Die Schöpfungsgeschichte.
Nun kam es, daß die unjetreue Jemahlin die Strafe tref-
fen sollte. Das Jeschlecht Urfischers war nämlich durch die
niedlichen Backfische jroß und berühmt jeworden. Auch das
Herz des Jarde dü Corps hatte das Unjeheuer der Verführ-
ung schon halb wegjefresseu und die Treue war alle jeworden.
Bebend vor Rachedurst stationirte Urjroßmutter Jntcllijeuz den
Elenden nach Potsdam, auf daß er langsam an Langeweile
stürbe und sich amüsirte an das schöne Glockenspiel zu seine
Busse und Bekehrung.
Darauf rannte sie zum zweeteu Male in alle Welt und
kam nach Frankreich, wo sie den Urlouis hcirathctc, und zur !
Stammutter von die jroße Nation ward. Denn die Franzosen ;
alleeue sind neben die Berliner nich ohne Jeist nich. Man
nennt das aber dort „Esprit", was wohl mit „Sprit" da-s
jleiche Wort is.
Als Urlouis am Tode jestorbcn war, brach die Jntelli-
jenz auf und machte die erste Reise um die Welt — ohne
Bädccker. Auch is es höchst ecgenthümlich, daß sie in ihre
verlorene Memoiren nischt erzählt von die reisenden Englän-
der, während cs doch jauz außerordentlich wichtig wäre zu
j wissen, ob damals die Race von die Macdonalds ooch schon
hat existirt.
Endlich stog sie auf den Flügeln von ihre eigne Weis-
heit nach Helgoland und schwebte über den: Hügel ihres einst
so geliebten Urfischer. Reuevoll sang sie die jöttliche Jnaden-
aric. Urfischer drehte sich im Jrabe und sie sank mausctodt
an seine Seite.
Nachdem ich meine Augen jetrockuet, fahre ich seufzend
fort über die Vcrjäuglichkeit und komme wieder nach Berlin.
Als die Franzosen jeschaffen waren, dachten sie alsbald daran,
ihre alleenigen Nebenbuhler zu bekriegen. Aber wir wehrten
uns ecklig und sie erzählen nur mit jeheimen Schauer von
die Sandflächcn der Mark. Aber öfter knurren sie wieder
über den Rhein herüber, wie kleene bissige Hunde. Hurrje!
Nur hübsch d'rüben jeblieben! Wir haben jetzt doppelte Jarde,
und außerdem — die Stadtmauer. Bange machen jilt nich.
Unterdessen blühen wir und entfalten unsere Weisheit
vor der Welt; denn der Jeist der Jntellijenz schleicht durch
alle Straßen und schon mancher Nachtwächter hat ihn jesehen,
wie er des Nachts mit seinem Nachtlicht die einzelnen Häuser
erleuchtete. Mir aber erschien er jestern zwischen 12 Uhr
und Mitternacht und hat zu mir jercdet die Rede, die ihr
jchört und mir befohlen, sie aufzuschreiben, auf daß sie alle
kommende Jenerationen in Ehrfurcht lesen und sich freuen un-
seres Jlanzes und unsrer Ehre.
Denn das ist der Vorzug von Berlin vor andern Städten,
daß es sic alle überstrahlet durch Reichthum an Weisheit,
Schwindel und Unjeziefcr und das ist sein Beruf, daß cs die
Hauptstadt werde von die janzc Welt und mein Schädel der
Mittelpunkt von all die Weisheit. So sei es! —
Berlin in den Hundstagen von's vorige Jahr.
Johann Jabriel Quatschte, Phantas-
magoret und Professor der Sommcr-
und Winterlogik a. D.
Illustrationen zu deutschen Dichtern. 47
„Du hast mich zu Grunde gerichtet,
Mein Liebchen, was willst Du noch mehr!"
Weisheit ans dem Katheder.
Kaiser Julian war selten krank. Wenn er aber krank
wurde, so war die Krankheit meistens tödtlich.
(In der Logik.) Mit dem Verstände wären wir jetzt,
Gott sei Dank, bald fertig. Nächstes Mal kommen wir hof-
fentlich zur Vernunft.
So grausam war man mit dem Roscius Amerinus,
daß man ihn nicht einmal in Rom begrub, so daß der Arme
sich anderswo um ein Grab Umsehen mußte.
Die Eigenschaften der Thiere besitze ich vollständig, in
zwei Bänden von Bonnet.
Aus Krems, da wir schon davon reden, kommen die
schönsten und größten Ochsen. Mir dürfen Sie das glauben,
ich weiß es, denn ich bin aus Krems. Schon mein Vater
war ein Kremser.
'S ist doch merkwürdig, g'rad wenn mir 'was cinfällt
fällt 's mir g'rad nicht ein.
Cäsar schwamm nackt, als Caske verkleidet, über die Tiber.
Schrecklich war auf dem Schlachtfelde das Gestöhne der
Todtcn und Verwundeten.
Wenn Sie sich das merken und Acht geben, so wird's
Ihnen bei diesem Autor immer aufstoßen.
Zum Glück kann der Mensch seine Sünden noch bereuen,
ehe er stirbt, da die Vorsehung den Tod erst an's Ende des
Lebens gesetzt hat.
