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Der Bö heim und der Kornmaier
Adressur vorfindliche Anrede per „Geliebte Hvfkammer fcincv-
wegs paralysiret erscheint. Frage ich nun. was ist da zu thnn?
Und sage ich. unbeschadet der abzugebenden Vota, vordersamst
meine 'Meinung, vel Opinionem:
Man könnte diesem Böheim ein schriftliches „Merk's Dir"
verabreichen, das; er daran genug hätte — will heißen, ihm die
totale Amovirung von seiner Zollstelle nnzeigen.
Für's Zweite könnte man zwar Dies nicht thnn. aber dem
Landrichter Vollmacht geben, ihn auf drei Tage zu incarceriren.
Glaube ich aber, man könnte auch von Beiden! dennoch
Umgang nehmen. Fragt man warum, sage ich darum:
Für's Erste: Es ist wahr, daß dieser, mein weitschichtigcr
Vetter Martin Böheim 30 Jahre lang im Dienst sitzet und
in letzten Zeiten die Bauern wirklich hinterschlächtig geworden
sind, er also de facto nicht so fast im Stande ist. mehr Geld
zu schicken. Laßt sich also wohl denken, das; er die letzte ihm
crtheiltc Nase schwer getragen und darüber augenblicklich irritirt
worden sei!
Für's Ziveite gehet aus seinem acute gehaltenen Schreiben
hervor, das; er Zeitweise an der Armgicht leide — was ein j
Mißgeschick ist. davon ich leider selber am linken Fuß, wie
man weiß, personaliter Kenntnis; habe und zwar in diesem
Augenblicke, so das; ich befürchten muß. die nächsten Tage mit
einschlägigen doloribus nicht verschont zu
bleiben. Wann nun deshalb ich gleichivohl
modo philosophico, weil es sich nicht ändern
läßt, ruhigen Gemüthes bleibe. dürfte mau
doch bei jenseitigem Böheim in Betracht
ziehen, daß ein solches Reißen, und zwar
gerade bei Empfang einer argen, amtlichen
„Nase", ihn aus dem Oontext hat bringen
können.
Ware ich demnach der Ansicht: Man sollte diesen Martin
Böheim allerdings zuschriftlich iu der Weise eoramisiren. daß
er sicher eontentirt wäre und ein anderes Mal nicht mehr so
keck anfzutreten wagte — wann aber Das geschehen
ist. in Erwägung zu ziehen: Ob man ihm, als- einem
30 Jahre lang moraliter et officialiter gut ver-
haltenen Amtirer. nicht etwan doch ein Plätzlein dahier
in churfürstlicher Hauptstadt zuadministriren könnte?
Wesfalls — Wetter, mein Reißen im linken Fuße
nimmt immer zu — wesfalls er dann den Rest seines
Lebens um Etwas vergnüglicher und einträglicher
pereursirte und in Anerkennung dießseitiger Gnade
bleibend dankbar wäre, lind wüßte ich zu der Sache
und Versetzung von Weilheim nach München ein gutes
Expediens — das heißt, wenn der Böheim auf den
Vorschlag einzugehen inelinirt wäre!"
(Fortsetzung folgt.) '
Sinniger Vergleich.
Die Erde ist in den meisten Sprachen weiblichen
Geschlechtes, und das ist vollkommen recht, Iveil man doch
nie dahinter kommen kann, ivie alt sie eigentlich ist.
Verschiedene Eigenschaften.
A: „Wie ist denn der l)r. Heilreimer als Arzt? Seine
Verse macht er sehr lebendig." - B: „Und seine Kranken
sehr tobt!"
Bettler-Stolz.
Bettler (zur Hausfrau, die ilnn 1 me -
haben Sie noch einen Pfennig damit I "gegeben): „§ie,
wenigstens anständiger Weise ^we, b“* Elften Armen
,e Pfennig' geben können'"
Der Bö heim und der Kornmaier
Adressur vorfindliche Anrede per „Geliebte Hvfkammer fcincv-
wegs paralysiret erscheint. Frage ich nun. was ist da zu thnn?
