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Der Zwetschkenkuchcn.
da sie gar nicht darauf kommen konnte,
wohin die Zwetschken gekommen, wendete
sie sich nach Rückkunft ihres Mannes an
dessen Talent als Untersuchungsrichter.
Den Herrn Staatsanwalt schien die
Sache sehr zu interessiren und er ver-
sammelte den ganzen Haushalt, bestehend
aus drei Kindern, der Gouvernante,
zwei Dienstmädchen und dem Diener,
in der Wohnstube.
„Es ist heute Nacht in meinem
Hause ein Zwetschkenkuchen aller seiner
Zwetschken entleert worden! Das ist ein
Vergehen des Diebstahls! Wenn dies
Seitens meiner Leute geschehen ist, so
macht es nichts; sollte aber ein Fremder
dies gethan haben, bin ich gezwungen,
die Polizei in Anspruch zu nehmen, und
ist die Anwesenheit von Schutzleuten in
meinem Hause mir unangenehm."
Das Verhör des Herrn Staatsan-
walts begann, und nach einigem Zögern
gestand die Köchin ein, circa sechs
Zwetschken, das Zimmermädchen
circa sieben, jedes der Kinder acht
bis zehn und die Gouvernante und
der Diener je fünf Zwetschken in der
Dunkelheit von dem Kuchen abgcgcsscn
zu haben.
Die Frau Staatsanwalt hielt eine
tadelnde Rede über Naschhaftigkeit; als
sich aber die Kinder und Angestellten
entfernt hatten, sagte sie ihrem Mann,
die Sache sei noch nicht aufgeklärt;
denn er habe zwar das Fehlen von
fünfzig Zwetschken constatirt, es seien
aber f ünfundsechzig auf dem Kuchen
gewesen, sie wisse das genau. „Na, be-
ruhige Dich, Herzchen", sagt der Staats-
anwalt,' „zehn habe ich gestern, als
ich vom Club hcimkam, noch gegessen;
da fehlen also nur noch fünf un-
aufgeklärte!" — „Nun", ruft die Frau
Staatsanwalt zögernd und ver-
legen, „... die nehm' ich auf mich!"
L. Lchlessinrier.
Winter-Ständchen.
-Kch steh' vor Deinem Fenster ' So komm' doch und erfreue
E Und harre Dein und frier', ^ Durch Deinen heißen Kuß
Es starrt mein Blut vor Kälte Den's ganz gewaltig frieret
Ob vierzehn Reaumnr. Bei achtzehn Celsius.
Und kommst Du nicht? So bleibe;
Hältst mich zum Narren heut!
Ich geh' — es lieb' der Teufel
Bei Null Grad Fahrenheit.
M. e.
Sin nspruch.
Die reinste Lust strahlt aus dem Fraueublick
Wohl bei der Liebe zaubersüßcm Lächeln;
Die höchste aber strahlet er zurück,
Wenn sie zu Zweien eine Dritte hecheln!
w. q.
Schmeichelhaft.
„. . . Sic trauen also meinen Versicherungen, liebes Fräu-
lein?" — „Freilich! Wer könnte Ihnen wohl mißtrauen?
Sie sehen ja so aufrichtig und treuherzig d'rein, lvic unser
alter Caro!"
Der Zwetschkenkuchcn.
da sie gar nicht darauf kommen konnte,
wohin die Zwetschken gekommen, wendete
sie sich nach Rückkunft ihres Mannes an
dessen Talent als Untersuchungsrichter.
Den Herrn Staatsanwalt schien die
Sache sehr zu interessiren und er ver-
sammelte den ganzen Haushalt, bestehend
aus drei Kindern, der Gouvernante,
zwei Dienstmädchen und dem Diener,
in der Wohnstube.
„Es ist heute Nacht in meinem
Hause ein Zwetschkenkuchen aller seiner
Zwetschken entleert worden! Das ist ein
Vergehen des Diebstahls! Wenn dies
Seitens meiner Leute geschehen ist, so
macht es nichts; sollte aber ein Fremder
dies gethan haben, bin ich gezwungen,
die Polizei in Anspruch zu nehmen, und
ist die Anwesenheit von Schutzleuten in
meinem Hause mir unangenehm."
Das Verhör des Herrn Staatsan-
walts begann, und nach einigem Zögern
gestand die Köchin ein, circa sechs
Zwetschken, das Zimmermädchen
circa sieben, jedes der Kinder acht
bis zehn und die Gouvernante und
der Diener je fünf Zwetschken in der
Dunkelheit von dem Kuchen abgcgcsscn
zu haben.
Die Frau Staatsanwalt hielt eine
tadelnde Rede über Naschhaftigkeit; als
sich aber die Kinder und Angestellten
entfernt hatten, sagte sie ihrem Mann,
die Sache sei noch nicht aufgeklärt;
denn er habe zwar das Fehlen von
fünfzig Zwetschken constatirt, es seien
aber f ünfundsechzig auf dem Kuchen
gewesen, sie wisse das genau. „Na, be-
ruhige Dich, Herzchen", sagt der Staats-
anwalt,' „zehn habe ich gestern, als
ich vom Club hcimkam, noch gegessen;
da fehlen also nur noch fünf un-
aufgeklärte!" — „Nun", ruft die Frau
Staatsanwalt zögernd und ver-
legen, „... die nehm' ich auf mich!"
L. Lchlessinrier.
Winter-Ständchen.
-Kch steh' vor Deinem Fenster ' So komm' doch und erfreue
E Und harre Dein und frier', ^ Durch Deinen heißen Kuß
Es starrt mein Blut vor Kälte Den's ganz gewaltig frieret
Ob vierzehn Reaumnr. Bei achtzehn Celsius.
Und kommst Du nicht? So bleibe;
Hältst mich zum Narren heut!
Ich geh' — es lieb' der Teufel
Bei Null Grad Fahrenheit.
M. e.
Sin nspruch.
Die reinste Lust strahlt aus dem Fraueublick
Wohl bei der Liebe zaubersüßcm Lächeln;
Die höchste aber strahlet er zurück,
Wenn sie zu Zweien eine Dritte hecheln!
w. q.
Schmeichelhaft.
„. . . Sic trauen also meinen Versicherungen, liebes Fräu-
lein?" — „Freilich! Wer könnte Ihnen wohl mißtrauen?
Sie sehen ja so aufrichtig und treuherzig d'rein, lvic unser
alter Caro!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Zwetschkenkuchen"
"Winter-Ständchen"
"Schmeichelhaft"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)