Fliegende Blätter (8.1848 (Nr. 169-192))

52

Wenn wirds in Deutschland besser sein?

Manch' Andrer will in Sturmschritt fort.
Er denkt, zur Tbat wird schnell das Wort,
Und glaubt, was uns gegeben,

Wird man uns wieder nehmen.

Der einfach schlichte Bürgersmann
Seufzt: „Wie wird sich dies lösen?"

Ter Zweifler, den nichts trösten kann,
Spricht: „Dies führt nur zum Bösen!"

Tie hoffnungsvolle Jugend denkt,

Ta sie an Idealen hängt.

Durch roth-schwarz-goldne Zeichen
Das Ganze zu erreichen.

Ter Geldmann spricht: „Ihr sollt's bereu'n,
Dies wilde Borwärtsstreben!"

Er schließt sein Geld im Kasten ein,

Statl's dem Verkehr zu geben;

Klagt, daß der Eours der Aclien fällt,

Und nirgends mehr jetzt baares Geld;

Doch hat, dies abzuwenden
Tie Mittel er in Händen.

Ter Communist hofft, daß die Zeit
Für ihn zu Nutz und Frommen,

Und spricht im Innern hocherfreut:
„Schon recht, so muß es kommen!"

Er glaubt, die Revolution
Ist da in wenig Tagen schon.

Tann läßt sich hübsch im Stillen
Ter leere Beutel füllen.

So Vieles ist jetzt schon erreicht
Und wird sich treu bewähren,

Doch wie's beim jungen Most sich zeigt,
Er braust und stößt int Göhren:

So ist auch hier bei uns es schon,

Tie Anarchie und Reaction,

Sie ebnen, ohn' zu ahnen,

Der geist'gen Freiheit Bahnen

Doch wer hier glaubt politisch reif
So über Bausch und Bogen
Sei schon das Volk, so glaub ich steif
Und fest, der ist betrogen.

Er geh' durch Deutschland Mann für Mann,
Seh' seine Pappcuhcimer an,

Und sag' dann unumwunden,

Wie viel er reif gefunden!

Nehmt nur Westphalen, Pommern und
Tie Uckermark daneben.

Geht nach der freien Städte Bund,

Und seht dies Zopfthum-Streben.