Und sage ich. unbeschadet der abzugebenden Vota, vordersamst
meine 'Meinung, vel Opinionem:
Man könnte diesem Böheim ein schriftliches „Merk's Dir"
verabreichen, das; er daran genug hätte — will heißen, ihm die
totale Amovirung von seiner Zollstelle nnzeigen.
Für's Zweite könnte man zwar Dies nicht thnn. aber dem
Landrichter Vollmacht geben, ihn auf drei Tage zu incarceriren.
Glaube ich aber, man könnte auch von Beiden! dennoch
Umgang nehmen. Fragt man warum, sage ich darum:
Für's Erste: Es ist wahr, daß dieser, mein weitschichtigcr
Vetter Martin Böheim 30 Jahre lang im Dienst sitzet und
in letzten Zeiten die Bauern wirklich hinterschlächtig geworden
sind, er also de facto nicht so fast im Stande ist. mehr Geld
zu schicken. Laßt sich also wohl denken, das; er die letzte ihm
crtheiltc Nase schwer getragen und darüber augenblicklich irritirt
worden sei!
Für's Ziveite gehet aus seinem acute gehaltenen Schreiben
hervor, das; er Zeitweise an der Armgicht leide — was ein j
Mißgeschick ist. davon ich leider selber am linken Fuß, wie
man weiß, personaliter Kenntnis; habe und zwar in diesem
Augenblicke, so das; ich befürchten muß. die nächsten Tage mit
einschlägigen doloribus nicht verschont zu
bleiben. Wann nun deshalb ich gleichivohl
modo philosophico, weil es sich nicht ändern
läßt, ruhigen Gemüthes bleibe. dürfte mau
doch bei jenseitigem Böheim in Betracht
ziehen, daß ein solches Reißen, und zwar
gerade bei Empfang einer argen, amtlichen
„Nase", ihn aus dem Oontext hat bringen
können.
Ware ich demnach der Ansicht: Man sollte diesen Martin
Böheim allerdings zuschriftlich iu der Weise eoramisiren. daß
er sicher eontentirt wäre und ein anderes Mal nicht mehr so
keck anfzutreten wagte — wann aber Das geschehen
ist. in Erwägung zu ziehen: Ob man ihm, als- einem
30 Jahre lang moraliter et officialiter gut ver-
haltenen Amtirer. nicht etwan doch ein Plätzlein dahier
in churfürstlicher Hauptstadt zuadministriren könnte?
Wesfalls — Wetter, mein Reißen im linken Fuße
nimmt immer zu — wesfalls er dann den Rest seines
Lebens um Etwas vergnüglicher und einträglicher
pereursirte und in Anerkennung dießseitiger Gnade
bleibend dankbar wäre, lind wüßte ich zu der Sache
und Versetzung von Weilheim nach München ein gutes
Expediens — das heißt, wenn der Böheim auf den
Vorschlag einzugehen inelinirt wäre!"
(Fortsetzung folgt.) '
Sinniger Vergleich.
Die Erde ist in den meisten Sprachen weiblichen
Geschlechtes, und das ist vollkommen recht, Iveil man doch
nie dahinter kommen kann, ivie alt sie eigentlich ist.
Verschiedene Eigenschaften.
A: „Wie ist denn der l)r. Heilreimer als Arzt? Seine
Verse macht er sehr lebendig." - B: „Und seine Kranken
sehr tobt!"
Bettler-Stolz.
Bettler (zur Hausfrau, die ilnn 1 me -
haben Sie noch einen Pfennig damit I "gegeben): „§ie,
wenigstens anständiger Weise ^we, b“* Elften Armen
,e Pfennig' geben können'"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Böheim und der Kornmaier"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1882
Entstehungsdatum (normiert)
1877 - 1887
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 77.1882, Nr. 1949, S. 179
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg