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Auf Helgoland.

Novellette.

Es sind jetzt zehn Jahre, als ich zum erstenniale nach
Helgoland kann Die Saison war fast zu Ende, mein Arzt
hatte mir aber dringend gerathen, noch einige Wochen die
stärkenden Seebäder zu gebrauchen, und deßhalb war ich so
spät noch herüber gekommen. Es waren nur noch wenige Bad-
gäste hier; unter diesen fiel mir ein junger Mann, ein blonder
Sohn Albions vor Allen auf, weniger, durch seine Persönlich-
keit, an welcher gerade nichts Hervorspringendes war, als

etiva ein ungewöhnlich langes Gesicht und eine lange schmale
Figur, wie man das ja so häufig sieht, desto nrehr aber durch
sein höchst sonderbares Benehmen. Sir William zeigte näm-
lich keine Spur des sonst so charakteristischen englischen
Phlegma's, er war vielmehr ungemein beweglich und rührig,
ein wahrer Ueberall und Nirgends, dabei aber doch sehr
schweigsam, und es wollte mir lange nicht gelingen, eine
Unterhaltung mit ihm anzuknüpfen.

Noch eine weitere Sonderbarkeit, welche wieder mit
dieser auffallenden Beweglichkeit oder vielmehr Unruhe in
directem Widerspruche stund, war mir und den übrigen
Badegästen, für die er öfter ein willkommener Gegenstand
der Unterhaltung warz unerklärlich, denn jeden Morgen von
9 bis 11 Uhr saß er an seinem offenen Fenster, stützte den
Kopf in seine Hand, und blieb da unbeweglich, fast wie leb-
los. Man konnte sein Gesicht, das nach dem Innern des
Zimmers vermöge der eigenthümlichen Lage seines Körpers
gerichtet war, nie sehen, weßhalb wir nicht wußten, ob er
schlafe oder lese.

Durch die Abreise zweier Tischnachbarn, welche zwischen
mir und ihm saßen, kam ich an seine Seite, und nun konnte
er mir nicht mehr ausweichen. Seine Rede war aber bib-
lisch einfach „Ja, ja" und „Nein, nein" und was darüber
war, schien ihm Sünde.

So blieb es während meines ganzen Aufenthaltes —
das Wetter wurde bald für den Zweck einer Badekur ungün-
stig, und ich rüstete mich mit den übrigen wenigen Badegästen
zur baldigen Abreise. Das Dampfschiff, welches uns zum
festen Lande bringen sollte, erwarteten wir auf den folgenden
Tag, wir hatten Alle gepackt — Alle, nur Sir William nicht.

Ich fragte ihn, ob er denn nicht mit uns abreisen wolle?

„Nein!" war seine Antwort.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Auf Helgoland"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Muttenthaler, Anton
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Kummer <Motiv>
Liebe
Abweisung
Karikatur
Frau <Motiv>
Kurgast <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Engländer <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 25.1856, Nr. 586, S. 73
 
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