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Die Wacht im Osten: Feldzeitung der Armee-Abteilung Scheffer — 1916 (Januar - Dezember)

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(Nr. 33-62, Januar 1916)
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Urmee, di« im Verein mit den tapferen
Verbündeten den Feind tn nicht mehr als
zwei Monaten auS jedem Gebict gejagt
^ haben, obwohl die Engländer und Frau-
l tosen fich dazu hergaben, dte Hand zu
k birten. Die von der Türkei abgetretenen
t Hebiete bezeichnete der König als ficheres
L Pfand einer dauernden Freundschast mtt
X dem benachbarteu Bolk.

Begeistert stimmten die Abgeordnete« in
E dte Schlußworte der Thronrede des Königs
« ein: Es lebe Bulgarien, es lebe die bul-
k garische Armee I 25 Minuten hat die Ber-
» lesung der Throurede gedauert. Dann
I stetgt der König von der Estrade herunter
s und geht auf jenen Mann zu, der set»
- treuester Mttarbeiter an der heutigen
k erfolgverheißenden Politil Bulgartens ge-
k wesen, auf den Mtnisterpräfidenten Rados-
s lawow. Lange drückt der König dem
l Ministerpräfidenten Lie Haud. Dann ver-
j laßt er mit de» Prinzen uud seinem Ge-
! folge unter neuem stürmischen Jubelrus
! den Saal. Aus einer Tür der Hinterwand
! aber treten Priester in stlbernen uud
! goldenen Gewändern mit brennenden Ker-
I zen in den HSnden und wcihen die Kriegs-
tagung der Sobranje mtt Singen «nd
Beten ein, auf daß das Ende dieses Krieges
so glücklich sei» möge, wie setn Anfang
geweseu.

Dann begab fich König Ferdinand tn
daS Ministerzimmer, wo er besonders
Nadoslawow dankte und ihm setne Be-
srirdigung über deu glSnzeodeu Verlauf
der Sitzuug aussprach, die eine Kuud-
grbung der Sinigkett des bulgarischen Bolkes
darstelle.

Dort feiert man, was wir 1871 feiertm.
HeU Hoheuzoller» und Wettinl

Noch eiu Bild aris SaloM.

Eine hochgestellte Persönlichkett, di«
Saloniki am 21. Dezember mtttags ver»
lassen hat schllderte dte dortiqen VerhSÜ-
nisse dem Berichterstatter der Neuen Freien
Prefle in Sofia folgendermaßen: Die Stadt
wird ausschließlich vo» deu Grieche» ver-
waltet, die Engläuder und Fraozose» be-
fitzen nur das Zollamt, Kasernen und
Schulen unb wohnen tn Privathäuseru
gegen schon im voraus gezahtte Mieten.
Die Eisenbahnlinien Saloniki-Doiran, Sa-
loniki-Gewgheli, Saloniki-Monastir und Sa-
loniki-Oktschllar find für den Personenver-
kehr stei. Die Engländer und Franzosen
werben für ihre Truppentransporte bevor-
zugt. Nur drei Tage lang war wegen eines
Zusammenstoßks zweier englischer Bahnzüge,
der viele Opfer forderte, der Bahnverkehr
eingestellt. Die Augehörigen Oesterreich-
llngarns uud Deutschlands haben Saloviki
auf Anraten ihrer Konsuln nach dem Rück-
zug der griechischeu Truppen verlaffen.
Der österreichisch-uugarische «nd der demsche
Konsul waren am 21. Dezember noch dort.
Vermögende Familien fliehen massenweise,
hauplsächlich nach Altgriech. nland. Sarralls
Erklärung, daß für Saloniki keiue direkte
Gefahr bestehe, brachte eine gewisie Be-
ruhigung. Dte griechische Besatzung ist
sehr klein. Griechische Truppen stehen
hauptsächlich westlich bei Doiran undKatarin
und ö-stlich in Seres und Drama. Bis
zur Abreise des Gewährsmannes hatte«
die EnglLnder weder die Befitznahme Sa-
lonikis noch den Kriegszustand erklärt.
Karaburun ist fest in grtechischen HSnden.
Die Franzoseu haben brette Verteidigungs-
liuien von Tohein »ach Orfano angelegt.

Dr« ««»t t« VW«».

