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Der verschlafene Hans.
Einer Tyroler Volkssage nacherzählt.
5m Erchtag nach Kirchweih des Jahres Christi 1730 ging's
beim Rochenhahn-Wirth in Tiers ganz besonders lustig her. Der
lange Peter vom Plattlhos Halle Hochzeit mit der reichen Seeberger-
Liesel, und der alte, sonst ziemlich geizige Seeberger hatte diesmal
seinen Seckel weit aufgethan, um dem Ehrentag seiner einzigen Tochter
mit dem bravsten und stattlichsten Burschen der ganzen
1 Gemeinde einen rechten Glanz zu verleihen. Da krachten
die Böller fast ohne Unterlaß, in der großen Wirlhs-
stube schmetterten die Trompeten, daß Einem die Ohren
klangen, und die Paare im festlichsten Aufputz flogen
herum im wirbelnden Kreise, erhitzt vom tückischen Sieben-
eichner, der in Strömen floß. — Gerade, als die Freude
auf ihrem Höhepunkte war, kam ein alter, zerlumpter
Mann mit hohlen Wangen und stieren Blicken zur
Thüre herein, mengte fich unter die hochzeiüichen Gäste,
und begehrte mit den Dirnen zu tanzen; sein graues
Haar flatterte wild und unordentlich um das gespenstige
Geficht, und die Tänzerinnen schrieen laut aus vor Angst,
! wenn der Unheimliche ihnen nahe kam, und ihnen die
fahle, abgezehrte Hand zum Tanze bot.
„Jagt's ihn hinaus, den verschlafenen Hans!" riefen
einige der Buben, denen die Störung für ihre Tanzlust
ungelegen kam, „er verdirbt uns ja den ganzen Abend!"
— Da erhob fich von einem Tisch in der Ecke, wo
die Aelteren der Gemeinde mit dem Brautvater zechten,
ein alter Bauer, und trat vermittelnd unter die Er-
zürnten. „Geht's Bueben," sagte er, indem er den Ein-
dringling beim Arm nahm, „laßt's den alten Häuter
da in Ruh', er ist so nicht zu neiden! Komm' Hans,
setz' dich an das Tischl dort im Eck, und verdirb den
jungen Leuten nicht die Freud', ich zahl' dir ein Glasl
Schnapps, wenn du sein stat bist."
„Du warst immer ein guter Bue, Veitl!" sagte der
Bedrängte, indem er fich von seinem Beschützer geduldig
in eine Ecke führen ließ, „du kannst's halt doch nichr
vergessen, daß ich dich am grünen Pfinsttag vom rochen
Wandl herab gekrachselt Hab', wo du dich so arg ver-
stiegen hast, wegen ein paar schmecke« Teufelstenkelen; —
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der verschlafene Hans"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
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Publikation
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