Siehst Du das Kreuz mit dem Rosmarin?
Siehst Du die Maid auf dem Grabe knie'n?
Schwarz ihr Gewand, wie die finstre Nacht,
Bleich da« Gesicht, wie des Mondes Pracht.
Leis aus dem Auge die Thräne bricht.
Heiße Gebete die Lippe spricht;
Leis mit ihr weinet der Blumenflor,
Still mit ihr schauet die Flur empor.
Wo nach dem Tage die Ruhe wohnt
Und über Sternen die Liebe thront.
Schau, von den Alpen ins dunUe Thal
Leuchtet der heiligen Feuer Strahl;
Tönt nach dem Kampfe der Siegsgcsang,
Schallet melodisch der Becher Klang;
Droben nun ladet im Fackelglanz
Lustig der Bursche die Maid zum Tauz;
Ruft ein: „Schlaf wohl du nach heißem Tag!"
Laut dem gefallenen Freunde nach;
„Morgen bei Dir wohl im engen Schacht!
D'rum noch durchjodelt, durchtanzt die Nacht!"
Leis, wie der Himmlischen Wcihnachtssang,
Tönet der Jubel das Thal entlang.
Wo auf dem Grabe des Jünglings laut
Weint durch die Nacht die Soldatenbrant.
Wild aus dem Walde der Herbstwind bricht,
Läßt ihr die Locken — sie sieht es nicht;
Nicht, wie die Knospen er kalt zerknickt, —
Betend ihr Auge nur aufwärts blickt;
Wo nach dem Sturme die Ruhe wohnt,
Und über Sternen di« Liebe thront.
Wann nach dem Winter mit sanftem West
Feiern die Thale ihr Osterfest,
Breitet der siegende Frühling kühn
Ueber zwei Gräber des Teppichs Grün;
Pflanzt auf das Eine eiu Eichenreis,
Pflanzt auf das And're die Rose weiß;
Und aus der Eiche ein Aar sich hebt,
Und aus der Rose die Taube schwebt,
Schweben zusammen ins Blau empor.
Jubeln di« Fluren den Osterchor. H-inri» Dippel.
*) Vergleiche das Gedicht: .Die Soldatenbraut" in Kro. 11t. d. jl. 91.
ännt. der Red.
38 Der Kirchhof im Alpenthale. *)
Die Auspfändung.
„Sie wollen mich auspfändcn, meine Herren? — bedauere sehr, daß
Sie sich herbemüht haben — denn all mein Vermögen gehört meiner
Frau — ich bin ein ganz armer Mann."
Der Familienvater.
Supplikant. „Ercellenz, ich erdreiste mich, Ihnen hiemit persönlich
untrrthänigst aufzuwarten, und Sie in meiner trostlosen Lage als Familien-
vater mit zwölf unversorgten Kindern um die vacante Einnchmerstelle
dahier zu bitten, als um ein Werk der Gnade und Barmherzigkeit."
Minister. „Wie, was? Sie haben schon zwölf Kinder? Sie kön-
nen ja kaum 23 Jahre alt sein?!" —
Supplikant. „Erst 22, Ercellenz. Da ich aber in Erfahrung
brachte, daß Supplikanten mit möglichst zahlreicher Familie bei Anstel-
lungen eher berücksichtigt werden, so habe ich, als die Einnehmcrestelle
vacant wurde, die zwölf Kinder meiner bereits angestellte» drei Brüder
an Kindes Statt angenommen."
Siehst Du die Maid auf dem Grabe knie'n?
Schwarz ihr Gewand, wie die finstre Nacht,
Bleich da« Gesicht, wie des Mondes Pracht.
Leis aus dem Auge die Thräne bricht.
Heiße Gebete die Lippe spricht;
Leis mit ihr weinet der Blumenflor,
Still mit ihr schauet die Flur empor.
Wo nach dem Tage die Ruhe wohnt
Und über Sternen die Liebe thront.
Schau, von den Alpen ins dunUe Thal
Leuchtet der heiligen Feuer Strahl;
Tönt nach dem Kampfe der Siegsgcsang,
Schallet melodisch der Becher Klang;
Droben nun ladet im Fackelglanz
Lustig der Bursche die Maid zum Tauz;
Ruft ein: „Schlaf wohl du nach heißem Tag!"
Laut dem gefallenen Freunde nach;
„Morgen bei Dir wohl im engen Schacht!
D'rum noch durchjodelt, durchtanzt die Nacht!"
Leis, wie der Himmlischen Wcihnachtssang,
Tönet der Jubel das Thal entlang.
Wo auf dem Grabe des Jünglings laut
Weint durch die Nacht die Soldatenbrant.
Wild aus dem Walde der Herbstwind bricht,
Läßt ihr die Locken — sie sieht es nicht;
Nicht, wie die Knospen er kalt zerknickt, —
Betend ihr Auge nur aufwärts blickt;
Wo nach dem Sturme die Ruhe wohnt,
Und über Sternen di« Liebe thront.
Wann nach dem Winter mit sanftem West
Feiern die Thale ihr Osterfest,
Breitet der siegende Frühling kühn
Ueber zwei Gräber des Teppichs Grün;
Pflanzt auf das Eine eiu Eichenreis,
Pflanzt auf das And're die Rose weiß;
Und aus der Eiche ein Aar sich hebt,
Und aus der Rose die Taube schwebt,
Schweben zusammen ins Blau empor.
Jubeln di« Fluren den Osterchor. H-inri» Dippel.
*) Vergleiche das Gedicht: .Die Soldatenbraut" in Kro. 11t. d. jl. 91.
ännt. der Red.
38 Der Kirchhof im Alpenthale. *)
Die Auspfändung.
„Sie wollen mich auspfändcn, meine Herren? — bedauere sehr, daß
Sie sich herbemüht haben — denn all mein Vermögen gehört meiner
Frau — ich bin ein ganz armer Mann."
Der Familienvater.
Supplikant. „Ercellenz, ich erdreiste mich, Ihnen hiemit persönlich
untrrthänigst aufzuwarten, und Sie in meiner trostlosen Lage als Familien-
vater mit zwölf unversorgten Kindern um die vacante Einnchmerstelle
dahier zu bitten, als um ein Werk der Gnade und Barmherzigkeit."
Minister. „Wie, was? Sie haben schon zwölf Kinder? Sie kön-
nen ja kaum 23 Jahre alt sein?!" —
Supplikant. „Erst 22, Ercellenz. Da ich aber in Erfahrung
brachte, daß Supplikanten mit möglichst zahlreicher Familie bei Anstel-
lungen eher berücksichtigt werden, so habe ich, als die Einnehmcrestelle
vacant wurde, die zwölf Kinder meiner bereits angestellte» drei Brüder
an Kindes Statt angenommen."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Kirchhof im Alpenthale" "Die Auspfändung" "Der Familienvater"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 6.1847, Nr. 125, S. 38
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg