Fliegende Blätter (84.1886 (Nr. 2110-2135))

Vegetarianer-Poesie.

Wie fühle ich mich so natürlich,

So hannlos in Wald und Feld,

Seitdem ich meine Sache

Aus den Vegetarismus gestellt! —

Wie sieht der biedere Ochse
Mich so voll Vertrauen an,

Er denkt: „Du wirst mich nicht fressen,
Du sanfter Gemüsemann!"

Und die Schweine, sie grunzen so friedlich,
Es schrillt nicht ihr Angstgekreisch;

Sie denken: „Der Mann ist wie 'n Jude —
Der verachtet das Schweinefleisch!" —

Ja, selbst der Hase, der scheue —

Er fürchtet fortan mich nicht mehr; —

Er ahnt, daß ich Vegetarier
Jetzt bin, so gut wie er.

Die Fischlein, sie plätschern so munter
Und der dankbare Hummer, er spricht:
„Sollt' der mag're Kerl 'mal ersaufen,
Den fressen wir sicher nicht!" —

Und streiche ich so durch die Felder —
Wie wird mir so nahrhaft, so wohl:
Wie lächeln Kartoffeln und Rüben,
Weiß-/Roth-j Grün- und Wirsingkohl!

Und die Gerste, die ich im Gebräue
Des schädlichen Biers sonst genoß; —
Zusammt mit dein Hafer, die kttue
Ich jetzt, wie ein richtiges Roß.

Wie leb' ich so einfach und billig —
Kein Kater faßtz jemals mich an!

Ich trinke nur Wasser und Millich -
Das merkt meinen Versen man an! —

Redaction: I. Schneider in München. — Verlag von Braun & Schneider in München.
Kgl. Hof-Buchdruckerei von E. Mnhlthalcr in München.

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