gelegt, daß der eine der beiden Endpunkte eine Meile östlich
von Balaklawa und das andere Ende bei Belbek oder Katcha
an das Land gebracht werden müßte. Sobald die Enden des
! Riesendrahtseiles am Land sind, werden dieselben durch je
ungefähr 1200 — 1500 Pferde nach den Höhen gebracht,
auf welcher das französische Lager sich jetzt befindet, wo jedoch
vorher eine kolosiale Dampfmaschine aufgestellt werden müßte.
Hat man einmal die beiden Enden des Drahtseiles bier oben
und auf diese Weise eine weite Schlinge um Festung und Ha-
fen gezogen, so würde jetzt diese Dampfmaschine angewandt,
um die beiden Enden immer fester anzuziehen, so daß die
Schlinge fortwährend enger würde. So muß demnach endlich
die Festung mit sämmtlichen Forts so lange zusammengeschnürt
werden, bis die Mauern in Schutt Zusammenstürzen. Auf diese
Weise ginge nicht einmal von Seiten der Belagerer ein Men-
schenleben verloren. Nebenbei könnten die Rüsten keine Mittel
gebrauchen, um bas Seil zu zerstören, da man hiezu nur den
besten Draht wählen würde. Zur völligen Ausführung dieses
Projectes reichen drei Jahre und drei Millionen Pfund Sterling.
Das zweite Project des Oberst Tudge scheint weniger
originell, wenn man nämlich annimmt, daß die Mauerbrecher
und Widderköpse der alten Römer dieselbe Grundidee zur Un-
terlage hatten. Tudge schlägt vor, zwanzig bis dreißig der
stärksten Lokomotiven gegen die Mauern Sebastopols ansausen
zu lassen. Diese Lokomotiven sollen vorn mit starken eisernen
Spitzen besetzt und hinten mit großen Besen versehen werden.
Die Eisenspitzen dienen zum Umsturz der Mauern und die
Besen hinten räumen sofort den Schutt aus dem Wege, damit
hinter den Lokomotiven die Belagerer sogleich ihren siegreichen
Einzug halten können.
Einen gräßlichen Anblick bot neulich eine Bastion in der
Nähe des Quarantäneforts. Auf dieselbe war ein Oberst com-
mandirt, welcher einen großen Hühnerhund hielt. Letzterer
bekam die Hundswuth und biß seinen Herrn. Dieser ward
sofort toll und biß seine drei Kapitäne, bei welchen sich eben-
falls die Hundswuth in demselben Augenblicke in einem so
schrecklichen Grade entwickelte, daß jene drei Kapitäne in den
nächsten fünf Minuten sämmtliche Lieutenants der Bastion ge-
biffen hatten, welche Letztere sich ebenso rasch auf die Unter-
offiziere warfen und ihnen Biste beibrachten. Letztere fielen
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Direkteste illustrirte Nachrichten vom Kriegsschauplatze"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 21.1855, Nr. 501, S. 161
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg