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ein Jahrhundert früher die Genossen des Kylon auf der attischen Akropolis angewandt,1)
nach den Ephesiern verwandte es Polykrates von Samos, als er die von ihm eroberte Insel
Rheneia, über den vier Stadien breiten Canal hinweg, mit dem Eilande Delos durch eine
Kette verband, um sie dem delischen Apollon ins Eigentum zu geben.2) Noch in viel
späterer Zeit sind bei eigenartigen Anlässen ganze Städte einer Gottheit zugeeignet worden,
so Xanthos urkundlich den lykischen Landesgöttern von Antiochos dem Großen.3) Über-
raschend ist aber das Maß von sieben Stadien, das Herodot für die Entfernung der Alt-
stadt vom Artemision angibt, während es in der ausführlicheren Erzählung Ailians nicht
vorliegt. Augenscheinlich wollte Herodot damit die Schwierigkeit des Verfahrens, das ihn
interessierte, hervorheben, und da er auf seinen Reisen Ephesos mindestens berührt haben
muß, wird er dort davon, sei es gehört, sei es irgendwie selber sich einen Begriff gebildet haben.
Die Ziffer erweckt sonach Vertrauen, ist aber kaum zu controlieren. War sie einst
durch Messung am Seile gewonnen, so ist weder Anfang noch Ende der Messung bestimmbar.
Herodot sagt: έξάψαντες έκ του νηοΰ σχοινίον ές τδ τείχος, Ailian: έκδήσαντες έκ των πυλών καί
των τειχών θ-ώμιγγας συνάψαί τοΐς κίοσι του της Άρτέμιδος νεώ. Dabei ist aber undeutlich, ob
das Seil nur um einige oder (dem Artikel τοΐς nach) um alle Säulen des Heiligtums, dessen
Stylobat einen Umfang von 310m besaß, geschlungen wurde und ob es nur bis zur
Stadtmauer (ές τδ τείχος — έκ τών τειχών) oder um dieselbe geführt war. Bei Annahme
eines Schrittmaßes kennt man den Lauf des schon des Bergwinkels halber gewundenen
Weges so wenig wie den Zielpunkt. Dazu kommt, daß die Identität des mittelalterlichen
Mauerringes mit dem antiken zwar recht wahrscheinlich, aber derzeit keine offenkundige
Tatsache ist und daß für das Stadion Herodots verschiedene Größen berechnet worden
sind. Dörpfeld4) nimmt es als das gemeingriechische Stadion zu 164m an, was eine Ent-
fernung von 1148™ ergäbe; nach Olympischem Maß würde sogar eine Größe von 1346™,
nach dem Samischen von 1470m herauskommen. Nun beträgt, nach der Specialkarte
Hauptmann Schindlers gemessen (Fig. 8), die Luftlinie
1. von der Nordostecke des Artemision

bis zum Nordende der Burgmauer
bis zum Südende der Burgmauer

780 m
600 m
36om

bis zum Eingangstore der Stadtmauer

2. von der Südwestecke des Artemision
bis zum Nordende der Burgmauer
bis zum Südende der Burgmauer

880 m


bis zum Eingangstore der Stadtmauer
und der Umfang der Burgmauer beträgt

*) Plutarch, Solon 12. 2) Thukydides III 104.
3) Festschrift für Otto Hirschfeld 77 ff. Weiteres bei H.

Usener, Epigramm von Knidos, Rhein. Museum XXIX 38 ff.
4) W. Dörpfeld, Athen. Mitteil. XV 186.
 
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