IQ j Bestellungen werden in allen B» ch - und Kunst- Erscheinen wöchentlich ein Mal. SubscriptionS-
Handlungen, sowie von allen Postämtern und 400« preis für den Band von 24 Nnnnnern 3 fl. 36 kr.
Zeitnngsexpeditionen angenommen.
XXI. Bd.
oder 2 Nthlr. Einzelne Nummern kosten 12 kr. oder 4 Sgr.
Scene aus dem unterbrochenen Opferfeste.
Wie ich zu meinem Weibe kam.
Ich erblickte in Augsburg im Jahre 1814 das
Licht der Welt, heiße Anton Müller, bin Bürger und
Spezereihändler daselbst, ziemlich vermögend, und, wie
die Welt behauptet, ein guter Mensch. Wie mir meine
Freunde sagen, bin ich ein guter Gesellschafter, und habe
ein einnehmendes Wesen. Was meine Gesundheit be-
trifft, so fühle ich mich rüstig, wie ein Jüngling von
20 Jahren. Was mein Herz betrifft, so habe ich es
seit 8 Tagen verschenkt, und zwar ganz zufällig. —
Ich, der ich immer Garden zu bleiben dachte, bin seit
gestern vcrheirathet, und w i e ich zu meinem Weibe kam,
dieß ist die Geschichte, die ich vorliegend eigentlich dem
Leser erzählen will. — Bon allen meinen Verwandten
ist mir durch besondere Schicksalsfügungen nur ein ein-
ziger übrig geblieben, und das ist nämlich inein Neffe
Julius Horn, den ich wie einen Sohn liebe. Er ist
Porträtmaler, wohnt in Berlin, und hat sich sowohl
durch seine Geschicklichkeit als auch durch seine quecksilberne
Natur und durch seine Excentrität ohne G lcichen in der
ganzen Stadt einen Ruf erworben. Ich war nun ge-
wohnt, wöchentlich wenigstens einmal von ihm einen
Brief und zwar in dem nur ihm eigenen lustigen Tone
zu erhalten, und crschrack daher nicht wenig, als ich vor
etwa einem Monat einen Brief von ihm bekam, der
von der schwärzesten Melancholie übergossen war. Er
schrieb von Lebensüberdruß, vom Himmel, von den Wol-
ken und vom Mondschein, von einem Wurm in seinem
Herzen und was dergleichen überspannte Ausdrücke mehr
sind. Man kann sich nun leicht denken, welche Besorg-
nisse mir dieser Brief cinflößte, da ich, wie schon gesagt,
nur lustige Briefe von ihm gewohnt war, und ihn zärt-
lich liebte. Schon längere Zeit ging ich ohncdieß mit
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Handlungen, sowie von allen Postämtern und 400« preis für den Band von 24 Nnnnnern 3 fl. 36 kr.
Zeitnngsexpeditionen angenommen.
XXI. Bd.
oder 2 Nthlr. Einzelne Nummern kosten 12 kr. oder 4 Sgr.
Scene aus dem unterbrochenen Opferfeste.
Wie ich zu meinem Weibe kam.
Ich erblickte in Augsburg im Jahre 1814 das
Licht der Welt, heiße Anton Müller, bin Bürger und
Spezereihändler daselbst, ziemlich vermögend, und, wie
die Welt behauptet, ein guter Mensch. Wie mir meine
Freunde sagen, bin ich ein guter Gesellschafter, und habe
ein einnehmendes Wesen. Was meine Gesundheit be-
trifft, so fühle ich mich rüstig, wie ein Jüngling von
20 Jahren. Was mein Herz betrifft, so habe ich es
seit 8 Tagen verschenkt, und zwar ganz zufällig. —
Ich, der ich immer Garden zu bleiben dachte, bin seit
gestern vcrheirathet, und w i e ich zu meinem Weibe kam,
dieß ist die Geschichte, die ich vorliegend eigentlich dem
Leser erzählen will. — Bon allen meinen Verwandten
ist mir durch besondere Schicksalsfügungen nur ein ein-
ziger übrig geblieben, und das ist nämlich inein Neffe
Julius Horn, den ich wie einen Sohn liebe. Er ist
Porträtmaler, wohnt in Berlin, und hat sich sowohl
durch seine Geschicklichkeit als auch durch seine quecksilberne
Natur und durch seine Excentrität ohne G lcichen in der
ganzen Stadt einen Ruf erworben. Ich war nun ge-
wohnt, wöchentlich wenigstens einmal von ihm einen
Brief und zwar in dem nur ihm eigenen lustigen Tone
zu erhalten, und crschrack daher nicht wenig, als ich vor
etwa einem Monat einen Brief von ihm bekam, der
von der schwärzesten Melancholie übergossen war. Er
schrieb von Lebensüberdruß, vom Himmel, von den Wol-
ken und vom Mondschein, von einem Wurm in seinem
Herzen und was dergleichen überspannte Ausdrücke mehr
sind. Man kann sich nun leicht denken, welche Besorg-
nisse mir dieser Brief cinflößte, da ich, wie schon gesagt,
nur lustige Briefe von ihm gewohnt war, und ihn zärt-
lich liebte. Schon längere Zeit ging ich ohncdieß mit
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Scene aus dem unterbrochenen Opferfeste"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 21.1855, Nr. 490, S. 73
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg