Anarchie.
180
Ein Brief de- Kanzleiraths Eginhard.
Zu Pfannenstielhausen ist vor wenigen Tagen ein kostbares
Manuskript in einer Privat - Bibliothek aufgesunden worden,
aus welchem wir ersehen, daß unsere Altvordern durchaus nicht
so barbarisches Deutsch geschrieben haben, wie die Sprach-
Forscher uns gerne weißmachen möchten, um ihr Verdienst um
die Reinheit und Schönheit der teutschm Sprache in ein besseres
Licht zu stellen. Diese interessante Urkunde ist ein Liebesbrief
des berühmten Eginhard, geheimen Kanzleiraths in Diensten
des Kaisers Karl des Großen, an. seine damalige Geliebte und
nachherige Gemahlin, Emma, Tochter jenes großen Kaisers,
und lautet wörtlich, wie folgt:
Hochpreißliche Emma!
Unser Liebesverhältniß hier, insbeson-
dere dessen Fortsetzung betr.
Wie war eS Ihnen möglich, Hochverehrteste, mich
auf meine letzte Eingabe vom 30. v. M. bis heute
ohne entsprechende Verfügung zu lassen? Hätten
Sie Sich etwa veranlaßt gesehen, von der Fortsetzung
Unseres schönen Jugend-Traumes Umgang zu nehmen,
oder mußten Sie etwaigen Einstreuungen Ihres ge-
strengen Herrn Vaters gebührende Rückficht tragen? —
Ach! welche süßen Hoffnungen hatte Ihr Hände-
druck vom 28. v. M. in mir rege gemacht! Ich
durste erwarten, daß Sie mir in möglichster Bälde
Etwas in Ausficht stellen würden; allein der Anblick
Ihres Gefichts vom 17. hujus hat mich genügend
darauf aufmerksam gemacht, daß alle diesseirigm
Wünsche bis auf Weiteres auf sich beruhen dürsten.
Sich damit rc.
Eginhard» Kanzleirath.
Seligeustadt, am 15. Horuuug 803.
Adjutant. „UmS Himmelswillen, Ercellenz, was ist
Ihnen ?"
General. „Hab ich's nicht gesagt —: Alle Bande der
Ordnung sind gelöst! Da mag der Henker General sein. Ich
nehme meinen Abschied."
Adjutant. „Was ist denn schon wieder geschehen?"
General. „Da lesen Sie! Da erhalt' ich eben die Ordre,
das Militair solle die deutsche Kokarde neben der preußischen
tragen, ob aber rechts neben der preußischen oder links neben
der preußischen, davon steht kein Wort darin. Es ist die voll-
ständigste Anarchie. Gott erhalte den Prinzen von Preußen!"
DaS Resultat einer Offizierswahl.
„Meine Herren, damit wir keine Unannehmlichkeiten haben, bleiben
wir alle Offiziere, und wählen uns lieber einen Gemeinen."
180
Ein Brief de- Kanzleiraths Eginhard.
Zu Pfannenstielhausen ist vor wenigen Tagen ein kostbares
Manuskript in einer Privat - Bibliothek aufgesunden worden,
aus welchem wir ersehen, daß unsere Altvordern durchaus nicht
so barbarisches Deutsch geschrieben haben, wie die Sprach-
Forscher uns gerne weißmachen möchten, um ihr Verdienst um
die Reinheit und Schönheit der teutschm Sprache in ein besseres
Licht zu stellen. Diese interessante Urkunde ist ein Liebesbrief
des berühmten Eginhard, geheimen Kanzleiraths in Diensten
des Kaisers Karl des Großen, an. seine damalige Geliebte und
nachherige Gemahlin, Emma, Tochter jenes großen Kaisers,
und lautet wörtlich, wie folgt:
Hochpreißliche Emma!
Unser Liebesverhältniß hier, insbeson-
dere dessen Fortsetzung betr.
Wie war eS Ihnen möglich, Hochverehrteste, mich
auf meine letzte Eingabe vom 30. v. M. bis heute
ohne entsprechende Verfügung zu lassen? Hätten
Sie Sich etwa veranlaßt gesehen, von der Fortsetzung
Unseres schönen Jugend-Traumes Umgang zu nehmen,
oder mußten Sie etwaigen Einstreuungen Ihres ge-
strengen Herrn Vaters gebührende Rückficht tragen? —
Ach! welche süßen Hoffnungen hatte Ihr Hände-
druck vom 28. v. M. in mir rege gemacht! Ich
durste erwarten, daß Sie mir in möglichster Bälde
Etwas in Ausficht stellen würden; allein der Anblick
Ihres Gefichts vom 17. hujus hat mich genügend
darauf aufmerksam gemacht, daß alle diesseirigm
Wünsche bis auf Weiteres auf sich beruhen dürsten.
Sich damit rc.
Eginhard» Kanzleirath.
Seligeustadt, am 15. Horuuug 803.
Adjutant. „UmS Himmelswillen, Ercellenz, was ist
Ihnen ?"
General. „Hab ich's nicht gesagt —: Alle Bande der
Ordnung sind gelöst! Da mag der Henker General sein. Ich
nehme meinen Abschied."
Adjutant. „Was ist denn schon wieder geschehen?"
General. „Da lesen Sie! Da erhalt' ich eben die Ordre,
das Militair solle die deutsche Kokarde neben der preußischen
tragen, ob aber rechts neben der preußischen oder links neben
der preußischen, davon steht kein Wort darin. Es ist die voll-
ständigste Anarchie. Gott erhalte den Prinzen von Preußen!"
DaS Resultat einer Offizierswahl.
„Meine Herren, damit wir keine Unannehmlichkeiten haben, bleiben
wir alle Offiziere, und wählen uns lieber einen Gemeinen."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein Brief des Kanzleiraths Eginhard"
"Anarchie"
"Das Resultat einer Offizierswahl"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Kaisertochter <Motiv>