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Handlungen, sowie von allen Postämtern nnd^^^ä | 9 preis für den Band von 24 Nummern 3 fl. 3kkr. ' ' *1 *
Zeitnngserpeditionen angenommen. oder 2 Rthlr. Einzelne Nummern kosten 12 kr. oder 4 Sgr.
Die Puppe.
Nach einer wahren Begebenheit von Fr. Gerstäcker.
In H.... — einer nicht unbedeutenden Stadt Deutsch-
lands — hatte sich vor einer längeren Reihe von Jahren ein
kinderloses Ehepaar niedergelassen und einen der freundlichsten
Grundbesitze der Stadt angekauft. Niemand wußte eigentlich,
woher die beiden Leute stammten; während sie aber für eine
der wohlhabendsten Familien der Stadt galten und in H. auch
weiter keinem Geschäfte oblagen, sondern hier nur ihr Geld
verzehrten, waren sie allgemein geachtet und geliebt, denn sic
thaten Gutes, wo sie nur konnten, und kein wirklich Hilfsbe-
dürftiger verließ je ungetröstet ihre Schwelle. Sonst verkehrten
sie aber nur wenig oder gar nicht mit anderen Leuten, sie
kamen in keine Gesellschaft, sie sahen Niemand bei sich und rin
alter Diener mit weißem Kopf, der ihnen aufwartete, konnte
ebenso gut von ihren Eltern auf sie vererbt sein — und war
es auch vielleicht.
■ Nur das weibliche Dienstpersonal mietheten sie sich in der
Stadt, wechselten aber ziemlich häufig damit, da sich das junge
Volk nicht in die Launen der Alten finden konnte oder mochte.
Ob ihnen aber diese Einsamkeit selber zu peinlich wurde,
oder ob sie es für Sünde hielten, ihr Vermögen nach ihrem
Tode zerstreut zu sehen und Niemanden zu gut kommen zu
lassen, kurz eines Tages entschlossen sie sich, ein fremdes Kind
und zwar ein Mädchen, zu sich in's Haus zu nehmen, zu adop-
tiren und in dem Heranwachsen desselben dann ihre eigene
Jugend wieder vor sich aufblühen zu sehen.
Anregung dazu hatte nicht allein ihr stilles Leben, sondern
auch ein kürzlicher Unglücksfall gegeben, bei dem die Aeltern
eines kleinen fünfjährigen Mädchens durch einstürzendes Gebälk
in ihrer eigenen Stube erschlagen worden, während das Kind
wie durch ein Wunder gerettet schien. Die arme kleine Waise
hatte jetzt Niemand weiter, der sich um sie bekümmerte und die
beiden alten Leute beschlossen, sie zu sich zu nehmen.
Von der Zeit an kam neues Leben in das Haus; es
war ordentlich als ob das Eis gethaut wäre, das bis dahin
ihre Herzen umschlossen gehalten, und mit der freundlicheren
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Handlungen, sowie von allen Postämtern nnd^^^ä | 9 preis für den Band von 24 Nummern 3 fl. 3kkr. ' ' *1 *
Zeitnngserpeditionen angenommen. oder 2 Rthlr. Einzelne Nummern kosten 12 kr. oder 4 Sgr.
Die Puppe.
Nach einer wahren Begebenheit von Fr. Gerstäcker.
In H.... — einer nicht unbedeutenden Stadt Deutsch-
lands — hatte sich vor einer längeren Reihe von Jahren ein
kinderloses Ehepaar niedergelassen und einen der freundlichsten
Grundbesitze der Stadt angekauft. Niemand wußte eigentlich,
woher die beiden Leute stammten; während sie aber für eine
der wohlhabendsten Familien der Stadt galten und in H. auch
weiter keinem Geschäfte oblagen, sondern hier nur ihr Geld
verzehrten, waren sie allgemein geachtet und geliebt, denn sic
thaten Gutes, wo sie nur konnten, und kein wirklich Hilfsbe-
dürftiger verließ je ungetröstet ihre Schwelle. Sonst verkehrten
sie aber nur wenig oder gar nicht mit anderen Leuten, sie
kamen in keine Gesellschaft, sie sahen Niemand bei sich und rin
alter Diener mit weißem Kopf, der ihnen aufwartete, konnte
ebenso gut von ihren Eltern auf sie vererbt sein — und war
es auch vielleicht.
■ Nur das weibliche Dienstpersonal mietheten sie sich in der
Stadt, wechselten aber ziemlich häufig damit, da sich das junge
Volk nicht in die Launen der Alten finden konnte oder mochte.
Ob ihnen aber diese Einsamkeit selber zu peinlich wurde,
oder ob sie es für Sünde hielten, ihr Vermögen nach ihrem
Tode zerstreut zu sehen und Niemanden zu gut kommen zu
lassen, kurz eines Tages entschlossen sie sich, ein fremdes Kind
und zwar ein Mädchen, zu sich in's Haus zu nehmen, zu adop-
tiren und in dem Heranwachsen desselben dann ihre eigene
Jugend wieder vor sich aufblühen zu sehen.
Anregung dazu hatte nicht allein ihr stilles Leben, sondern
auch ein kürzlicher Unglücksfall gegeben, bei dem die Aeltern
eines kleinen fünfjährigen Mädchens durch einstürzendes Gebälk
in ihrer eigenen Stube erschlagen worden, während das Kind
wie durch ein Wunder gerettet schien. Die arme kleine Waise
hatte jetzt Niemand weiter, der sich um sie bekümmerte und die
beiden alten Leute beschlossen, sie zu sich zu nehmen.
Von der Zeit an kam neues Leben in das Haus; es
war ordentlich als ob das Eis gethaut wäre, das bis dahin
ihre Herzen umschlossen gehalten, und mit der freundlicheren
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Puppe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 25.1856, Nr. 591, S. 113
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg