25. werden in allen Buch, und Kunst- ^ Erscheinen wöchentlich. Subscriptionspreis vi mrri
0 . yaiiolungen, sowie von allen Postämtern und j»= ]_ 1 fft7« fürbeuSBaiib oon 26 fRummern 3fl. 54h\AliV 111. Ä)U-
Zertungsexpedrtionen angenommen. 2DitHr.i
! Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. ob. 21/2 Sgr.
Ein u»hcimlicher Wachtdicnst.
Aus dem Tagebuche eines Freiwilligen.
packte Tornister, der gerollte Mantel, der mit schwarzen,
Wachstuch überzogene, mehrere Pfund schwere Czako, die aus
der Brust faustdick lvattirte, in der Taille zusammengeschnürte
Uniform, welche nach dem damals sehr strengen Reglement '
trotz Marsch und Hitze nicht aufgeknöpft werden durfte, eine
mit scharfen Patronen gefüllte fußlange Patrontasche, der fast
bis an die Knöchel reichende, die Waden maltraitirende Säbel,
der schlvere „Kuhfuß" mit Feuerschloß — zusammen eine
Last von nahezu fünfzig Pfund, - der Staub, die Hitze,
der blendende Sand — Alles stimmte mißmuthig auf uns
und mit verdrießlichen Gesichtern und einer den Berliner-
Kindern sonst gerade nicht angeborenen Schweigsamkeit trabte
Einer hinter dem Andern, gänsemarschartig, durch den tiefen
Sand. — Die Mannschaft war mir ziemlich fremd. Als
einjähriger Freiwilliger wohnte ich nicht in der Kaserne,
sondern menagirte und schlief zu Hause „bei Muttern", be-
zahlte größtentheils die Wachtdienste und hatte also, außer-
dem Exerciren, mit Kaserne und Mannschaft nicht viel zu
schaffen. Nur ein Schulkamerad von mir, zugleich Frei-
williger, befand sich bei dieser Abtheilung. Wir waren Freunde
seit der Quintanerzeit und reichten uns jetzt in schweigsamer
Uebereinstimmung über den faulen Weg und das in Aussicht
stehende leidige Nachtpostenstehcn hinter dem Rücken des
brummeligen Nnterofficiers hie und da die Feldflasche (in
der Soldatensprache „Karline" genannt), zur Stärkung. End-
lich waren wir bei dem Wachthause angelaugt, die Mann-
schaft erwartete uns mit Sehnsucht. Es wurde „lad's Ge-
wehr" kommandirt, die Posten eingetheilt, die Ablösungs-
Patrouille marschirte ab und wir Uebrigen betraten die
Wachtstube. Mein Freund und ich, wir hatten die zweite
Nummer, also noch einige Stunden Zeit bis zum Postenstehen.
Im Jahre 1830 im Hochsommer marschirte eine Ab-
theilung vom „Kaiser Alexander-Regiment" (ein Unterofficier
mit zwanzig Mann) auf der Oranienburger Chaussöe nach
den drei Viertelstunden von Berlin entfernten Muuitions- und
Pulvermagazinen, um die dortigen Posten abzulösen. Die
Sonne brannte glühend auf der öden Landstraße; hinter der
Charitö, die dainals noch Iveit entfernt von den letzten Ge-
bäuden der Stadt stand, ging es links durch die tiefsandigeu
unabsehbaren Flächen, welche nur hie und da mit einem, zwei
bis drei Fuß hohen, verkrüppelten Tannenbusch geschmückt
waren. Jetzt sieht es dort freilich anders aus. — Der ge-
0 . yaiiolungen, sowie von allen Postämtern und j»= ]_ 1 fft7« fürbeuSBaiib oon 26 fRummern 3fl. 54h\AliV 111. Ä)U-
Zertungsexpedrtionen angenommen. 2DitHr.i
! Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. ob. 21/2 Sgr.
Ein u»hcimlicher Wachtdicnst.
Aus dem Tagebuche eines Freiwilligen.
packte Tornister, der gerollte Mantel, der mit schwarzen,
Wachstuch überzogene, mehrere Pfund schwere Czako, die aus
der Brust faustdick lvattirte, in der Taille zusammengeschnürte
Uniform, welche nach dem damals sehr strengen Reglement '
trotz Marsch und Hitze nicht aufgeknöpft werden durfte, eine
mit scharfen Patronen gefüllte fußlange Patrontasche, der fast
bis an die Knöchel reichende, die Waden maltraitirende Säbel,
der schlvere „Kuhfuß" mit Feuerschloß — zusammen eine
Last von nahezu fünfzig Pfund, - der Staub, die Hitze,
der blendende Sand — Alles stimmte mißmuthig auf uns
und mit verdrießlichen Gesichtern und einer den Berliner-
Kindern sonst gerade nicht angeborenen Schweigsamkeit trabte
Einer hinter dem Andern, gänsemarschartig, durch den tiefen
Sand. — Die Mannschaft war mir ziemlich fremd. Als
einjähriger Freiwilliger wohnte ich nicht in der Kaserne,
sondern menagirte und schlief zu Hause „bei Muttern", be-
zahlte größtentheils die Wachtdienste und hatte also, außer-
dem Exerciren, mit Kaserne und Mannschaft nicht viel zu
schaffen. Nur ein Schulkamerad von mir, zugleich Frei-
williger, befand sich bei dieser Abtheilung. Wir waren Freunde
seit der Quintanerzeit und reichten uns jetzt in schweigsamer
Uebereinstimmung über den faulen Weg und das in Aussicht
stehende leidige Nachtpostenstehcn hinter dem Rücken des
brummeligen Nnterofficiers hie und da die Feldflasche (in
der Soldatensprache „Karline" genannt), zur Stärkung. End-
lich waren wir bei dem Wachthause angelaugt, die Mann-
schaft erwartete uns mit Sehnsucht. Es wurde „lad's Ge-
wehr" kommandirt, die Posten eingetheilt, die Ablösungs-
Patrouille marschirte ab und wir Uebrigen betraten die
Wachtstube. Mein Freund und ich, wir hatten die zweite
Nummer, also noch einige Stunden Zeit bis zum Postenstehen.
Im Jahre 1830 im Hochsommer marschirte eine Ab-
theilung vom „Kaiser Alexander-Regiment" (ein Unterofficier
mit zwanzig Mann) auf der Oranienburger Chaussöe nach
den drei Viertelstunden von Berlin entfernten Muuitions- und
Pulvermagazinen, um die dortigen Posten abzulösen. Die
Sonne brannte glühend auf der öden Landstraße; hinter der
Charitö, die dainals noch Iveit entfernt von den letzten Ge-
bäuden der Stadt stand, ging es links durch die tiefsandigeu
unabsehbaren Flächen, welche nur hie und da mit einem, zwei
bis drei Fuß hohen, verkrüppelten Tannenbusch geschmückt
waren. Jetzt sieht es dort freilich anders aus. — Der ge-
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein unheimlicher Wachtdienst"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)