Tag und Nacht errichten fie SchützengrSben
und Drahtverbaue unter Mthilfe serbischer
Flüchtlinge. Nach der Anlage ihrer Be-
festigungen stchern stch die Vierverbands-
truppen den Rückzug auch nach Chal-
ktdtke. Au ben drei Südspitzen der Halb-
insel haben die Engländer Einschiffungs-
brücken für die zurückflutenden Truppen
geschlage». Der heutige Stand der Vier-
verbandstruppen einschließlich der Trains
dürfte kaum 130 OVO Mann übersteigen.
Groh ist die Erbitterung ber Franzosen
gegen die Engländer und der Haß der
Griechen gegen die Engländer uud Fran-
zosen. Die Engländer betrachteu ihre An-
wesenhett als eine Art Sport, fie treten
herrisch auf und stnd oft bezecht, auch die
Osfiziere. Die Franzosen stnd für ewe«
WiMerfeld;ug nicht ausgerüstet. Ein stan-
zöfischer Gewährsman« sagte: „Wir find
das Opfer Englanbs und l isten nur Wider-
stanb, weil in Frankreich bei einer kamps-
losen RLumung die Revolution uuausbleib-
lich wäre." Die Franzosen fürchten die
Bulgaren wie das Feuer, vor diesen
„graustgen Ttgern" — sagen ste — gäb
es kein Mittel als die Flucht. Die Wahlen
verliefen in Saloniki völltg ruhig; alleS
steut fich Sber die Niederlage Venizelos.

_ (Kr.Ztg.)

Die Lage m Athe« v»d Salomki.

Gunaris hieü dem König einen Bortrag
über den Sußerst zufriedenstellenden Ber-
lauf der Wahlen, dte eine erhebliche
Schwächung der Benizelospartei ergabeu.
AlS Führer der Mehrheit erklLrte Gunaris,
die Regierung unterstützen zu wolle«, da
bie Sußere politische Lage erfordere, daß
augenblicklich kei» KabiuettSwechsel statt»
stude. Der König hieß die Darlegunge»
Gunaris' gut.

Bei Saloniki haben dte Franzosen thre
Stellungcn auf dem rechten Ufer des War-
dar, die Briten auf dem linkcn Ufer. Die
griechischen Truppen halten die Zone west-
ltch und östltch der englisch stanzöstschen
Kriegszoue besetzt.

Nach Berichten, welche bie bulgarische
Regieruug erhatten hgt, wkd das grtechische
Kabinett die Landung der Bierverbands-
truppen in Kawalla nicht zulaffen. Diese«
Beschluß tellte die griechische Regierung
den Vertrctern der Vierverbandsmächte tn
Athen mit.

Man erfiihrt auS Athen: dte griechische
Regierung hat ueuerlich einen Protest gege«
die Ueberschreituug der griechifchen Grenze
durch die Bulgaren vcrfaßt. Sie tat es,
um dadurch ihre Uvpartellichkett zu bewessen.
Andererseis hat dte griechische Regterung
von den MittelmSchien entfprechende Ver-
ficherungen erhalten, daß das besetzte Ge-
biet nach der Einstellung der Feindseltg-
keiten unvermindert zurückgegeben wird.

Unerschrockenheit.

Am 15. Oktober 19lb galt es ein Fran-
zosen-Rest zu nehmen. Ueberraschend sollte
der Angriff vor fich gehen. Eine mit Unter-
ständen versehene stanzöfische Sappe mußte
gesäubert werden. Leutnant Küster aus
Leisnig in Sachsen und Gefreiter Uder-
stadt aus Brunsbüttlerhafen, von etnem
Referve-JSger-Bataillon drangen an der
Spitze emiger Leute in die Sappe etn.
Die Mannschaft eines stanzöfischen Ma-
schinengewehrS, die dteseS gerade schußfertig
machen wollte, wurd« durch zwet wohlge-

zielte Handgranaten vernichtet. AlS aus
den UnterstSnden völlig überraschte Fran-
zosen herauskamen, die fich ergaben, wurde»
Leutnant Küster und d«r Gesteite Uderstadt
von ihren Leuten getrennt. Trotzdem
drangen fie alletn wetter vor und über-
rumpellen etn zweiteS stanzöfischeS Ma-
schtnengewehr mtt etwa 20 Mann durch
den Ruf: „A bas les armes". Ste über-
gaben die Gefangenen den nachfolgenden
Kameraden und wetter gtngs. Was fich
ihnen in den Weg stellte, wurde cknrrch
Handgranatrn getötet, verwundet oder zur
Uebergabe gezwungen. So fielen thneq,
ehe fie das Ende der Sappe erreichteu,
noch wettere zwet stcmzöfische Maschtne«-
gewehre in die Händ«.

SouutagSplauderei.

