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Schuster bleib'

bei

Deinem leisten.

Die Ballade von den sieben Schneidern.

„Wovon sollten wir Anders gesprochen
haben? Ich habe sogar alle seine Anträge
formulirt, die er seit nieiner Rückkehr aus
dem Pensionat gestellt hat."

„Ei, Du lieber Domgraf, dann habe
I ich ja eine gelehrte Frau!"

„Was Dir nicht einmal recht zu sein !
scheint?"

„Ich bedauere allerdings, Deiner Klug-
heit in solchen wichtigen Dingen nicht zu
! bedürfen, weil ich mir allzusehr selbst zu
i rathen gewohnt bin."

Laura rümpfte die Nase und meinte,
die Folge werde es lehren, ob er überall
den Nagel ans den Kopf zu treffen wisse.

„Aber es ist doch nicht Dein Ernst,
liebes Kind, Dich um meine Dualität als
j Stadtrath zu bekümmern?"

„Weit weniger kann es doch Dir Ernst
' damit sein, mich wie ein Kind zu behan-
deln, dem man nur Spielsachen anvertraut,"
entgegnete sie gereizt.

Herr Markus befand sich zum ersten
Male in Verlegenheit. Er sah ein, daß es
seiner Frau mit der Verwaltung der heiligen
! Stadt Ernst war und so wenig er sich eine
solche Manie erklären konnte, um so nn-
j leidlicher war sie ihm. Verbrannte Braten,
versalzene Suppen und ungenießbaren Kaffee,

! so klar er sie bei einer in das Allgemein-
1 wohl vertieften Frau voraussah, waren doch
> nicht die einzigen Schrcckzeichen, welche ihn
! erinnerten, auf seiner Hut zu sein und das
■ liebet im Keime zu ersticken.

Hierum handelte cs sich freilich schon
i nicht mehr. Die Gereiztheit, mit der ihm
! Laura geantwortet hatte, zeigte ihm deut-
j sich, daß der Keim sich schon zu einem an-
sehnlichen Baume entwickelt hatte, dessen
Ausrodung Anstrengung kosten und Schmer-
j zen verursachen würde. Aber heraus mußte
er, auch wenn es ohne einen heftigen Ruck 1
j nicht abgehen sollte, denn sein heller Ver- j
stand sagte ihm klar, daß unnatürliche Leiden- !
schäften sich verderblicher ausbreiten als natür- j
lichc, welche ihr Correktiv in sich selber tragen '
und daß daher mit den Jahren das zärt- !
lichc Weib, die unterhaltende Frau und die
musterhafte Hauswirthin, was Alles er in
seiner Laura gefunden habe, in der Ver-
waltungsräthin untcrgchen würden, wenn
er diese nicht ans ihr heraustreibc.

(Schluß folgt.)

Es hatten sieben Schneider gar einen grimmen Mnth;
. Sie wetzten ihre Scheercn und dürsteten nach Blut.

Dort auf der breiten Haide, loff eine Maus daher,
lind wär' sie nicht gelofsen, so lebte sie nicht mehr.
Und zu derselben Stunde (es war um halber neun)
Sah dieses mit Entsetzen ein altes Mütterlein.

Die Schneider mit den Scheeren, die kehrten sich herum.

Sie stürzten auf die Alte mit schrecklichem Gebrumm.

„Heraus nun mit dem Gelde! da hilft kein Ach und Weh!"
Das Mütterlein, das alte, das kreischte: „Achherrjeh!"

Ein Geisbock kam geronnen, so schnell er'eben kann.

Und stieß mit seinem Horne den letzten Schneidersmann.
Da sielen sieben Schneider Pardautz auf ihre Nas
Und lagen bei einander maus'tod im grünen Gras.

Und sieben Schneiderseele», die sah man aufwärts schwirr'»,
Sie waren anznschauen, wie sieben Fäden Zwirn.

8*
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Ballade von den sieben Schneidern"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Busch, Wilhelm
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Verfolgung
Schneider
Schere
Toter <Motiv>
Ziegenbock
Zwirn
Karikatur
Seele
Maus <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 35.1861, Nr. 842, S. 59

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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