Zwei Kemmaler-Bauern saßen im Felser-
Wirthshaus beim Weinglase. „Ich bring'
dir's, Hans!" sagte der Eine zum eiurretenden
Wirth, indem er ihm das Glas hinreichte, „was
gibt's denn Neu's?"
„Ja, was gibt's Neu's!" entgegnete dieser,
„nicht viel Rares; der Gerhartler liegt wieder ein!"
„Ja, warum denn, was hat er denn wieder
ang'stellt?"
„Er hak fich nur Etwas gedenkt!" sagte
der Wirth mit einem geheimnißvollen Gesichte.
„Ja, darf sich nicht Jeder denken, was er
will?" sragten die Zwei.
„Loost's nur auf!" antwortete der Befragte,
indem er neben seinen Gästen Platz nahm; „ich
will Euch erzählen, wie's zugegangen ist."
Die Bauern rückten neugierig näher, und
der Wirth begann seine Mitrheilung:
„Es wird Euch Beiden noch erinnerlich sein,
wie sich der Steckenreiter-Wastl vor drei Jahren
bei'm Holztriften das Knie gequetscht hat, daß
man geglaubt, er wird den Fuß verlieren; er
hat fich von einem Doktor zum andern geschleppt,
der Eine hat ihm eine Salben verschrieben, der
Andere hat ihm kalte Umschläg verordnet, der
Dritte ist wieder mit heiße Müßer kommen,
und endlich, wo Jeder seinen Theil gepatzt hat
g'habt, haben sie halt g'meint, er müsse sich
den Fuß abschneiden lassen. — Das war dem
Wastl aber doch zu grob, und er hat sich ge-
denkt: „Zu dem ist's später auch noch Zeit, ich
will noch vorher zum Gerhartler geh'n, vielleicht
kann der mir Helsen."
„Wie nun der Gerhartler das Knie ange-
schaut, hat er den Kopf geschüttelt, und hat
gesagt: „Wastl! dein Knie schaut nicht schön
aus, man ist grausig damit umgesprungen;
zuerst haben sie's sauer eingemacht; nachdem
haben sie's gefrieren lassen, und zuletzt hal s
Einer gar heiß angebrüht; wärst du gleich zu
mir kommen, so wär's besser gewesen, du hättest
dir Geld und Weh erspart!" Drauf hat er
ihm Kräuterumschläg gemacht, und in Zeit von
vierzehn Tagen war das Knie gesund."
„Kurz darauf kam der Wastl mit einer
Fuhre Holz in die Stadt, und da find ihm
gerade, als wenn sie die Tauben zusammen ge-
tragen hätten, die drei Doktoren begegnet, die
ihn so arg maltraitirt haben. — Wie sie nun
Der Bauerndoktor.
Wirthshaus beim Weinglase. „Ich bring'
dir's, Hans!" sagte der Eine zum eiurretenden
Wirth, indem er ihm das Glas hinreichte, „was
gibt's denn Neu's?"
„Ja, was gibt's Neu's!" entgegnete dieser,
„nicht viel Rares; der Gerhartler liegt wieder ein!"
„Ja, warum denn, was hat er denn wieder
ang'stellt?"
„Er hak fich nur Etwas gedenkt!" sagte
der Wirth mit einem geheimnißvollen Gesichte.
„Ja, darf sich nicht Jeder denken, was er
will?" sragten die Zwei.
„Loost's nur auf!" antwortete der Befragte,
indem er neben seinen Gästen Platz nahm; „ich
will Euch erzählen, wie's zugegangen ist."
Die Bauern rückten neugierig näher, und
der Wirth begann seine Mitrheilung:
„Es wird Euch Beiden noch erinnerlich sein,
wie sich der Steckenreiter-Wastl vor drei Jahren
bei'm Holztriften das Knie gequetscht hat, daß
man geglaubt, er wird den Fuß verlieren; er
hat fich von einem Doktor zum andern geschleppt,
der Eine hat ihm eine Salben verschrieben, der
Andere hat ihm kalte Umschläg verordnet, der
Dritte ist wieder mit heiße Müßer kommen,
und endlich, wo Jeder seinen Theil gepatzt hat
g'habt, haben sie halt g'meint, er müsse sich
den Fuß abschneiden lassen. — Das war dem
Wastl aber doch zu grob, und er hat sich ge-
denkt: „Zu dem ist's später auch noch Zeit, ich
will noch vorher zum Gerhartler geh'n, vielleicht
kann der mir Helsen."
„Wie nun der Gerhartler das Knie ange-
schaut, hat er den Kopf geschüttelt, und hat
gesagt: „Wastl! dein Knie schaut nicht schön
aus, man ist grausig damit umgesprungen;
zuerst haben sie's sauer eingemacht; nachdem
haben sie's gefrieren lassen, und zuletzt hal s
Einer gar heiß angebrüht; wärst du gleich zu
mir kommen, so wär's besser gewesen, du hättest
dir Geld und Weh erspart!" Drauf hat er
ihm Kräuterumschläg gemacht, und in Zeit von
vierzehn Tagen war das Knie gesund."
„Kurz darauf kam der Wastl mit einer
Fuhre Holz in die Stadt, und da find ihm
gerade, als wenn sie die Tauben zusammen ge-
tragen hätten, die drei Doktoren begegnet, die
ihn so arg maltraitirt haben. — Wie sie nun
Der Bauerndoktor.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Bauerndoktor"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)