Fliegende Blätter (88.1888 (Nr. 2214-2239))

Sicgcswcrth.
Verstand und Herz, sie sind bei dir
Gar oft iin bittern Krieg,
Es wechselt zwischen Beiden ab,
So wie's schon geht, der Sieg.
Verstandes Sieg, selbst mit Gewinn,
Vermag nicht stets zu sreu'n;
Des Herzens Sieg, selbst mit Verlust,
Er wird dich selten reu'n.
_' Or. Märzroth.
Kascrnhofblüthc.
Unteroffizier (zu seinen Rekruten): „Kerls, wenn Ihr nicht
Obacht gebt, dann laß' ich Euch stehen, bis Ihr Zinsen tragt!"
Unnöthigc Vorsicht.
Vater: „Carlchen, ich hoffe doch, daß Du in der Pension
keine Schweincwurst iß't; es könnten leicht Trichinen darin sein."
— Carlchen: „Ach, die schaden mir nicht; die Frau Professor
schneidet die Wurst so dünn, daß die Trichinen alle zerschnitten
werden!" _
Verdorbener Spaß.
Aller Anfang, Wachsen, Werden,
Es erfteut uns ohne Maß,
Aber daß das — End' nie ausbleibt,
Das verdirbt den ganzen Spaß!

Probates Mittel.
Herr Rentier Schnabel, ein behäbiger, wohlbeleibter, älterer
Herr, ist in Theilheim auf Sommerfrische. Mit ihm gleichzeitig
unter Anderen auch die Frau Commerzienrath v. Zünglein
aus Berlin, eine wegen ihrer Geschwätzigkeit geradezu gefürchtete
Dame. Eines schönen Tages schickt sich Herr Schnabel an.


eine Anhöhe so recht gemächlich zu besteigen — als hinter ihm in
hastigen Schritten Frau v. Zünglein einhertrippelt. „Ei, Herr

Probates Mittel.


Schnabel, das ist schön, daß ich Sic hier treffe. Sie gehen
wohl auch nach dem schönen Aussichtspunkt hier oben?" ruft
sie aus. — „Zu dienen, gnädige Frau", erwidert höflich grüßend
der überraschte Rentner, „aber ich vermag diese Anhöhe nur
sehr langsam zu besteigen." — „Ganz mein Fall", sagt
Frau v. Zünglein, „gestatten Sic nur, daß ich Ihnen Gesell-
schaft leiste." — „Sehr angenehm!" knurrt Herr Schnabel
entgegen, und sein langes Gesicht verräth das Gcgcnthcil von
dem, was er eben ausgesprochen. Jndcß läßt sich die Frau


Commerzicnräthin dadurch nicht beirren, fängt vielmehr sofort
in einem großen Redeschwall an, über alles Mögliche sich