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188 Eine angenehme Sommerfrische.

schwichtigen. Während Amalaswinde durch Gesang ihrer
häuslichen Unzufriedenheit Ausdruck gab, erkundigte sich
Clotilde schüchtern nach meinem Alter.

„Sechs und dreißig Jahre," antwortete ich in ge-
drücktester Stimmung, „aber nach dem Ausspruche der ge-
schicktesten Aerzte habe ich nicht mehr länger als einige
Monate zu leben. Ich fühle mich sehr leidend."

Clotildens Theilnahme schien durch diese diplomatisch
gemeinte Antwort eher zu wachsen. Sie warf einen schwär-
merischen Blick nach meiner goldncn Uhrkette und nach einem
Amethysten, welcher meine dürre Hand schmückte und lispelte:
„Ach, das häusliche Leben an der Seite einer aufopfernden
Gattin wirkt so beruhigend, so nervenstärkend. Mein seliger
Vater war sehr nervös, aber die Theilnahme Mamas und
meiner sechs Schwestern hat den dünnen Faden seines Lebens
in'S unendliche verlängert, obgleich dieser in der That täglich
dünner wurde. Wir übernahmen abwechselnd seine Pflege
und besonders meine Vorliebe für Declamation hat ihm sehr
viele angenehme Stunden verschafft. Ihn traf ein Nerven-
schlag, als ich eben das berühmte Gedicht: „Leonore fuhr
um's Morgcnroth" dcclamirte."

Amalaswinde begann gerade mit ihrer Arie nachzulassen,
als Eveline, der jüngste Sprößling ihrer Mutter, erschien,
um uns zum Frühstücke einzuladcn. Eveline hieß daö Wun-
derkind , obgleich sie bereits im zwanzigsten Jahre ihres
Daseins stand. Die Mama pries emphatisch daS Talent
ihres Lieblingstöchterchens, sich ohne Sprachlehrer eine fremde
Sprache eigen machen zu können. Eveline hatte stets eine
Grammatik in der Hand, und sobald sie einige Gespräche
daraus auswendig gelernt hatte, gab sic dem Nächstbesten
das Buch in die Hand, und bat ganz kaltblütig, sie doch ein
bischen zu examinieren. Eveline erkundigte sich alsbald, ob
ich französisch spräche, und als ich diese Frage unglücklicher-
weise mit „ja" beantwortete, bat mich das anspruchslose
Wunderkind, sie doch ein wenig zu prüfen.

„Ach, hören Sie doch, bester Herr von rief die
Strebsame sehr angelegentlich, „hören Sie doch, wie gut ich
die Anfangsgründe des Französischen in zwei Monaten erlernt
habe. Hören Sie doch, lieber Herr von X.! J’ai, tu as,
il ä, nous avons, vous avez, ils ont.“

„Mein bestes Fräulein, vortrefflich! Aber die Frau
Mama — —“

„J’avais, tu avais, il avait.“

Amalaswinde warf einen Flammenblick auf Eveline,
Clotildc lächelte sehr sanft, ich beschwichtigte meine aufge-
regten Nerven durch ein niedcrschlagcndcs Pulver.

„Nous avions, vous aviez, ils avaient.“

(Schluß folgt.)

Aus dem Kricgslcben.

Wirth: „Aber Ihr elende Kerl, Ihr stehlt mir ja
mein' Sach beim helllichte Tag vom Bode herunter!"

Soldaten: „Wenn's Ihne eba nit recht ist, so verklaget
uns bei unfern Offizier, der drinne sitzt, in der Stube."

Wirth: „DaS thu' ich auch — Ihr verfluchte Kerls
— Ihr sollt's kriegen."

Offizier (mit dem Wirth heranstretcnd): „Ihr dumme
Kerla, wann Ihr stehle wollet, so müßt Ihr den Wirth nit
zugucke lan!"
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Aus dem Kriegsleben"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Diez, Wilhelm von
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Dachgaupe
Soldat <Motiv>
Offizier <Motiv>
Entlarvung
Einfalt
Karikatur
Leiter <Motiv>
Diebstahl <Motiv>
Gastwirt <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 45.1866, Nr. 1118, S. 188

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Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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