12«
Wohl gemerkt.
Das Pferdefleisch ift nicht immer billig!
„Also, Ercellenz, haben die Geschichte meiner Auf-
opferungen vernommen — sollte ich nicht einige Ent-
schädigung zu erwarten baben?" —
„Bester Freund, hieraus kann ich nur mit nein ant-
worten. Aufopferung setzt gänzliche Uneigennützigkeit vor-
aus. Verlangen Sie aber etwas, so ist keine Aufopferung
mehr da, wofür sollte Sie also der Staat zu belohnen
haben? Verlangen Sie nichts — so wird der Staat
nie so unzart sein, Ihr inneres Hochgefühl durch eine
Belohnung zu beleidigen!"
„Aber Ercellenz, N o th, die Folge so edler Motive!" —
„Motive —? Der Staat nimmt bei Aufopferungen
nur drei Motive an. Pflichtgefühl — für äußerste
Erfüllung einer Pflicht kann man keinen Lohn verlangen,
— Liebhaberei — für sein Vergnügen kann Niemand
Anerkennung verlangen — poetischer Drang — Poesie
ist nicht Sache des Staates und die Begeisterung bedarf
keines Lohnes außer fich selbst. Zudem kann der
Staat nicht wagen, durch Ermunterung zu über-
mäßiger Aufwendung von Kräften aufzureizen."
„Aber was thun?" —
„Fortfahren mit Aufopferung und der Nachwelt
Alles anheimstellen — oder, wenn Sie erschöpft
find — fich an Ihrem Bewußtsein sonnen."
„Und der Hunger —?"
„Immer besser verhungern, als ' vor Gericht
kommen." —
„Was sagen Sie Ercellenz?" —
„Freilich, mein Freund, wenn Sie zu heftig auf
Unterstützung dringen, kann man Ihnen unterschie-
ben, Sie hätten blos geopfert, und zwar öffentlich,
um den Staat später zu einer Leistung zu zwingen.
Wissen Sie, was das heißt? das heißt Erpressung!
DaS ist crimineller Natur! Darauf steht Zuchthaus!
Wohl gemerkt! Guten Morgen!"
„Nein, wie großmülhig unser gnädigster Herr ist,: wir brauchen
nicht zu hungern, denn er reitet jährlich mehr als 20 Pferde zu
Schanden."
„Und da kostet ihm das Pferdefleisch nicht einmal was."
„Jh nu, wie man's nimmt, das Fleisch zwar nicht, aber die
Pferde; er hat's Stück nicht unter 100 Louisdor, da kannst Du
ausrechnen was ungefähr aufs Pfund kommt."
Paffende Einleitung zu einem Gespräch.
„Entschuldigen Sc, Se sein wohl nich aus hiesiger Gegend?" —
„Na tarrah d’ochs!"
„Nu ja sahn Se, ich konnte mirsch gleich denken, daß Se kee
Leipzger fin."
!
Wohl gemerkt.
Das Pferdefleisch ift nicht immer billig!
„Also, Ercellenz, haben die Geschichte meiner Auf-
opferungen vernommen — sollte ich nicht einige Ent-
schädigung zu erwarten baben?" —
„Bester Freund, hieraus kann ich nur mit nein ant-
worten. Aufopferung setzt gänzliche Uneigennützigkeit vor-
aus. Verlangen Sie aber etwas, so ist keine Aufopferung
mehr da, wofür sollte Sie also der Staat zu belohnen
haben? Verlangen Sie nichts — so wird der Staat
nie so unzart sein, Ihr inneres Hochgefühl durch eine
Belohnung zu beleidigen!"
„Aber Ercellenz, N o th, die Folge so edler Motive!" —
„Motive —? Der Staat nimmt bei Aufopferungen
nur drei Motive an. Pflichtgefühl — für äußerste
Erfüllung einer Pflicht kann man keinen Lohn verlangen,
— Liebhaberei — für sein Vergnügen kann Niemand
Anerkennung verlangen — poetischer Drang — Poesie
ist nicht Sache des Staates und die Begeisterung bedarf
keines Lohnes außer fich selbst. Zudem kann der
Staat nicht wagen, durch Ermunterung zu über-
mäßiger Aufwendung von Kräften aufzureizen."
„Aber was thun?" —
„Fortfahren mit Aufopferung und der Nachwelt
Alles anheimstellen — oder, wenn Sie erschöpft
find — fich an Ihrem Bewußtsein sonnen."
„Und der Hunger —?"
„Immer besser verhungern, als ' vor Gericht
kommen." —
„Was sagen Sie Ercellenz?" —
„Freilich, mein Freund, wenn Sie zu heftig auf
Unterstützung dringen, kann man Ihnen unterschie-
ben, Sie hätten blos geopfert, und zwar öffentlich,
um den Staat später zu einer Leistung zu zwingen.
Wissen Sie, was das heißt? das heißt Erpressung!
DaS ist crimineller Natur! Darauf steht Zuchthaus!
Wohl gemerkt! Guten Morgen!"
„Nein, wie großmülhig unser gnädigster Herr ist,: wir brauchen
nicht zu hungern, denn er reitet jährlich mehr als 20 Pferde zu
Schanden."
„Und da kostet ihm das Pferdefleisch nicht einmal was."
„Jh nu, wie man's nimmt, das Fleisch zwar nicht, aber die
Pferde; er hat's Stück nicht unter 100 Louisdor, da kannst Du
ausrechnen was ungefähr aufs Pfund kommt."
Paffende Einleitung zu einem Gespräch.
„Entschuldigen Sc, Se sein wohl nich aus hiesiger Gegend?" —
„Na tarrah d’ochs!"
„Nu ja sahn Se, ich konnte mirsch gleich denken, daß Se kee
Leipzger fin."
!
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Wohl gemerkt" "Das Pferdefleisch ist nicht immer billig" "Passende Einleitung zu einem Gespräch"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
Signatur
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 6.1847, Nr. 136, S. 126
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg