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82 Große Kunstausstellung zu Gerolstein bei Gelegenheit der alljährigen Verloofung.

(Schluß.)

Nro. 22. Leazabend, von Henri Bitter aus Schweinfurt.
Ein liebliches, die tiefste Ruhe athmendes Bildchen. Alles nur im
Geringsten Störende ist sorgfältig vermieden und nur die den Künstler
erfüllende Idee dargestellt. Dem Beschauer wird jo wohl und behag-
lich vor diesem Gemälde. Die Behandlung ist äußerst keck. Der ganze
Vordergrund rechts ist mit dem Spatel gemalt, dagegen das einsame
Vergißmeinnicht mit der zartesten, ängstlichsten Sorgfalt. Dafür, daß
der Künstler auf eine so originelle Weise sein Monogramm angebracht hat,
müssen wir chm sehr dankbar sein, wenn man weiß, welche Mühe er so
oft kostet, die Monogramme, häufig abfichtlich versteckt, heraus zu finden!

Nro. 23. Wie Napoleon zum ersten Male zurJosephine
„®u* sagt, von Jaques Mellange in Paris. Der erste Blick
ans dieses Meisterwerk durchbebt den Beschauer mit dem Gedanken:
„Hier stehst du vor einem Moment!" Keines der gewöhnlichen Napo-
leonsbilder u In Korso« Vernet nnd Stenben, nicht Schlachtendonner
und Staubwolken, nein, das Gefühl de« Menschen Napoleon war hier
des Künstlers eigenste Aufgabe. Mit abgewandtem Antlitz, als ob er
der überströmendcn menschlichen Rührung fich schämte, umarmt der
große Mann das geliebte Weib, and die Lippen, deren eherner Spruch
Europa« Fugen sprengte, sprechen das Wort, das süßeste, seligste Wort,
welches Liebe gibt und empfängt, das Wort „D u" zum crstenmale
aus! Sinnig zeigt der Künstler durch leichte Wolken im Hintergründe
die Zukunft dieses Bündnisses an, das, als die fernen, grauen Wölkchen
gewitterschwanger heranzogen, gebrochen und zerstört, ein so trauriges Ende
nahm! Des Kaisers wonnigste Erinnerungen, Waterloo und Leipzig, wo
die drei Allerhöchsten vor dem Höchsten auf die Kniee fielen, ihm dankend
für den traurig errungenen Sieg, find paffend aufdem Rahmen angebracht.

Nro. 24. Der Morgen auf dem Felde, von Lamaneur in
München. Die einsame Amsel, welche ihr weithin schallendes Morgen-
lied fingt, gibt dem sonst ohne alle Prätenficn gemalten Bildchen einen
eigenthümlich wohlthnenden Charakter. Wem fiele hier nicht Uhlands
Sonntagslied ein: „Ich bin allein auf weiter Flur!"— Hoffen wir, daß
dieses liebliche Bildchen in Zukunft nicht allein bleiben, sondern daß der be-
gabte Künstler uns noch recht viele derartige Raturschönheiten bringen möge!

Nro. 25. Untergang der spanischen Armada anno 1588,
historisches Gemälde von C. Brest in Antwerpen. Wild-

stürmcnde See, berghohe Wogen, schwarzes Gewölk. Ein einzelner
Mast treibt auf den empörte» Fluthen, welche die stolzen Schiffe und
ihre noch stolzere Bemannung verschlungen haben. Im fernsten Hinter-
gründe, kaum sichtbar, die englische Flotte im Sicgesschmuck. Vortreff-
liche Malerei, fast zu ängstlich im Detail, z. B. der Mast ist genau
nach dem in der spanischen Marine gebräuchlichen Mastsystem konstruirt,
was dem einigermaßen geübten Auge sogleich auffallen muß.

Nro. 26. Sonnenuntergang, von Moosmeier in Mün-
chen. Wir erblicken eine in weiteste Ferne fich verlierende Moorhaide,
von spärlichem Fichtengestrüpp auf einer Seite begränzt. Im Vorder-
gründe ein stilles, bewegungsloses Wasser, auf dessen Spiegel die letzte
zarte Abendröthe sanft und leise erstirbt. Mit ungeheucheltem Staunen
stehen wir vor dieser Kunstschöpfung, aus welcher uns der Hauch un-
endlicher Ruhe und Wehmuth zauberisch anweht, und können nicht
begreifen, wie man mit so wenig so viel bewirken kann!

Nro. 27. Die Erbschaft des Onkels, Stilleben von F.
van den Krutt in Aachen. Ist es von vorne herein schon unrich-
tig, ein Sujet, welches dem strengen Genre angehört, unter die Rubrik
der Stilleben zu versetzen, so gehört ferner eine unbeschreibliche künst-
lerische Prätevfion zu dem Anfinnen, daß man die Schnupftabaksdose,
welche obendrein von der unmalerischsten Seite aufgefaßt ist, für eine
Erbschaft des Onkels halten soll! Eine Schnupftabaksdose, am rechten
Platze und in den rechten Händen, kann die tiefste Bedeutung haben,
allein so, wie Herr van den Krutt fie darstellt, geht cs zu weit,
und selbst der außerordentliche Fleiß, mit dem das Bildchen gemalt ist,
vermag der Kritik gegenüber, nicht es zu halten.

Nro. 28. Die beiden Ursel», von Karl Enkel aus Berlin.
Dieses Bild gehört mit Fug und Recht zum historischen Genre; allein
die Idee liegt tiefer, als es auf den ersten Blick den Anschein hat.
Wir irren nicht, wenn wir darin eine moderne Auffassung der Parzen-
mythe erkennen, welche, wenn auch nicht zum klaren Bewußtsein des
Künstlers erhoben, doch in dessen tiefstem Gemüthc schlummerte. Diese
Behauptung werden wir gegen Jeden, der fie zu widersprechen wagt,
gehörig zu vertreten wissen. Die Malerei ist gut, der Faltenwurf
vortrefflich und der Ausdruck der Kopfe pikant, erinnert aber an ein
ftüheres Bild von demselben Künstler.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Große Kunstausstellung zu Gerolstein bei Gelegenheit der alljährlichen Verloosung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Kunst <Motiv>
Bild <Motiv>
Ausstellung <Motiv>
Malerei <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 6.1847, Nr. 131, S. 82
 
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