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andlinigen, sowie von allen P
ZeirungSexpe oirione» angenommen
Erscheinen wöchentlich ein Mal. SnbscriptionS- V¥| JJ>,
rprä tiir Jlcn N-inN hnn 94 9?nmmi*r« N kl NN k,- Hl« ir •
Handlungen, sowie von allen Postämtern und W;™' preis für den Band von 24Nummern 3 st. 36kr.!,
oder 2 Rthlr. Einzelne Nummern kosten 12 fr. oder 4 ;
-gr.
Die Leonore.
„O Mutter, Mutter, was mich brennt.
Das lindert mir kein Sakrament!"
„Kraut, Liebchen, auch!" sagte mein Vater und schob die
Platte mit Sauerkraut meiner Mutter zu. Es war nämlich
Sonntag Mittag, und das schwäbische Lieblingsgericht stand aus
dem Tische. Der mütterliche Magen konnte zeitweise kein Sauer-
kraut ertragen und ward alsdann mit Blutwurst und geräucher-
tem Schweinefleisch entschädigt, weßhalb Papa für nöthig hielt,
auf den Inhalt der Platte aufmerksam zu machen mit den
I Worten:
„Kraut, Liebchen, auch!"
„Der Mond scheint hell!" sagte ich halblaut vor mich
hin, obgleich eigentlich die Sonne schien. Papa sah mich mit
freudestrahlenden Augen an, Mama aber ließ Meffer und Gabel
fallen, maß erst mich, dann Papa'n mit Zorncsblicken und
fuhr auf: „So muß auch noch der Bube das närrische Zeug
auffangen! Ist aber auch kein Wunder, denn man hört kein
gescheidtes Wort mehr von Dir. Wenn mir nur das Sapper-
mentsbuch nicht in's Haus gekommen wäre!"
sagte ich, und blies mit beiden Backen auf den heißen Inhalt
meines Tellers. Hätte Papa mich nicht iu Schutz genommen,
so wäre ich mit meiner poetischen Reminiscenz übel gefahren.
Mama hatte für diesmal genug gespeist, Papa aber hätte mir
die ganze Tischbescherung in den Mund gestopft, wenn's mög-
lich gewesen wäre.
Daß unter dem „Sappermentsbuch" Gottfried August Bür-
ger's Gedichte gemeint waren, wird der werthe Leser schon errathen
haben. Mein Vater war auf eine eigene Art in den Besitz
dieses Buches gekommen. Er war Rathsherr und Bäckerober-
meister des Städtchens und hatte daneben eine besuchte Wein-
wirthschaft. Zn seinen besten Kunden in letzterer Beziehung
gehörte ein Zeitlang ein junger Schulmeister aus der Nach-
barschaft, der, selbst Dichter, große Vorliebe für Gedichte aller
Art hatte. Eines Tages überwog der Dnrst seine Liebe zur !
Poeste, und in Ermangelung andern verpfänbbaren Eigenthums
wanderte er mit Bürgers Gedichten in der Tasche der wohl-
andlinigen, sowie von allen P
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Handlungen, sowie von allen Postämtern und W;™' preis für den Band von 24Nummern 3 st. 36kr.!,
oder 2 Rthlr. Einzelne Nummern kosten 12 fr. oder 4 ;
-gr.
Die Leonore.
„O Mutter, Mutter, was mich brennt.
Das lindert mir kein Sakrament!"
„Kraut, Liebchen, auch!" sagte mein Vater und schob die
Platte mit Sauerkraut meiner Mutter zu. Es war nämlich
Sonntag Mittag, und das schwäbische Lieblingsgericht stand aus
dem Tische. Der mütterliche Magen konnte zeitweise kein Sauer-
kraut ertragen und ward alsdann mit Blutwurst und geräucher-
tem Schweinefleisch entschädigt, weßhalb Papa für nöthig hielt,
auf den Inhalt der Platte aufmerksam zu machen mit den
I Worten:
„Kraut, Liebchen, auch!"
„Der Mond scheint hell!" sagte ich halblaut vor mich
hin, obgleich eigentlich die Sonne schien. Papa sah mich mit
freudestrahlenden Augen an, Mama aber ließ Meffer und Gabel
fallen, maß erst mich, dann Papa'n mit Zorncsblicken und
fuhr auf: „So muß auch noch der Bube das närrische Zeug
auffangen! Ist aber auch kein Wunder, denn man hört kein
gescheidtes Wort mehr von Dir. Wenn mir nur das Sapper-
mentsbuch nicht in's Haus gekommen wäre!"
sagte ich, und blies mit beiden Backen auf den heißen Inhalt
meines Tellers. Hätte Papa mich nicht iu Schutz genommen,
so wäre ich mit meiner poetischen Reminiscenz übel gefahren.
Mama hatte für diesmal genug gespeist, Papa aber hätte mir
die ganze Tischbescherung in den Mund gestopft, wenn's mög-
lich gewesen wäre.
Daß unter dem „Sappermentsbuch" Gottfried August Bür-
ger's Gedichte gemeint waren, wird der werthe Leser schon errathen
haben. Mein Vater war auf eine eigene Art in den Besitz
dieses Buches gekommen. Er war Rathsherr und Bäckerober-
meister des Städtchens und hatte daneben eine besuchte Wein-
wirthschaft. Zn seinen besten Kunden in letzterer Beziehung
gehörte ein Zeitlang ein junger Schulmeister aus der Nach-
barschaft, der, selbst Dichter, große Vorliebe für Gedichte aller
Art hatte. Eines Tages überwog der Dnrst seine Liebe zur !
Poeste, und in Ermangelung andern verpfänbbaren Eigenthums
wanderte er mit Bürgers Gedichten in der Tasche der wohl-
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Leonore"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 21.1855, Nr. 485, S. 33
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg