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Nro. 1. Daphne verbirgt sich vor dem sie verfolgenden
Apollo, historisches Gemälde von Emil Decker in Hildesheim. Lange
Zeit ist ans die Grandiosität der Eonception, verbanden mit der über-
raschenden Genialität des Gedankens and der mehr als poetischen AuS-
führnng nicht mehr in solcher Vollendnng und ächt künstlerischer Weihe
cntgcgengetretcn, als in diesem Gemälde Emil Deckers. Der Meister
blendet uns nicht durch reizende üppige Form, warme lcbenssrische
; Carnation, anmuthige Bewegungen der Figuren — weit entfernt hievon,
überläßt er cs dem finnigen Gemüthe, sich die angstbebcnde, ermattete
Daphne, wie den licberasenden Apollon hinein zu ahnen, hinein zu
^ fühlen! Jede nur einigermaffen begabte poetische Individualität muß
nnwilikührlich ansrnfen: „Hinter diesem üppig grünenden Gebüsche muß
Daphne stch verborgen haben, und jetzt, jetzt muß Apollon geflügelten
Schrittes hinter dem tempelgekröntcn Hügel hervcrstürzcn!"

Nro. 2. Ermordung de« Agamemnon, historisches Ge-
mälde von Dohle in Rom. Dieses Bild erfreut sich eines besonderen
Borzuges durch die meisterhaft durchgesührte Perspektive. Auch der
Umstand, daß der gräßliche, ungeheure Frevel nicht unmittelbar vor
den Augen de« Beschauers, sondern im tiefinnersten Gemache der Kcnigs-
burg sich ereignet, trägt sehr viel dazu bei, den gefälligen Eindruck zu
verstärken. Von der besten Wirkung ist der breite, gesättigte, rothc
Vorhang, der sich über die Hälfte der Leinwand herabsenkt, und selbst
die allzu minutiöse Behandlung einzelner Stellen desselben thut dem
Totaleffektc keinen Eintrag. Die unverkennbar egvxtische Statue im
Vorzimmer deutet finnig ans die durch den trojanischen Krieg und die
Verbindung Europas mit Afien erweckte Liebe and Begünstigung der Kunst.

Nro. 3. Mädchen Schweine fütternd, von Baron von
Krautgarten aus Breslau. Sin liebliche«, Aug' und Herz er-
fteoende« Gemälde. Die beiden, in reiche Gewände gehüllten Sylphen-
gestalten in der anninthigsten und natürlichsten Stellung, bilden den
herrlichsten Coutrafl mit den drolligen Ferkelchen, welche lustig und
begehrlich zu den Märchen emporhüpfen. Die Farbe ist tadellos, die
Falten der Draperie äußerst gedacht; nur die Eicheln tragen einen fast
störenden monumentalen Charakter. Sehr finnig hat der Künstler die
Laute angebracht, und dadurch den Gedanken einer Verschmelzung von
Poefic unv Prosa glücklich ausgedrückk.

Nro. 4. Obgleich wir auf alten Gemälden, Holzschnitten und
Kupferstichen sehr häufig einer getheilten Handlung begegnen, welche
wir der kindlich naiven Auffaffungsweise des Mittelalters zuschreiben
müssen, so kann bei der jetzigen hohen Kunststufe dieses durchaus nicht
mehr angehcn. Messing aus Würtemberg hat mit außerordent-
lichem Geschick diese Klippe vermieden. Sein: „König Richard,
der die Stimme de« treuen Blondei vernimmt," überrascht
Jeden, der hinzutritt. Die eigentliche Handlung zerfiele in 1) Blondels
Gesang am Fuße des ThurmeS, 2) Richards Anfmerksamwerden ans
den Gesang überhaupt, 3) das Erkennen der Stimme Blondels, 4) die
Ueberraschung und Freude bei diesem Erkennen. — Nur ein Talent,
wie Messing, konnte die Vereinigung dieser vier Einzclnheitcn so
richtig und erschöpfend lösen. Ein gewaltiger, massenhafter Thurm,
dessen Farbe und Stimmung von unbeschreiblicher Wahrheit ist, ragt
hoch in die Lüfte; so hoch, daß man ihn unmöglich ganz darstellcn
kann. Der Künstler hat deßhalb nur die historische Partie desselben,
das Fenster von Richards Gefängniß, wiedergegcbcn. Der König lauscht
mit unaussprechlichen Gefühlen dem Sange seines treuen Minstrels,
den die Phantaste am Fuße des Thurmes erblickt, verborgen von wildem
Gestrüpp, heiße Thränen im treuen Auge.

Nro. 5. Mädchen mit Sauerkraut, von Hnfner ans
Essig in Schlesien. DieCompofition und Gruppirung der drei weib-
lichen Gestalten ist so originell, daß wir gestehen müssen, selten eine ähn-
liche der Art gesehen zn haben. Das find lebendige, wahre überüppige
Formen! Das ist Farbe und Farbenverständniß! Der joviale Mittelgrund,
in leichte Ranchwölkchen auslaufend, ist von der besten Wirkung. Diese
neue Auffassung der Romantik begrüßen wir mit der lebhaftesten Freude,
und zweifeln nicht, daß eine oder die andere Schule stch ihrer ganz
bemächtigen wird!

Nro. 6. Schlacht bei Eßlingen, von Erdmann an« Din-
kelsbühl. Bekanntlich war die Schlacht bei Eßlingen «ine Riesen-
schlacht! Der Künstler hat nur den entscheidenden Moment erfaßt. Die
Hitze des Kampfes um die entscheidende Pofiticn ergibt fich aus den
dichten Rauchwolken, welche die Kämpfer verhüllen; der Marschali Lannes
finkt so eben tödtlich verwundet vom Pferde. Das Bild zeichnet fich durch
seine glückliche Stimmung, wie durch geleckte feine Pinselführnng aus.

alljährigen Verloosung.

74 Große Kunstausstellung zu Gerolstein bei Gelegenheit der
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Titel/Objekt
"Große Kunstausstellung zu Gerolstein bei Gelegenheit der alljährlichen Verloosung"
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Kunst <Motiv>
Bild <Motiv>
Ausstellung <Motiv>
Malerei <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 6.1847, Nr. 130, S. 74
 
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