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Die Folgen eines Frühstücks.

köpfigen Montebello drauf, du sollst sehen, wir werden leben
wie die Götter; von den 800 Thalern, die ich hier noch auf
dem großelterlichen Hause stehen habe, und die mir morgen
ausbezahlt werden, können dir zur Freundschaft heute, als
Feier des Wiedersehens und des Abschieds zugleich, schon
ein Paar springen."

Rheinwein, Rheinlachs, Austern und Champagner waren
Herrn Ductus bei seinen 400 Gulden Gehalt unbekannte Geister
geblieben, und das Wasser lief ihm schon bei dem Gedanken
an ein solches Frühstück im Munde zusammen, auch war es
ja sein Jugendfreund, dem er dies Opfer ohne Geldkosten
brachte; gefehlt hatte er in seiner Expedition auch noch nie,
und das Frühstück konnte nach seiner Berechnung höchstens ein
Stündchen in Anspruch nehmen; er gab daher dem Drängen
des Freundes nach, und ttat, jedoch etwas verlegen, zum ersten
Male in seinem Leben, in Bleizuckers Weinstube.

Zihausen war eine Stadt von circa 80,000 Einwohnern,
oder sie ist es vielmehr noch, und es konnte daher nicht fehlen,
daß unter einer so großen Anzahl Menschen aus den verschie-
densten Ständen, es auch viele reiche Müßiggänger, viele lustige
Lebemänner und leichtsinnige Verschwender gab; diese Bemer-
merkung hatte Herr Ductus früher noch nie so deutlich zu machen
Gelegenheit gehabt, und er erstaunte daher nicht wenig, als er
in die große geräumige Weinsttibe ttat, und an den vielen
Tischen und Tischchen derselben eine eben so zahlreiche als
vermischte Gesellschaft ttaf. Hier saßen an dem großen runden
Mittelttsche reiche Bäcker, Fleischer und Stadtökonomen, die
alle Morgen Geschäftsgänge zu machen hatten, und bei Blei-
zuckers auf einen Augenblick einkehrten, mitunter auch sitzen
blieben und oft kein anderes Geschäft gemacht hatten, als sich
einen respectablen Haarbeutel gekauft zu haben. Im Hinter-
gründe des Zimmers, im gemüthlichen Dunkel, saßen Wein-
reisende und Musterreiter mit dem Wirth in lebhaftem Gespräche,
den die erstem von mitgebrachten Champagnerproben tractirten,
während an den kleinen Seitentischchen Advocaten, Rentters,
Literaten und dergleichen, jeder für sich allein sitzend, Platz
genommen hatten, und dem Anschein nach in einer der vielfach
auf den Tischen hemmliegenden Zeitschriften zu lesen schienen,
und zwischen diesen verschiedenen Gmppen eilten die Kellner
geschäftig hin und her, Wein- und Speisekarten präsentirend,
und das Verlangte eben so schnell als gewandt überreichend.

Hem Ductus hatte mit seinem Freunde an einem der Tische
im dunkeln Hintergründe Platz genommen, und als er sich von
seinem ersten Erstaunen erholt hatte, sah er unter den verschie-
denen Gästen viele ihm bekannte Gesichter, die so wie er der
Beamtenwelt angehörten, die eben so gut wie er um neun
Uhr in ihren Bureau s sein sollten, ohne daß er an diesen
irgend eine Art Aengstlichkeit oder Verlegenheit bemertte, wie
er sie empfand.

(Fortsetzung folgt.)

155

Hiftoria von den Lalenbürgern.

(Fortsetzung.)

Sechstes Abenteuer.

Wie der Kaiser den Lalenbürgem Audienz gibt.

Schultheiß.

Wir haben uns die Frecheit genommen ■—
Kaiser.

Ihr guten Leute, seid mir willkommen!

Ihr seid wohl der Schultheiß lobesan?

Schultheiß.

Verlaubt! ich heiße Hans Schnudrian.

Kaiser.

Die Gegend umher mir wohl gefällt.

Schultheiß.

Wir haben sie extra für euch bestellt.

K aiser.

Das Wetter ist schön, doch etwas zu warm —
Schultheiß.

Ja, heiß ist's; ich schwitze, daß Gott erbarm.
Kaiser.

Doch wehet ein sanfter, ein kühler Wind —
Schultheiß.

Ja der Wind ist kühl, die Luft ist lind.

Kaiser.

Eure Stadt die steht wohl von Alters her?

Schultheiß.

Wohl möglich! wir alle denken's nicht mehr.
Kaiser.

Wie groß ist wohl der Einwohner Zahl?

SN*
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Historia von den Lalenbürgern. Neue Folge"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
(1) "Sechstes Abenteuer. Wie der Kaiser den Lalenbürgern Audienz gibt."

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Narr <Motiv>
Kaiser <Motiv>
Audienz <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Thema/Bildinhalt (normiert)
Lalenbürger <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 8.1848, Nr. 188, S. 155

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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