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178

Herrn I. Christian

ich muß gestehn da hört ein Herz zu, nun wurden die dodten
Militair Flinten und Sabel abgenommen und da wurde mit
nach den Palais Royal gegangen, als wir dahin kamen da
waren Sie nun recht ans feuern, das Palais Roval stand in

ein Feuer liebe Eltern wen 3hr mahl ein solches Gebeude
sehet Ihr vergehet Augen und Mund Ihr habt 3 Stunden zu
gehn wen Ihr um dieses gebeude geht und das wurde nun so
zertrümmert, wir hatten ungefähr 2 Stunden geschoßen auf
daS Militair PalaiS Royal ihr müßt aber nicht denken in
ganzen 2 Stunden ich meine die zuerst auf den Platz a la
Lonconlen waren, denn in Palais Royal waren über 80,000
Man Soldaten die auf das Volk feuerten und hättet Ihr dieses
donnern mahl hören müssen von Kanonen und Flinten es war
schrecklich um 5 Uhr AbendS hieS eS der König wäre Abgesetz
Er hatte seinen Platz ausgegeben, nun drängte alles Volk nach
seine Wohnung daS war o Tuileri auf den Platz ä lä Carusel
daS ist ein furchtbarer Platz daS gebeude ist in 4 Ecken und
der Platz in der Mitte ein wunderschöner Platz Zn den Platz

kan Eure ganze Stadt Bremen stehen und da ist nun daS

ganze Gebeude umzu, liebe Eltern ich kan Euch daS nicht
alles so schreiben wie es gewesen ist, Ihr könnt Euch gar kein
begris davon machen Liebe Eltern, nun marschierte alleS in
König sein gebeude s Tuileri wir gingen erst auf Salon ich
fing gleich eine schöne Kiste Cigaro, alles schrie krere donnez-
moi une Cigare das heißt Bruder gebe mir eine Cigarre denn

jetzt wird alles Bruder genannt ich steckte alle Taschen voll

die andern vertellte ich nun ging ich in Louis Philippe sein
Weinkeller Liebe Eltern ich muß gestehen ich habe in mein
ganzen leben nicht ein solchen fetter gesehn ihr habet 2 Stun-
den zu gehn wen Ihr den durchmarschiert, und der war nun
ganz voll Wein die großen Tonnen da borte man löcher drin

12 löcher in eine Tonne da legten fich nun 12 Man bei und
hielten den hals drunter die hielten auch nicht eher auf bis
die Tonne leer war, ich muß gestehen eS waren wenigstens
über 1000,000 Menschen in den fetter Reich und Arm, alle-
sos fich von Louis Philippe sein Wein soll, Liebe Eltern
ich muß gestehn ich bin nie so besofen gewesen wie den Tag,
ich habe in Italien und Afrika schönen Wein getrunken, aber

Wülbern in Bremen.

nie solchen Bordeaur-Wein, da ich nun sat getrunken harte,
dachte ich damals in Napoleon seine Zeit habt Ihr auch in
meine Heimath in Rathskeller auch satt getrunken ihr Fran-
zosen jetzt nehme ich eS in Euer Heimaih auch mahl wahr,
nun ging ich in der Küche da ging es furchtbar her alles
wurde zerschlagen ich fing noch ein gebratenes Hänchen ich
hatte nicht in 2 Tage gut gegessen ich ließ eS mich sehr gut
schmecken, da ich eS verzehrt hatte ich doppelt courasch ich Hörle
die Trommel schlagen und eS hies der Trohn mit die goldene
Krohne und Sepler solte verbrant werden wir Trugen Zhn
nach den Roulevard de Italien und da wurde er verbrant eine
furchtbare Menschenmaßen halten fich auf den Boulevard ver-
sammelt jeder ris fich ein wenig von seine Samt Mantel zum
Angedenken, ich habe auch ein schönes Stück von seinen Mantel
liebe Eltern nun kehrten wir wieder nach den Weinkeller
und es wurde schon getrunken eS wurde ein großes Feuer
allenthalben gemacht um fich zu wärmen, den Abend war alleS
Besofen, Kinder, Frauen, Männer alleS war besoffen die Nacht
um 3 Uhr war auch von den großen Weinkeller nicht eine
Flasche mehr drin, alles war auSgesoffen.

Den andern Morgen fuhr man alle Todte zusam fie wur-
den in alle Kirchen gebracht, liebe Eltern wenn ich bei euch
komme ich bringe Euch die ganzen Abildung mit von der
Revolution ich kan nicht alles so schreiben, wie es gewesen ist.
Man sagt über 1000 ferwunder und 30,000 Ermordet das
meiste ist Militair was Ermordet ist Liebe Eltern ich muß
Euch nur schreiben das die Deutschen fich in acht zu nehmen
haben für die Franzosen wen eS mahl krieg geben sollte den
die Deutschen haben gar kein Herz für Ihr Vaterlandr wie
ein Franzose hat die Mutter die ein Sohn hat er sein 7 Jahr
oder 8 Jahr fie schickt Ihn fort und sagt gehe und helfe deine
Brüder, Er halt die courasche was Ihn gewiß kein Deutscher
Junge von 8 Jahren nach thut, die kleinsten Jungen fieht
man fingen mourir pur la patri Sterben für Vaterland!, und
er weicht nicht von der Stelle. Liebe Eltern ich muß mit
der Revolution schließen sonst wird der Brief zu groß, Ich
muß Euch ein wenig von meiner Reise schreiben. Ich habe
mich jetz in Frankreich eine Fahne wodrauf geschrieben steht
biederte, Egalite, Fraternite, viv la Republiqae, das heißt
auch einen Orden, wen ich nun in Frankreich bleiben will
habe ich immer gutes brodt, liebe Eltern ich will Euch
erklären waS d»S in Deutsch ist was auf meiner Fahne ge-
schrieben ist. Liberte Freiheit, Egalite Gleichheit, Frantemite
Bruderliebe, vive la Requblique ES lebe die Republigue Liebe
Eltern Ihr müßt Entschuldigen daß ich nun hier schließe,
den ich habe nicht zeit weiter zu schreiben, Ihr müßt deshalb
Entschuldigen wen Ihr es nicht alle Lesen könt, ich werde
Euch von London ein Besseren schreiben Lebet wohl wenn ich
mahl erst bei Euch bin da sollt Ihr nicht genug sehn ich habe
alles wo ich war etwaS mitgebracht für Mutter habe ich die
schönsten gravure und Schwester Bruder alle werde ich Sie
ein schönes Anjedenken mit Bringen.

Lieber Vater für dich habe ich etwas au» Afrika mit ge-
bracht, ich iverde eS bis jetzt noch nicht nennen, kurz und gut
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Herrn I. Christian Wülbern in Bremen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Weinkeller
Revolution <1848, Motiv>
Betrunkener
Aufstand <Motiv>
Brand <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Palais Royal <Paris>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 6.1847, Nr. 143, S. 178
 
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