Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Sultan.

44

— der Lothringer hielt fie überall zurück. Jetzt verwandelte !
sich ihr mildes Wesen in großen Zorn.

Herr Talamont sah aber in dem Fluchtverlangen und ihrem
Verstummen kein so schlimmes Zeichen, die Purpurgluth ihrer
Wangen dünkte ihm äußerst annehmlich, und er sprach: „Was
Gott gefügt, holdselige Jungfrau, das läßt keine Trennung zu,
und Widerstreben ist eine große Sünde — o da kommt Ihr nicht
; hinaus, ohne daß Ihr mir gute Botschaft für meine Sehnsucht
verkündet, und ein Pfand gebt, daß ich weiters hoffen kann!"

Zugleich wollte er fie umsangen und ihr einen Kuß aus
die Lippen drücken.

Afra wich aber aus. Ein gewaltiger Zorn ward in ihr
mit einemmale rege, und ein Muth, wie er ihr bis jetzt fremd
geblieben. Aber so hatte sich ihr auch nie Jemand genaht.
Also ward sie gleich von der harmlosen Jungfrau zur starken
Heldin, und verschmähte den eben offenen Weg zur Treppe.
Sie trat vielmehr Herrn Talamont selbst einen Schritt ent-
gegen und herrschte ihn mit unmuthvoller Stimme an: „Herr,
wie könnt Ihr cs wagen, mir so zu nahen, als einer unbe-
scholtenen Maid? Auf der Stelle geht Eueres Pfades, sonst
! sollt Ihr sehen, ob ich Euch fürchte! Wagt es nicht, mich zu
berühren, ich ruf um Hülfe, im Augenblick ist der Burghof
voll, und wundern sollt Ihr Euch, welch ein Schutz mir wird
in dem Schlosse! Ihr aber könnt dann keine Stunde länger
bleiben in München, so viel Schlimmes wird Euch widerfahren.
Habt Jhr's nun vernommen, Ihr Unverschämter? Nun wißt
. Jhr's ein für allemal!"

Herr Talamont wußte nicht, wie ihm geschah.

„Hinweg da!" herrschte ihn die Afra wieder an. Erschrocken
trat er vor die Thüre und ein wenig bei Seite; die Jungfrau
maß ihn von oben bis unten und warf ihm einen verachtungs-
vollen Blick zu. Dann schritt fie hinaus, die Stufen hinab
und mit vieler Majestät über den Hof zur anderen Seite des
Schlosses, wo fie in der nächsten Thüre verschwand.

Herr Talamont sah ihr nach, starr, wie eine Bildsäule.
Eine Minute stand er so. Dann setzte er mit einem derben
Schlag das Federbarett aus, so daß es ganz schief oben saß,
strich sich seinen langen Schnurrbart und stampfte mit dem
einen Fuß sehr heftig. Dabei sah er ein wenig zu Boden
und schüttelte den Kops ein über das anderemal äußerst ungläubig.

„Wie's nur möglich ist!" sagte er dann vor sich hin. „Mir
das! Mir!" Er hob den Stoßdegen ein wenig empor, und
warf einen Blick in die spiegelhelle Breite am Handgriff, drin
er sein holdseliges Antlitz sehr wohl beschauen konnte.

„Und jetzt muß es gerade sein!" fuhr er aus. „Das wär'
der Satan, wenn ich so zu Schanden würde! Ich will die
Maid küssen, und kostete mich's Tag- und Nachtruhe Wart'
nur, stolze Dirne, so läßt sich Talamont nicht aus dem Feld
schlagen. Wo ich dich treffe, jag' ich dir nach, deinem Hoch- !
muth und dem Grafen von Haag zum Trotz, der sich deiner
sicher annähm — wär' er nicht eingesperrt — und Alles blast,
was ihn nicht brennt!"

Daraus stieg er die Stufen hinab, zog, während er sehr
l verwegen an den Fenstern umherschaule, die braunledernen

Stülphandschuhe an und ging seines Wegs zum Burgthor
hinaus mit einem Gesicht, als wollte er sagen: „schau' nur wo
'runter und lache oder zürne, ich komm' doch noch an mein Ziel!"

Die Afra sah ihm auch richtig von oben, hinter einem
Pfeiler verborgen, nach, und sagte: „Aber das muß ein ver-
wegener Gesell kein! Schau, schau, was es für böse Leut' gibt!"

2.

In seinem Gemache lehnte Herzog Albertus am Erker und
las einen Brief, den ihm der Pater Canisius gegeben hatte.
Zur rechten Seite lag der Löwe, zur linken stand der Pater.
Der prüfte öfters mit raschem Blick des hohen Herrn Antlitz,
ob's mild erscheine oder nicht.

Albertus legte den Briet zusammen und gab ihn dem ehr-
würdigen Herrn zurück. Die Hände auf dem Rücken, ging er
einigemale aus und nieder. Dann blieb er stehen.

„Ich Hab' auch vorher schon Alles geprüft," sagte er.—„In
Wahrheit, schon längere Zeit möcht' er auch seine Freiheit
haben — aber was er da schreibt, hat mir die Lust nicht !
vermehrt."

l Fortsetzung folgt.)
Image description

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Sultan"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Muttenthaler, Anton
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Erker
Herzog
Brief <Motiv>
Löwe <Motiv>
Lektüre <Motiv>
Karikatur
Ordenspriester
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 6.1847, Nr. 126, S. 44
 
Annotationen