Nun kam es, daß die unjetreue Jemahlin die Strafe tref-
fen sollte. Das Jeschlecht Urfischers war nämlich durch die
niedlichen Backfische jroß und berühmt jeworden. Auch das
Herz des Jarde dü Corps hatte das Unjeheuer der Verführ-
ung schon halb wegjefresseu und die Treue war alle jeworden.
Bebend vor Rachedurst stationirte Urjroßmutter Jntcllijeuz den
Elenden nach Potsdam, auf daß er langsam an Langeweile
stürbe und sich amüsirte an das schöne Glockenspiel zu seine
Busse und Bekehrung.
Darauf rannte sie zum zweeteu Male in alle Welt und
kam nach Frankreich, wo sie den Urlouis hcirathctc, und zur !
Stammutter von die jroße Nation ward. Denn die Franzosen ;
alleeue sind neben die Berliner nich ohne Jeist nich. Man
nennt das aber dort „Esprit", was wohl mit „Sprit" da-s
jleiche Wort is.
Als Urlouis am Tode jestorbcn war, brach die Jntelli-
jenz auf und machte die erste Reise um die Welt — ohne
Bädccker. Auch is es höchst ecgenthümlich, daß sie in ihre
verlorene Memoiren nischt erzählt von die reisenden Englän-
der, während cs doch jauz außerordentlich wichtig wäre zu
j wissen, ob damals die Race von die Macdonalds ooch schon
hat existirt.
Endlich stog sie auf den Flügeln von ihre eigne Weis-
heit nach Helgoland und schwebte über den: Hügel ihres einst
so geliebten Urfischer. Reuevoll sang sie die jöttliche Jnaden-
aric. Urfischer drehte sich im Jrabe und sie sank mausctodt
an seine Seite.
Nachdem ich meine Augen jetrockuet, fahre ich seufzend
fort über die Vcrjäuglichkeit und komme wieder nach Berlin.
Als die Franzosen jeschaffen waren, dachten sie alsbald daran,
ihre alleenigen Nebenbuhler zu bekriegen. Aber wir wehrten
uns ecklig und sie erzählen nur mit jeheimen Schauer von
die Sandflächcn der Mark. Aber öfter knurren sie wieder
über den Rhein herüber, wie kleene bissige Hunde. Hurrje!
Nur hübsch d'rüben jeblieben! Wir haben jetzt doppelte Jarde,
und außerdem — die Stadtmauer. Bange machen jilt nich.
Unterdessen blühen wir und entfalten unsere Weisheit
vor der Welt; denn der Jeist der Jntellijenz schleicht durch
alle Straßen und schon mancher Nachtwächter hat ihn jesehen,
wie er des Nachts mit seinem Nachtlicht die einzelnen Häuser
erleuchtete. Mir aber erschien er jestern zwischen 12 Uhr
und Mitternacht und hat zu mir jercdet die Rede, die ihr
jchört und mir befohlen, sie aufzuschreiben, auf daß sie alle
kommende Jenerationen in Ehrfurcht lesen und sich freuen un-
seres Jlanzes und unsrer Ehre.
Denn das ist der Vorzug von Berlin vor andern Städten,
daß es sic alle überstrahlet durch Reichthum an Weisheit,
Schwindel und Unjeziefcr und das ist sein Beruf, daß cs die
Hauptstadt werde von die janzc Welt und mein Schädel der
Mittelpunkt von all die Weisheit. So sei es! —
Berlin in den Hundstagen von's vorige Jahr.
Johann Jabriel Quatschte, Phantas-
magoret und Professor der Sommcr-
und Winterlogik a. D.
Illustrationen zu deutschen Dichtern. 47
„Du hast mich zu Grunde gerichtet,
Mein Liebchen, was willst Du noch mehr!"
Weisheit ans dem Katheder.
Kaiser Julian war selten krank. Wenn er aber krank
wurde, so war die Krankheit meistens tödtlich.
(In der Logik.) Mit dem Verstände wären wir jetzt,
Gott sei Dank, bald fertig. Nächstes Mal kommen wir hof-
fentlich zur Vernunft.
So grausam war man mit dem Roscius Amerinus,
daß man ihn nicht einmal in Rom begrub, so daß der Arme
sich anderswo um ein Grab Umsehen mußte.
Die Eigenschaften der Thiere besitze ich vollständig, in
zwei Bänden von Bonnet.
Aus Krems, da wir schon davon reden, kommen die
schönsten und größten Ochsen. Mir dürfen Sie das glauben,
ich weiß es, denn ich bin aus Krems. Schon mein Vater
war ein Kremser.
'S ist doch merkwürdig, g'rad wenn mir 'was cinfällt
fällt 's mir g'rad nicht ein.
Cäsar schwamm nackt, als Caske verkleidet, über die Tiber.
Schrecklich war auf dem Schlachtfelde das Gestöhne der
Todtcn und Verwundeten.
Wenn Sie sich das merken und Acht geben, so wird's
Ihnen bei diesem Autor immer aufstoßen.
Zum Glück kann der Mensch seine Sünden noch bereuen,
ehe er stirbt, da die Vorsehung den Tod erst an's Ende des
Lebens gesetzt hat.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Illustrationen zu deutschen Dichtern"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Wortillustration
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 35.1861, Nr. 840, S. 47
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg