15.
Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
handlungen, so wie non allen Postämtern und
Zeitungserpeditionen angenommen.
—^ _ Erscheinen wöchentlich ein Mal. Subscriptions
ItPtS« Preis für den Band von 24 Nummern 3 fl. 38 kr.
VI. Wand.
R.-W. od. 2 Rthlr. EinzclneNummern kosten 12 kr. R.-W. od. 3 ggr.
Soldatenstücklein.
Von Wilhelm von Chezy.
«Schluß.)
II.
Wohl verfliegen die Jahre schnell, doch sind drei Jahre
im Krieg eine lange Zeit, die vieles begräbt und mehr noch
anders macht. Aus Wernher war indessen ein General ge-
worden,- doch wär' er lieber geblieben, was er zuvor gewesen,
hätt' er dabei nur bleiben können, wie er gewesen. Der rüstige
Mann war zum Greis, der stattliche Krieger zum Krüppel
geworden. Ein Bein und einen Arm hatte er vor dem Feind
verloren, Schädel und Brust waren von Hiebwunden gefurcht.
Zum Felddienst fortan untüchtig, hatte er den Kaiser um einen
ruhigen Posten ersucht, und von diesem den Auftrag erhalten:
die Bewachung einer ungarischen Festung zu übernehmen, welche,
obschon ziemlich wohlverwahrt, weder für Freund noch Feind
von besonderer Wichtigkeit schien. Sie diente grade nur zur
Aufbewahrung von Gefangenen und lag abseits von allem
Verkehr der großen Heerstraßen bei dm letzten Ausläufern des
Gebirges in öder Fläche, umgeben von Sümpfen zwischm
pfadlosen Waldungen.
Ein reifiger Zug hielt MittagSrast auf dem Vorhügel,
wohinüber der Pfad zur Ebene führte. Alte Eichen beschat-
teten den Platz, der lustiger anzuschauen war, als die Aussicht,
welche er beherrschte. Deutsche Söldner und ungarische Roß-
knechte bereiteten an knisternden Feuem ihre Kost. Frei weideten
die Pferde. Abgesondert vom Troß hatten Wernher und die
Seinen sich niedergelassen. Romana hatte offenbar viel gelitten;
sonst eine volle Rose, glich fie jetzt der bleichen Lilie, doch
war fie auch als Lilie immerhin eine stolze Blume. Vor der
Tochter und dem Elternpaar stand ein junger Offizier, der
lebhaft und dennoch feierlich zu den Dreien sprach. Er deutete
hinab aus die ttübselige Burg in der öden Umgebung. „Dorthin
folg' ich euch fteiwillig," sagte er: „denn hätt' ich mich nicht
zu dem Posten gemeldet, so wäre dem Herrn General irgend
ein verstümmelter Offizier beigegeben worden." Romana senkte
die langen Wimpern, ivährend Wernher und Gertrud „den
Herrn Hauptmann Eberhard" ihrer dankbaren Ergebenheit ver-
sicherten. Der General fügte hinzu: „Ich denke mir übrigens,
daß der Herr seine guten Gründe haben mag, Jugmd und
Thatkrast in eine Einfiedelei zu begraben; und wenn er uns
etwas darüber mitzutheilen hat, so thu' er's in Gottes Namen..."—
„Nicht doch," unterbrach Romana schnell den Vater: „warum
denn grade jetzt?" Wernher lachte laut auf, erröthend wandte
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Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
handlungen, so wie non allen Postämtern und
Zeitungserpeditionen angenommen.
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ItPtS« Preis für den Band von 24 Nummern 3 fl. 38 kr.
VI. Wand.
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Soldatenstücklein.
Von Wilhelm von Chezy.
«Schluß.)
II.
Wohl verfliegen die Jahre schnell, doch sind drei Jahre
im Krieg eine lange Zeit, die vieles begräbt und mehr noch
anders macht. Aus Wernher war indessen ein General ge-
worden,- doch wär' er lieber geblieben, was er zuvor gewesen,
hätt' er dabei nur bleiben können, wie er gewesen. Der rüstige
Mann war zum Greis, der stattliche Krieger zum Krüppel
geworden. Ein Bein und einen Arm hatte er vor dem Feind
verloren, Schädel und Brust waren von Hiebwunden gefurcht.
Zum Felddienst fortan untüchtig, hatte er den Kaiser um einen
ruhigen Posten ersucht, und von diesem den Auftrag erhalten:
die Bewachung einer ungarischen Festung zu übernehmen, welche,
obschon ziemlich wohlverwahrt, weder für Freund noch Feind
von besonderer Wichtigkeit schien. Sie diente grade nur zur
Aufbewahrung von Gefangenen und lag abseits von allem
Verkehr der großen Heerstraßen bei dm letzten Ausläufern des
Gebirges in öder Fläche, umgeben von Sümpfen zwischm
pfadlosen Waldungen.
Ein reifiger Zug hielt MittagSrast auf dem Vorhügel,
wohinüber der Pfad zur Ebene führte. Alte Eichen beschat-
teten den Platz, der lustiger anzuschauen war, als die Aussicht,
welche er beherrschte. Deutsche Söldner und ungarische Roß-
knechte bereiteten an knisternden Feuem ihre Kost. Frei weideten
die Pferde. Abgesondert vom Troß hatten Wernher und die
Seinen sich niedergelassen. Romana hatte offenbar viel gelitten;
sonst eine volle Rose, glich fie jetzt der bleichen Lilie, doch
war fie auch als Lilie immerhin eine stolze Blume. Vor der
Tochter und dem Elternpaar stand ein junger Offizier, der
lebhaft und dennoch feierlich zu den Dreien sprach. Er deutete
hinab aus die ttübselige Burg in der öden Umgebung. „Dorthin
folg' ich euch fteiwillig," sagte er: „denn hätt' ich mich nicht
zu dem Posten gemeldet, so wäre dem Herrn General irgend
ein verstümmelter Offizier beigegeben worden." Romana senkte
die langen Wimpern, ivährend Wernher und Gertrud „den
Herrn Hauptmann Eberhard" ihrer dankbaren Ergebenheit ver-
sicherten. Der General fügte hinzu: „Ich denke mir übrigens,
daß der Herr seine guten Gründe haben mag, Jugmd und
Thatkrast in eine Einfiedelei zu begraben; und wenn er uns
etwas darüber mitzutheilen hat, so thu' er's in Gottes Namen..."—
„Nicht doch," unterbrach Romana schnell den Vater: „warum
denn grade jetzt?" Wernher lachte laut auf, erröthend wandte
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Soldatenstücklein"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 6.1847, Nr. 135, S. 113
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg