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Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Forschungen in Ephesos — Forschungen in Ephesos, Band 1:, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.43825#0230
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VI Studien am Artemision.

er auf der folgenden Seite als Fig. 156 reproducierte Situationsplan
des Artemision, den Carl Humann auf meine Bitte aufnahm und
mit den Coten seines Nivellements versah, da es in der Publication
J. T. Woods an einem solchen Behelfe gebrach, zeigt die Tempel-
stätte, wie wir sie im Jahre 1895 vorfanden. Die entdeckten Werk-
stücke, so weit sie am Orte verblieben, liegen in einer ungeheuren
Grube, die sich am Südwestfuße des Ajasolukhügels (vgl. Fig. 8)
in der freien Talebene öffnet. Von Ost nach West ist sie 180 Meter lang, von Süd
nach Nord 120 Meter breit; ihre auf sieben Meter zu schätzende Tiefe steigert sich
durch die ausgehobenen, drei bis vier Meter hohen Schutthaufen, welche die Grube um-
geben. Nach Abschluß seiner Unternehmung zu Anfang 1874 hatte Wood das von ihm
erworbene Terrain mit einer vier Fuß hohen Steinmauer umzogen, um die ergrabenen
Reste gegen Antastungen zu schützen. Auch war ein eigener Wächter bestellt, der gegen
die Pflichten der Aufsicht nutzbare Stellen des ummauerten Terrains bewirtschaften durfte.


Trotz dieser Maßregeln sahen wir aber Schaf- und Rinderherden zeitweilig über schadhaft
gewordene Stellen der Einfriedung vordringen, um die Vegetation abzuweiden, mit der die
Natur sofort von der Tempelstätte Besitz ergriffen hatte. Nach so kurzer Zeit fanden wir
Feigenbäume, wilde Weiden und italienische Pappeln zu erstaunlicher Höhe aufgewachsen,
Ahorngebüsch, Agnus castus, Disteln, Binsen und Schilf um und über den Trümmern in
massiger Fülle ausgebreitet. Vom nahen Hügel aus gesehen, glich das Ganze, wie Fig. 2
veranschaulicht, einer dichten Wildnis, die sich grün in der fahlen Talebene abhob; nur
hie und da sah die Stelle eines umwachsenen Marmors weiß hervor. Wie in einem Labyrinth
wollten die bunt durch- und übereinander lagernden Werkstücke aufgespürt und für die
Betrachtung entwirrt sein. Reptilien und Frösche, Kröten und anderes Getier war da heimisch
geworden, allabendlich versammelten sich hier Schakale, um die Nachtruhe durch ihr
klagendes Geheul zu stören und den Hühnerbestand des Dorfes gelegentlich zu gefährden.
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Forschungen in Ephesos I.
 
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