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poeticus.
Und birg' in Deiner Reisetasche drinnen
Ein Kleid des BeinS gefertiget aus Linnen,
Ein Strümpfepaar, dazu der Hemden zween —
So, Wand'rer, magst Du in die Berge geh'n.
Die Fremdenführer in Tirol.
Die Führer von Tirol! Intelligent,
Wie man dieselben in der Schweiz wohl kennt,
Das sind sie nicht, und wenn Du einen miethest,
Sieh' zu, daß Du vor Schaden Dich behütest.
Stell' auf's Genauste fest den Führerlohn,
Sonst übcrtheucrt Dich der Berge Sohn
Und schafft, daß schwere Kosten Dir erwachsen.
Die Führer haben nämlich keine Taxen.
Wer ohne Führer durch die Berge steigt,
Dem wird die Richtung öfters angezeigt,
Durch Haufen Steine, die man aufgeführt,
Daß sich darnach der Wand'rer orientirt.
Auch scheue sich der Wanderer mit nichtcn,
Durch Bitt' um Auskunft sich zu unterrichten.
Zumal die Herren von der Geistlichkeit
Zum Auskunftgeben gerne sind bereit.
Im Wirthshaus, welches sie rekommandirt,
Vortrefflich ohne Zweifel wird dinirt.
Im Ganzen lassen die Hütele wohl
Noch viel zu wünschen übrig in Tirol.
Man beut Dir oft nach Tages Last und Qual
Für vieles Geld ein ziemlich schlechtes Mahl,
Und häufig dient dem Wanderer als Bette
Des Heugefüllten Bodens Lagerstätte.
Doch lasse, o Tourist, von solchen Dingen
Dich nicht um Deine gute Laune bringen.
Bädeker
Doch ist's Gebrauch geworden jetzt,
Daß auf die Rechnung wird gesetzt
Der Posten „pour ssrvios" geheißen.
Man zahlet, und will weiter reisen,
Da kommt das Stubenmädchen bei
Und spricht: „Mein Herr, ich bin so frei,"
Der Kellner schwingt die Serviette,
Als ob er gern ein Trinkgeld hätte,
Und auch der Hausknecht kommt gerannt,
Und hält uns hin die off'ne Hand,
Erklärend, daß der Wirth das Geld
„Uour service“ stets für sich behalt.
So müssen reichen unsre Hände
Zum zweiten Mal des Trinkgelds Spende.
Das Solches fürder nicht geschch',
Sei Deine Sorge Hötelier!
Der freiste Mann in dem Gebirge ist,
Wenn er zu Fuße gehet, der Tourist;
D'rum ziehe frisch auf Schustersrappen aus,
Den Koffer schickst Du mit der Post voraus.
Und willst Du, Wand'rer, in's Gebirge gehen,
Mußt Du mit diesen Dingen Dich versehen:
An Deine Füße ziehe Schuhe an,
Die starke, feste Doppelsohlen hau.
Bedecke Deinen Kopf mit einem Hut,
Des breiter Rand Dich schützt vor Sonnengluth,
Den Regenschirm mit einem Stocke fest,
Der so als Wanderstab sich brauchen läßt,
Den Ueberzicher wirst Du haben müssen
Und eine Tasche darfst Du auch nicht missen.
R. U.
poeticus.
Und birg' in Deiner Reisetasche drinnen
Ein Kleid des BeinS gefertiget aus Linnen,
Ein Strümpfepaar, dazu der Hemden zween —
So, Wand'rer, magst Du in die Berge geh'n.
Die Fremdenführer in Tirol.
Die Führer von Tirol! Intelligent,
Wie man dieselben in der Schweiz wohl kennt,
Das sind sie nicht, und wenn Du einen miethest,
Sieh' zu, daß Du vor Schaden Dich behütest.
Stell' auf's Genauste fest den Führerlohn,
Sonst übcrtheucrt Dich der Berge Sohn
Und schafft, daß schwere Kosten Dir erwachsen.
Die Führer haben nämlich keine Taxen.
Wer ohne Führer durch die Berge steigt,
Dem wird die Richtung öfters angezeigt,
Durch Haufen Steine, die man aufgeführt,
Daß sich darnach der Wand'rer orientirt.
Auch scheue sich der Wanderer mit nichtcn,
Durch Bitt' um Auskunft sich zu unterrichten.
Zumal die Herren von der Geistlichkeit
Zum Auskunftgeben gerne sind bereit.
Im Wirthshaus, welches sie rekommandirt,
Vortrefflich ohne Zweifel wird dinirt.
Im Ganzen lassen die Hütele wohl
Noch viel zu wünschen übrig in Tirol.
Man beut Dir oft nach Tages Last und Qual
Für vieles Geld ein ziemlich schlechtes Mahl,
Und häufig dient dem Wanderer als Bette
Des Heugefüllten Bodens Lagerstätte.
Doch lasse, o Tourist, von solchen Dingen
Dich nicht um Deine gute Laune bringen.
Bädeker
Doch ist's Gebrauch geworden jetzt,
Daß auf die Rechnung wird gesetzt
Der Posten „pour ssrvios" geheißen.
Man zahlet, und will weiter reisen,
Da kommt das Stubenmädchen bei
Und spricht: „Mein Herr, ich bin so frei,"
Der Kellner schwingt die Serviette,
Als ob er gern ein Trinkgeld hätte,
Und auch der Hausknecht kommt gerannt,
Und hält uns hin die off'ne Hand,
Erklärend, daß der Wirth das Geld
„Uour service“ stets für sich behalt.
So müssen reichen unsre Hände
Zum zweiten Mal des Trinkgelds Spende.
Das Solches fürder nicht geschch',
Sei Deine Sorge Hötelier!
Der freiste Mann in dem Gebirge ist,
Wenn er zu Fuße gehet, der Tourist;
D'rum ziehe frisch auf Schustersrappen aus,
Den Koffer schickst Du mit der Post voraus.
Und willst Du, Wand'rer, in's Gebirge gehen,
Mußt Du mit diesen Dingen Dich versehen:
An Deine Füße ziehe Schuhe an,
Die starke, feste Doppelsohlen hau.
Bedecke Deinen Kopf mit einem Hut,
Des breiter Rand Dich schützt vor Sonnengluth,
Den Regenschirm mit einem Stocke fest,
Der so als Wanderstab sich brauchen läßt,
Den Ueberzicher wirst Du haben müssen
Und eine Tasche darfst Du auch nicht missen.
R. U.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Bädeker poeticus"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 45.1866, Nr. 1110, S. 127
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg