Fliegende Blätter (6.1847 (Nr. 121-144))

Historia von den Lalenbürgern.

99

Doch weil die Stadt mußt Wasser han,
So ward der Brunn wieder aufgethan.

Kein Salz! der Casus ist verrrakr!

Das Schmalz sogar schmeckt abgeschmackt
Ohne Salz.

Gleich wird eine Grube ausgelhan;

Doch war's nur Sand was sie runden Han,

Kein Salz.

Drum haben sie Schnee gesammelt mit Fleiß,

Doch es floß zu Wasser, es fror zu Eis
Ihr Salz.

„Es wächst doch alles, was Körnlein hat!

Drum laßt uns bestellen eine volle Saat
Von Salz."

Und es sproßt und grünt zu Aller Freud —

„O kommt und seht, wie schön eS gedeiht,

Das Salz!"

Doch als sie Frucht nun wollten schneiden.

Da brannt es und stach — 's war nicht zu verleiden:
Das Salz.

„Das sind ja nur Resseln und Disteln und Doren!

O weh! uns bleibt aus ewig verloren
All Salz!"

Und also dauert an diesem Ort
Das Waschen und das Salbadern so«.

Vierundzwanzigstes Abenteuer.

Dreiundzwanzigstes Abenteuer.

Wie die Lalenbürger einen Acker mit Salz gesäet, daß es wachsen
sollte.

Sie haben an allem Ueberfluß.

Rur eines fehlt ihnen, zum großen Verdruß,
Das Salz.

Eine merkliche Geschichte, so sich mit einem Krebs zugetragen. ,

Ein Krebs war in die Stadt gekommen;

Das fremde Thier wird gut ausgenommen.

r

Sie schaun, was dies für ein Wunder war';

Zumeist fällt auf die Doppelscheer'.

I

„Das ist ja ein ercellenter Schneider!

Der macht uns wohlfeil und gut die Kleider."

Ein lündisch *) Tuch wird herbeigeschaffl,

Daß der Krebs erprobe die Meisterschaft.

Und wie er kriecht, die Kreuz und die Queer,

Zerschneidt man das Tuch mit scharfer Scheer.

Es fallen da weg gar seltsame Lappen,

Sie wären wohl gut zu Narrenkappen. —

Ein Schneider, den sie als Meister preisen.

Der will den Gesellen zurechle weisen.

Sein Finger naht sich der Doppelscheer;

Da packt ihn der Krebs, und zwickt ihn sehr.

„Das verdammte Vieh! so thut es doch ab.

Und werft es sogleich ins Waffergrab."

*) Von London.

13 *