Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
114

Soldatenstücklein.

das Fräulein sich ab, und Gertrud nahm das Wort: „Wozu
unS gegenseitig noch verstellen? Wir wissen alle vier, wovon
die Rede sein soll. Der Herr Hauptmann wird eine Fürspre-
cherin an mir finden, wie er fie verdient. Seit drei Jahren
war er unser Trost in herben Leiden, und hat fich immerdar
als probehaltiger Freund bewährt. Lass er denn sein Sprüch-
lein hören." Eberhard ließ ssch das nicht zweimal sagen, und
warb als ein Freiersmann um Romana's Hand. Die Mutter
nickte Beifall, der Vater nicht minder, doch überließ er dem
Mädchen, den Bescheid zu ertheilen. Romana bedankte fich
höflich für die erwiesene Ehre und bat um Bedenkzeit. „Dort
unten," meinte fie: „werden wir Zeit und Muße zur Ueber-
legung haben." — Der Werber ließ fich mit solchem Bescheiv
nicht abfertigen. „Weshalb noch bedenken, wozu das Fräulein
doch längst entschlossen ist?" rief er auS: „fie kennt mich und
will mir wohl; und wenn ich daS nicht wüßte, so wär' ich
ihr wahrhaftig nicht nachgezogen." — „Der Herr weiß den-
noch nicht das Rechte," antwortete Romana: „fteilich versteht
er auszurechnen, daß ich ihm werde die Hand reichen müssen.
Die Frau Mutter will ihm wohl, der Herr Vater mag ihn
leiden, waS also soll ein armeS Mädchen thun...?" — „Sie
willigt demnach ein?" rief Eberhard, beide Hände nach Romana
ausstreckend, welche der zugedachten Umannung auSwich, und
sehr ernst sagte: „Vergißt der Herr, daß meine Liebe seit lange
schon einem Andern gehört?"— Hämisch entgegne« Eberhard:
„Laßt die Todten ruhen." — „Der arme Eckbrecht ist schlimmer
als todt," fügte Wernher hinzu: „und ein Soldatenkind muß
deS Ehrlosen vergessen." — „Entehrt vor der Welt, nicht ehrlos
vor unfern Herzen," rief Romana: „der Henker hat ihm den
Degen zerbrochen, doch am wenigsten sollte mein Herr Vater
; vergessen, für wessen Leben und Ehre der wackre Mann fich
j opferte..." — „Er ist tobt," fiel Eberhard ihr in's Wort:

! „todt und ab. Ob ehrlos, ob entehrt, das wird auf Eins
herauskommen. Der tobte Nebenbuhler macht mir keine Sorge,
aber betrüben und kränken muß mich, daß das Fräulein meine
dienstbeflissene Ergebenheit so gering achtet." — „Nicht doch,"

sagte Gertrud: „kränken will meine Tochter den Herrn durch-
aus nicht. Sie schätzt ihn hoch, fie wird ihm auch ihr Jawort
nicht allzulange vorenthalten." — „Besser, fie ertheilt es gleich,"
meinte Eberhard: „wenn fie nicht vorzieht, zur Stelle nein zu
sagen. Das Feuer der Hölle heißt Ungewißheit."— Wernher
und Gertrud suchten den Ungeduldigen zu vertrösten, und als
kein Trost verfangen wollte, ermahnten fie die Tochter, wenig-
stens in einem Stück nach des Freiers Willen zu thun. —
„Sag ja oder nein, mein Kind," schloß der General: „du
hast volle Freiheit, das eine zu lhun wie das andre : doch
wünsch' ich, daß die Angelegenheit zum Ziel gelange. Ich
Haffe das endlose Hin- und Herreden." — Woraus die Jung-
frau: „Nein vermag ich nicht zu sagen, und das Ja lass' ich
mir nicht abtrutzen. Der Herr begnüge fich mit dem Verspre-
chen, daß, wenn ich wähle, nur ihn erkiesen werde; doch soll
mir unbenommen bleiben, des ledigen Standes Freiheit zu
behaupten." Mehr ließ Romana fich nicht abgewinnen, und
Eberhard mußte abstehen von der eitlen Bemühung weitern
Zuredens. Zu fich selber sprach er im Stillen: „Immerhin
Hab' ich mehr gewonnen, als ich hoffen durfte; es ist, wie
wenn ich noch zu rechter Zeit eine Schanze aufgeworfen hätte,
die mich vor plötzlichem Andrang der Uebermacht schützt. Viel
ruhiger, als ich eben noch gemeint, kann ich dem nächsten
Tag entgegcnblicken."

In vollem Jagen kam ein Reiter herangesprengt. „Auf,
aut, was zaudert ihr?" rief er auf Ungrisch: „eilt, daß ihr
der Veste fichre Obhut erreicht. Ringsum schwärmen die Ku-
ruzzen." Kuruzzen wurden damals die aufständischen Magyaren,
Tökölys Anhänger, geheißen. Was fie so plötzlich in die ab-
gelegene Gegend führen konnte, war kaum zu begreifen, doch
blieb keine Muße, danach erst zu ftagen. In Sturmeseile ging
die Flucht der Festung zu, welche die kleine Schaar lange noch
nicht erreicht hatte, als fie, umblickend, aus dem Waldesschatteu
zottelbärtige Huszaren hervorquellen sah. Mit wüstem Geschrei
tummelten die wilden Gesellen ihre behenden Rosse, schwangen
drohend die langen Lanzen, wagten jedoch keinen Angriff. Sie
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Soldatenstücklein"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Reiter <Motiv>
Soldat <Motiv>
Angriff
Burg <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 6.1847, Nr. 135, S. 114
 
Annotationen