Der allerletzte Türk.
191
Ich gehört' zu den türkischen Großen,
Ich hatte viel Gclver nnd Gut:
Doch Engländer und die Franzosen,
Die sogen mich aus bis aus'S Blut!
Für 100 Mal 1000 Piaster
Hab' ich weder Titel noch Bürg' —
Da steh' ich verarmt auf dem Pflaster
Und bin ach — der allerletzte Türk'. —
Einst trank ich gcmüthtich nach Noten,
Ich konnte, wenn ich war allein,
Obwohl der Prophet cs verboten
Genießen den edelsten Wein!
Kaum waren sic Herr, die Alliirtcu,
So waren meine Flaschen verwirkt,
Sie nahmen mir mein: petschirtcn, •>.
Und Wasser trinkt-der allerletzte Türk'.
So besaß ich denn eine Sammlung,
Der reizendsten Wesen der Welt,
Mit Gesichtern weiß als wie Am'lung*) —
Sie kosteten freilich viel Geld!
Die Franzosen jedoch die galanten,
Die stürmten den Liebesbezirk,
Sie raubten mir meine Charmanten,
Und allein steht — der allerletzte Türk'!
Aus dem Turban haben's Diamanten
Mit der größten Frechheit mir 'zupft;
Aus dem Roßschweif haben's mir dito
Die schönsten Roßhaar gerupft;
Das Geld und die Ehr' ist verloren,
Wenig fehlt, daß ich mich erwürg',
Denn so g'rupft und g'schunden und geschoren,
Bin ich — leider ■— der allerletzte Türk'!
Bedeutungsvolle Fragen.
1. Warum gefällt ein alter Witz nicht'?
Weil ein Witz, wenn er gefallen soll, beißen muß, und
I das wissen wir ja, daß im Alter die Zähne ausfallen.
2. Ist die Blüthezeit der deutschen Literatur schon da
' gewesen?
Freilich. Wie könnte es sonst so viele trockene Blätter
geben.
3. Was für ein Unglück kann einem nur am Morgen
j passiren?
Daß man kein Frühstück zu estcn hat.
4. In was gleichen viele Journale den Pantoffeln? !
Darin, daß sie keinen Absatz haben.
5. Was unterscheidet den General von einem Kaufmann ?
Dieser prahlt mit seiner Niederlage, jener erwähnt
j ihrer nie.
6. In was unterscheidet sich die Kritik von der Brenneffel?
Die Brcnneffcl beißt bloS denjenigen, der sie angreift,
die Kritik aber auch diejenigen, die nichts von ihr wißen wollen.
Aphorismen.
Drei Dinge muß cs geben, wenn cs Schriftsteller geben
soll: Gänse, Lumpen und Verleger.
Nichts ist schwerer zu verdauen, als neugebackenes Brod j
und altgebackcne Witze.
) Amelung — weißes feines Mehl
191
Ich gehört' zu den türkischen Großen,
Ich hatte viel Gclver nnd Gut:
Doch Engländer und die Franzosen,
Die sogen mich aus bis aus'S Blut!
Für 100 Mal 1000 Piaster
Hab' ich weder Titel noch Bürg' —
Da steh' ich verarmt auf dem Pflaster
Und bin ach — der allerletzte Türk'. —
Einst trank ich gcmüthtich nach Noten,
Ich konnte, wenn ich war allein,
Obwohl der Prophet cs verboten
Genießen den edelsten Wein!
Kaum waren sic Herr, die Alliirtcu,
So waren meine Flaschen verwirkt,
Sie nahmen mir mein: petschirtcn, •>.
Und Wasser trinkt-der allerletzte Türk'.
So besaß ich denn eine Sammlung,
Der reizendsten Wesen der Welt,
Mit Gesichtern weiß als wie Am'lung*) —
Sie kosteten freilich viel Geld!
Die Franzosen jedoch die galanten,
Die stürmten den Liebesbezirk,
Sie raubten mir meine Charmanten,
Und allein steht — der allerletzte Türk'!
Aus dem Turban haben's Diamanten
Mit der größten Frechheit mir 'zupft;
Aus dem Roßschweif haben's mir dito
Die schönsten Roßhaar gerupft;
Das Geld und die Ehr' ist verloren,
Wenig fehlt, daß ich mich erwürg',
Denn so g'rupft und g'schunden und geschoren,
Bin ich — leider ■— der allerletzte Türk'!
Bedeutungsvolle Fragen.
1. Warum gefällt ein alter Witz nicht'?
Weil ein Witz, wenn er gefallen soll, beißen muß, und
I das wissen wir ja, daß im Alter die Zähne ausfallen.
2. Ist die Blüthezeit der deutschen Literatur schon da
' gewesen?
Freilich. Wie könnte es sonst so viele trockene Blätter
geben.
3. Was für ein Unglück kann einem nur am Morgen
j passiren?
Daß man kein Frühstück zu estcn hat.
4. In was gleichen viele Journale den Pantoffeln? !
Darin, daß sie keinen Absatz haben.
5. Was unterscheidet den General von einem Kaufmann ?
Dieser prahlt mit seiner Niederlage, jener erwähnt
j ihrer nie.
6. In was unterscheidet sich die Kritik von der Brenneffel?
Die Brcnneffcl beißt bloS denjenigen, der sie angreift,
die Kritik aber auch diejenigen, die nichts von ihr wißen wollen.
Aphorismen.
Drei Dinge muß cs geben, wenn cs Schriftsteller geben
soll: Gänse, Lumpen und Verleger.
Nichts ist schwerer zu verdauen, als neugebackenes Brod j
und altgebackcne Witze.
) Amelung — weißes feines Mehl
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der allerletzte Türk" "Bedeutungsvolle Fragen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 21.1855, Nr. 504, S. 191
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg