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74

Der dritte war ein Studio —
Von Leipzig kam er her,

Und siehe da! die Anzeige hatte ganz den gewünschten
Erfolg, und es vergingen kaum vierzehn Tage, so war die
weibliche Räuberbande in einer Weise constituirt, die durchaus
nichts zu wünschen übrig ließ. Ihre Beschäftigung bestand
aber hauptsächlich darin, daß sic Reisende anfielen und sie be-
raubten und sie, wenn sie sich widcrsetzten, tödteten. So fuhr
auch eines Tages an der weiblichen Räuberhöhle eine Kutsche
vorbei; sie stürzten aus der Höhle hervor, fielen dem Kutscher
in die Zügel und rissen ihn vom Bock herunter.

Sie fallen ihm in das Geschirr,

Zerr'n ihn vom Bock herab —

Die Kaufmannstochter holt 'neu Strick,

Den sie zum Kau'n ihm gab.

Drauf öffnet sie den Kutscheuschlag,

Driu saß ein junger Mann;

Sic schaute wohlgefällig ihn
Durch die Lorgnette au.

Daun lud sie ihn mit Höflichkeit
— Obgleich im negligee —

Ju's feste Räuberschloß hinein
tlnd kocht' einen Kaffee.

Und da das Männlein ihr gefiel,

Rahm sic ihn zum Gemahl — —

Allein auch dieser verfiel dem Geschicke des Getödtet-
werdens durch das Terzerol seiner Frau, das, beiläufig ge-'
sagt, uuu doch allmälig mehr und mehr von seiner Farbe ver-
lor. So hat sie fünf Männer hinter einander gehabt, von
denen der dritte ein Student, der fünfte aber ein Soldat war.

Dies fuhr natürlich der Frau in die Nase und in einer
stillen Stunde faßte sie de» Entschluß, ihn zu tödten, zu
welchem Behufe sic sich ein sehr billiges Terzerol kaufte, an dem
blos die Politur etwas abgerieben war; sonst war cs ganz gut.
Zu Hause packte, sie ihre Effekten zusammen, bezahlte den
Miethzius, und Abends, als ihr Mann in seinem Bette ein-
geschlafen war, sandte sic ihm die bleierne Botschaft in das
falsche Herz. So starb dieser Mann, aus dem bei einer

besseren Benutzung seiner Kräfte etwas Tüchtiges hätte werden
köniieii. Ihres Bleibens war jedoch nun nicht länger; sie machte
sich auf die Strümpfe und floh zwei Tage laug, bis sie in
einen Wald kam, wo sic ohnmächtig zusammenbrach. Sie
raffte sich iudeß bald wieder auf und zog ihre Straße wei-
ter. Doch was nun aufangen? Ihr Geld war ziemlich alle,
zum Versetzen hatte sic auch nicht viel mehr, geborgt bekam
sie natürlich auch nichts — was anfangen? Da fiel ihr
Auge auf einen am Boden liegenden gelben Zettel, auf dem
mit rother Schrift gedruckt war:

Ankündigu ng.

Vom 1. Dezember d. I. ab erscheint in Unterzeichnetem
Verlage ein „General-Anzeiger", welcher sich durch außer-
gewöhnliche Billigkeit vor allen derartigen Unternehmungen
auszeichnet. Der Abonucmentspreis beträgt nämlich per Monat
blos einen Neugroschen. Jnsertionsgcbühren für die gespaltene
Zeile oder deren Raum nur 5 Pfennige.

Sie las blos bis hierher; sie wußte genug. Flugs
schrieb sie einen Brief und eine Anzeige und schickte dieselben
an den Verleger des General-Anzeigers.

Der verehrlichen Expedition des General-Anzeigers in '***

Beifolgende Annonce ersuche Sie sofort in Ihrem ge-
schätzten Blatt an einer in die Augen fallenden Stelle mög-
lichst raumsparend gef. abdrucken und die Jnsertionsgebühren
durch Postvorschuß von mir entnehmen zu wollen. N. N.

Gesuch.

Für eine neu constituirte weibliche Räuberbande werden
zum sofortigen Antritt dreißig Mädchen gesucht, aber nicht
von hier. Nur solche, die gute Zeugnisse beibringen, können
berücksichtigt werden. Adressen erbitten unter X. N. poste
restante No. 10.
Image description

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Erschreckliche Geschichte von der weiblichen Räuberhöhle, so sich zugetragen hat zu Ungarn"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Rauchen <Motiv>
Rache
Heiratsschwindel
Säbel
Schlaf <Motiv>
Nacht
Bett <Motiv>
Hut <Motiv>
Ehemann
Erschießung
Feder
Karikatur
Mord
Pistole
Geliebter
Ehefrau
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 35.1861, Nr. 844, S. 74

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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