M«i» lieber Gefreiter.

llnd vu hast m:r kein Weihriachtsgeincht auf de»
Lisch flattern laffe»? Schreibst, d« htktest kdiaii
Zeit, „schdne Gedichte" zu verfaffen; bei deinen tüst-
lichen Xleintierjagden kttmen dir nar Jnsektenaedichte
ia den Sin», «ad die .flögea" doch in den PaPier-
karbl —

DaS ist »icht IchSa ,»a dir! Schick' mir d,ch eiae»
VerS, «in Bruchstück eiaeS GedichteS, daS «inen gute»
Sinfall, einea hübschen Gedanken, einea derben Wttz
enttztllt! D« stehst doch aicht im ABK-Schützengraten k
— Wozn ist denn deiae Schristleitnag da? Die ist
froh, wena fie dir unter die Dichterarme greifea
kaaa. Aber bitte. dein« Lieben zn Hanfr, — di»
mach' nnr aicht allzn flaumweich! So etwaS migen
wir nicht!

Hast du da« Gedicht de« Herrn IkompagnieführerS
gelese«, der den Tod tidlich haßt«? S» «ia frischer
Gedank« ist unbezahlbar. Der hatte dea <«ra gr-
troffen.

Richt wahr? Bor dir liege» di« laagweilig»
Schneefelder mst den »iehisch dummen Ruffen, hinter
dir stehen die lieben Brieffchreiber. Nun kommt einr«
der Sedaake, weaa da» doch ein Lade uähme, ,f«
oder so". Lder da» ist der dümmste aller vedaaki».

Solch eiaen dnmmen Gedanke« mit kräftigea, knrze»
Versea abzutuu, daS ist beffer alS di« schSaste Vedek

llad aaßerdem gibt e» so vielr — gat« uad miader-
wertige — Sedaaken, die eiaem im Baaar de» llater-
staadsleben» »od de» Schützeagrabendasein» aaftanche».
«pinnt fi« auS, fiellt die «iaeu ia ihrer gaazen Echb»-
hrit, die aaderen — wie jener tkompagnieführer — i»
ihrer Verwerflichkest dar. Jhr klärt Eure Emp-
fiadangen, wena Jhr die Frag« klilrt. vad
daaa habt Jhr so maache» «rlebt! Schildrrt e»
kurz i« freier Rede oder in Dichtung, ohoe ^ei
FloSkela, ohae viel JLgerlateial

Die Schristkeitung bekomnst f, virk sokche Erkebnkffr
von auSwLrt« pigesandt. «ara» »tcht an« de»
Schützeagräben, die ihr am Herze» liegea?

Da» ist schSa, Soaatag»arbeit, seia Deakea, sei»
L»a zu überlegea und zu schildera.

»Den schlechtea Man« muß maa »erachtr».

Der otcht brdacht, wa» «r vollbriagt."

Grüße mir i» dtesem Eiaae deiae «amerade» I
Dein« grtreu, SchristleittMK.

S»ld»te«het« i« Jwje.

I» Jwse »nrd« am »6. Dezember eia «oldMe»-
hri« erSffaet. Bei drr Feier saag der »hor d«
S. tkompagnie Münster S, der sich auch um d:e «ei^
aachtSfestlichkeite» i» der liirche uad t« Lazmest ver-
dieut gemacht hat. Da» Soloateaheim »irtet eine»
angenehmea Lusruthatt zum Lesea, Schrribea «G z»r
vnterhaltnng. _

Jea«««.

Von Lnton Feadrich.

I.

Di« Lichter auf dem großea Christbaum, der »o»
dem Parkett de» AhnenkaaleS hiaauf zu de« Rokoko-
schnLrkeln der Decke reichle, brenmea »ur noch al»
kleiae Etümpfchen. Jm letztea Scheiu de» oerlSschen»
de» BaumeS sahen die GraudseignenrS vo» de»
Wündea mtt dem toten Lauerblick aller Lhaenbstd«
herab auf den feierlich gedecktea Tisch, au de« der
deuische DiviflonSstab de« xtea Lrmeekorp» fich i» de«
alten Schloß ia Nordstaokreich vereinigt hatte.

„Na. Berger, jetzt sollten Sie un» wa» erzShle»."
sagte die Exzellen, -m oberen Eabe der Tafel, h,h
da« Glas gegen dea Lngcredete» und weadrte stch z»
der ganzea Tafelrun « mst der Lufforderung: „Unser
jüngster Leutnaat!"

Die Sstlstr »langrn uad der Gefriert« erho» fich
st«d stramm uad dankte ehrrrbiettg dem kleiaea
 
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